Kirchen

Kirchen von A–Z

Wehnsdorf


 

Bilder: Die Kirche von außen, die Kanzel und der Altar

   
Schlüsselhüter / Kirchenöffnungszeit
   
   Brigitte Hoffmann,Wehnsdorf 29, Tel. 035455/ 3432

Kirchenführung nach Anmeldung erhältlich bei: Brigitte Hoffmann, Tel. 035455/ 3432
   

 

Der kleine rechteckige Feldsteinbau aus unregelmäßig gefügtem Mauerwerk entstand im 15. Jahrhundert. Das Holz der Eingangstür soll aus dem Jahr 1471 stammen. Am 23. Juli 1656 zerstörte jedoch eine Feuersbrunst etliche Häuser des Dorfes und auch die Kirche.

Ab etwa 1670 baute man die Kirche wieder auf. Dabei vergrößerte man die Fenster und fügte im Süden eine kleine Eingangshalle und die Sakristei an. Der Turm mit Kugel und Wetterfahne wurde erst 1724 in Fachwerk errichtet und ist heute verbrettert. Hier hängt eine 1911 von Heinrich Ulrich/Apolda gegossene Glocke.

Unter einer flachen Decke zeigt der Innenraum eine Ausstattung aus der Zeit nach dem Wiederaufbau: der Taufstein stammt inschriftlich von 1673, die ursprüngliche Kanzel und der Beichtstuhl von 1674, das Patronats- und Gemeindegestühl und ganz sicher auch die nördliche Empore von 1691.

Für das heutige Erscheinungsbild der Kirche ist jedoch die vereinheitlichende Fassung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts prägend.

Die Bemalung der Putzdecke imitiert mit ihrer Einteilung, den Medaillons mit Putti und den dekorativen Blattkartuschen eine klassizistische Stuckdecke. Auch die Brüstungsmalerei der Emporen stammt aus dieser Zeit. 1851 leistet man sich zudem eine Orgel von Christoph Schröther d. J. aus Sonnewalde. Der Prospekt ist noch erhalten, das heutige Werk stammt von Arno Voigt, Liebenwerda (Opus 16, um 1910).

Der jetzt als Kredenz genutzte Schrank enthält vermutlich die ehemaligen barocken Kanzelfüllungen. Später erfolgte offenbar ein Umbau der Kanzel, die heute eine Fassung aus dem 19. Jahrhundert zeigt. Aus dieser Zeit ist auch ein Kirchenkasten mit eisernen Bändern vorhanden, an dessen Vorderseite Eisenbeschläge die Jahreszahl 1836 bilden.

Der schöne barocke Altaraufsatz wurde 1753 errichtet. Diese Jahreszahl steht unter der Inschrift auf der Rückseite, die auch auf den damaligen Pfarrer Friedrich Gotthelf Hentzschel verweist, der von 1741-61 als Pfarrer in Großkrausnik und der Tochterkirche Wehnsdorf amtierte.

Das Altarbild zeigt den gekreuzigten Christus und die trauernde Maria-Magdalena. Elegante Akanthusranken bilden die geschnitzten Seitenhänge. Über der Kartusche mit einem später aufgebrachten Psalmspruch erhebt sich als Altarbekrönung eine von Wolken eingefaßte Sonnenscheibe mit dem hebräischen Gottesnamen.

Der Altar erhielt im Zuge der Arbeiten im 19. Jahrhundert ebenfalls eine klassizistische Farbgebung. Diese Fassung wurde in Entsprechung zum gesamten Raum 2019 freigelegt und restauriert.

Unmittelbar nach Fertigstellung des Altars entstand die bemerkenswerte Altarbekleidung. Die prominent applizierte Jahreszahl 1754 verweist auf den direkten Zusammenhang zwischen der Errichtung des Altars und dem gleichzeitig gestifteten Antependium. Deshalb und aufgrund der Seltenheit an textilen Beispielen des 18. Jahrhunderts ist das Stück besonders wertvoll und erhaltenswert.

Seit dem Jahr 2000 hat die Kirchgemeinde große Anstrengungen zum Erhalt ihrer Kirche unternommen und dabei vieles in Eigenleistung erbracht:

  • 2000: Erdabtrag auf dem Kirchhof, Fundamente für die Anbauten und neuer Fußweg
  • 2001: Außenanlage des Kirchhofes fertiggestellt
  • 2007–08: Sanierung von Decke und Wänden mit Erneuerung der Deckenmalerei
  • 2019: Restaurierung des Altars

 

Annegret Gehrmann (2020)

 

Quellen:
Georg Dehio: Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Brandenburg; bearbeitet von Gerhard Vinken, durchgesehen und erweitert von Barbara Rimpel; Deutscher Kunstverlag 2012
Jung/ Spatz: Die Kunstdenkmäler der Prov. Brandenburg, Berlin 1917, Band 5, Teil 1: Kreis Luckau
Auszüge aus Rechnungsbüchern der Kirchengemeinde Wehnsdorf, erstellt von Konrad Ziegler und Johannes Wurms
Otto Fischer: Ev. Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg, 1. Band; Berlin 1941
Kunstgut-Datenbank der EKBO