Kirchen

Kirchen von A–Z

Frankendorf


 

Bilder: Die Kirche von außen, die spätgotischen Ostfenster und die Einbaumtruhe

   
Schlüsselhüter / Kirchenöffnungszeit
   
   Schlemmerstube Kolkwitz, Goßmar Nr. 47, Tel. 03544/ 60 65

Carola Graßmann, Goßmar Nr. 27a, Tel. 03544/ 26 85
   

 

Für den kleinen Ort ist die Kirche ein recht stattlicher Saalbau aus Feldsteinmauerwerk mit Einfassungen aus Raseneisenstein, der vermutlich im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Im Jahr 1297 wurde Frankendorf dem Kloster Dobrilugk übereignet.

In der Ostwand der Kirche befindet sich die typische Dreifenstergruppe mit mehrfach gestuftem Backsteingewände. Der Backsteingiebel darüber ist mit großen Viertelkreisblenden und nur noch fragmenthaft vorhandenen Fialen geschmückt und entstand vermutlich Ende des 15. Jahrhunderts. Auch die Portale im Norden und Westen stammen aus dieser Zeit und weisen mehrfach gestufte Backsteingewände auf. Das ursprüngliche Westportal ist heute vom Schiff her vermauert und nur noch von der Turmseite aus sichtbar.

Der verbretterte Westturm mit quadratischem Dachreiter kam 1711 hinzu. Das gleiche Datum trägt die Wetterfahne der Kirche. Im Turm hängen zwei Glocken. Auf der kleinen findet sich die Inschrift: „Mich Goss Meister Störmer zu Erfurt“. Die große Glocke trägt ein Zitat aus dem Evangelium nach Matthäus.

Die Türblätter der beiden Spitzbogenportale weisen spätgotische Beschläge auf. In die nördliche Tür wurde in Kapitälchen folgende Inschrift geschnitzt: „IN NOE × PATRIS × FILIJ ET SP[IRIT]US × S[ANCTI]:“ (= Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Hlg. Geistes) „GREGORIUS / SCHWABEN VON SCHONBORN TAVFNAM / 1574“. Darunter steht in etwas kleineren Buchstaben: „FABIANVS MOELLER LVC[AVIENSIS]: 1565“.

Die nördliche Backsteinvorhalle wurde um 1900 angebaut, die großen Rundbogenfenster im Süden und Norden der Kirche stammen aus dem 18. Jahrhundert. Zeitgleich dürften die West- und Nordempore unter der Balkendecke entstanden sein.

Heute wird der Raum maßgeblich von den drei Ostfenstern geprägt, die Fragmente spätgotischer Glasmalerei enthalten und um 1420/30 datiert werden können. Sie wurden in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach restauriert (1911, 1957 und in den 1970er Jahren). Das linke Fenster zeigt Christus als Schmerzensmann und das mittlere die Kreuzigung. Im rechten Fenster sind lediglich Ornamentreste erhalten.

Die frühere Ausstattung der Kirche ist so gut wie nicht mehr vorhanden. Unter dem damaligen Pfarrer Sundhaußen wurde 1962 der Altar aus dem 19. Jahrhundert abgerissen und mit einigen „alten Bänken und Nischen“ für 88 DM abtransportiert. 14 der historischen Bänke wurden wieder eingebaut – sie bilden heute das Gemeindegestühl. Auch Fußbodenplatten aus dem 17. Jahrhundert wurden ausgebaut und weggegeben. Statt dessen erhielt der Kirchenraum eine neue Kanzel aus Holz und Metall und einen ebensolchen Altar-Tisch im Geschmack der 1960er Jahre.

Ein anrührender Grabstein aus der Spätrenaissance ist in der Nordostecke der Kirche zu sehen. Er gilt Anna Elisabeth v. Gersdorff (†1690), Ehefrau des damaligen Patronatsherren. Sie starb im Alter von nur 23 Jahren an der Geburt ihres totgeborenen Söhnleins, das sie im Arm hält.

Aus der Bauzeit der Kirche hat sich im Inneren nur wenig erhalten. Neben dem nördlichen, heutigen Gemeindeportal steht eine mittelalterliche Einbaumtruhe, und gegenüber sind an der Südwand noch zwei Weihekreuze zu sehen.

 

Annegret Gehrmann (2020)

 

Quellen:
Georg Dehio: Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Brandenburg; bearbeitet von Gerhard Vinken, durchgesehen und erweitert von Barbara Rimpel; Deutscher Kunstverlag 2012
Jung/ Spatz: Die Kunstdenkmäler der Prov. Brandenburg, Berlin 1917, Band 5, Teil 1: Kreis Luckau
Kunstgut-Datenbank der EKBO
Notizen der Kirchgemeinde