Kirchen

Schatzkammer Niederlausitz

Kulturelle Zeugnisse vergangener Zeiten

Die Niederlausitz birgt viele Schätze, auch wenn sie sich nicht auf den ersten Blick offenbaren. Vor allem ist sie eine der besterhaltenen Kirchenlandschaften des heutigen Landes Brandenburg. Hier stehen nicht nur einige der ältesten steinernen ländlichen Kirchen – in ihnen haben sich auch noch umfangreiche Teile der mittelalterlichen und der nachreformatorischen Ausstattungen erhalten. Damit vermitteln diese Bauten einerseits sehr anschaulich Kulturgeschichte, andererseits erzählen sie ganz individuelle Geschichten dörflicher Siedlungen und ihrer Bewohner. Beim genauen Hinsehen erfährt man viel über die vorausgegangenen Jahrhunderte und auch über das Engagement unserer Vorfahren, ohne die es diese alten Kirchen und ihre besonderen Räume gar nicht gäbe.

Besonders im westlichen Bereich des heutigen Kirchenkreises Niederlausitz fällt die große Dichte an Kirchenbauten auf. Viele der heutigen Kirchen im Umfeld der Kleinstädte von Luckau bis Doberlug-Kirchhain sind bereits auf einer Karte des Archidiakonats Niederlausitz im Bistum Meißen verzeichnet. Sie stammt vermutlich aus der Zeit um 1495, geht aber auf eine ältere Version des sog. Meißner Matrikels von 1346 zurück. Diese frühen Feldsteinkirchen sind bauliche Zeugnisse aus der Besiedlung in der Kolonisationszeit, die hier etwa 1150-1200 einsetzte (z.B. die Dorfkirchen Riedebeck – spätestens ab 1220/30 oder Wildau-Wentdorf – Anfang 13. Jahrhundert). Auch gibt es frühe Backsteinbauten im Umfeld des Klosters Dobrilugk (Dorfkirche Lindena, 2.Viertel 13. Jh.). Dazu kamen im Laufe der Jahrhunderte weitere Bauten, massiv oder auch als Fachwerk.

1368 wurde die Niederlausitz zum Bestandteil des Königreichs Böhmen und verblieb bis 1635 unter der böhmischen Krone. Im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts ist im Kirchenbau der Niederlausitz deutlich eine böhmische Note auszumachen. Unter ihrem Einfluß bildete sich auch eine regionale Kunstlandschaft bis ins 18. Jahrhundert heraus. Die bildende Kunst des Mittelalters war ehemals in der Niederlausitz vermutlich sehr reich und auch qualitätvoll vertreten. Werke dieser Art haben sich jedoch vor allem in den Kirchen auf dem Land erhalten, z.B. in den Wandmalereien in Riedebeck und Goßmar (um 1480) oder den Flügelaltären in Lindena (um 1510) und Riedebeck (um 1500).

Nachdem sich die Reformation in weiten Landstrichen durchgesetzt hatte und die Lausitzen 1635 aus böhmischer Hand an Kursachsen übergegangen waren, gewann Sachsen verstärkt an Einfluß. Die Kirchen erhielten neue Einrichtungen – Emporen, frühbarocke Altaraufbauten, bilderreiche Kanzeln und eine Vielzahl von Epitaphien. Die führenden Künstler kamen aus Kursachsen – aus Strehla oder Torgau, später aus Leipzig oder Dresden. 1815 verlor das Königreich Sachsen die Niederlausitz an Preußen. Schlagartig veränderte sich der Charakter in Architektur und bildender Kunst. Der preußische Klassizismus hielt Einzug -auch in der Kirchenarchitektur der Niederlausitz. So wuchs die Region recht schnell in die andere Kulturlandschaft hinein und zeigte sich bald als ein Teil Preußens des 19. Jahrhunderts.

Die historischen Kirchenbauten der Niederlausitz einschließlich ihrer vielfältigen Ausstattungen benötigen unsere leidenschaftliche Beachtung und unser aller Engagement, wenn wir sie für die nachfolgenden Generationen erhalten wollen. Lassen Sie sich von unserer Freude und Begeisterung über dieses Erbe anstecken!