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Kirchen von A–Z

Liedekahle


 

Bilder: Die Kirche mit Glockenturm, der Taufengel und das Gemälde der Kreuzigung

   
Schlüsselhüter / Kirchenöffnungszeit
   
   Kathrin Neumann, Liedekahle 10, Tel. 035453/ 59 94
   

 

Die Kirche ist ein relativ kleiner rechteckiger Feldsteinbau unter einem Satteldach, war Tochterkirche von Drahnsdorf und stammt im Kern wohl aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Auf der Südseite sind zwei Spitzbogenportale mit Backsteinlaibung erhalten, wovon das westliche 1865 zugemauert wurde, um im Inneren mehr Platz für Bänke zu schaffen. An der Leibung dieses ehemaligen Laienportals befinden sich einige der typischen „Näpfchen“.

Das Mauerwerk besteht aus einfach gespaltenen Feldsteinen im Wechsel mit kleinteiligen Zwicklagen. Auf großen Bereichen der Außenwände hat sich ein steinsichtiger Verputz mit Fugenritzungen erhalten.

In der Ostwand existiert noch die spitzbogige Dreifenstergruppe, deren Gewände inzwischen unter Putzfaschen verborgen sind. Die Fenster in der Südwand wurden im Barock vergrößert.Südwestlich der Kirche errichtete man 1689 einen freistehenden, verbretterten Holzturm mit Pyramidendach. Der Vorgänger war 1684 abgebrannt. Die beiden Glocken wurden 1689 von Georg Billig in Wittenberg gegossen. Die große Glocke entging zweimal dem Einschmelzen während der Weltkriege.

Der stimmungsvolle Innenraum ist geprägt durch die einheitliche Ausstattung um/nach 1700.

Aus dieser Zeit stammen die Balkendecke mit ihrer Rankenmalerei und auch die ähnlichen Brüstungsmalereien an West- und Nordempore. Letztere reicht bis an die Ostwand heran.

Hier befindet sich auch die Sakramentsnische, die von einer Holztür verschlossen wird und Spuren mittelalterlicher Bemalung zeigt.

Auf der Westempore steht eine Orgel aus dem Jahr 1846 von Friedrich August Moschütz aus Herzberg, die 1936 durch die Firma Alexander Schuke/Potsdam umdisponiert wurde.

Der Altaraufsatz wurde laut Inschrift auf der Rückseite 1717 von dem Luckauer Maler Christian Zimmermann geschaffen. Der zweigeschossige Aufbau zeigt die übliche nachreformatorische Bildfolge mit Abendmahl in der Predella, dem Hauptbild der Kreuzigung sowie oben die Auferstehung. In der Kartusche darüber ist die Himmelfahrt dargestellt – alles bekrönt von einer Strahlengloriole. Der Aufsatz ist von reichem Schmuckwerk mit Engelsköpfchen und flammenden Herzen umgeben. In den Medaillons der seitlichen Schnitzwangen ist jeweils das Wappen der Familie Stutterheim dargestellt.

Südlich des Altars steht der barocke Beichtstuhl mit Rankenschnitzerei in den teils beweglichen oberen Füllungen und der gleichen Brüstungsmalerei wie am Ältestengestühl gegenüber. Auch das Gemeindegestühl war ursprünglich so gefaßt, bei dem Einbau weiterer Bänke 1865 aber einheitlich mit der zeittypischen Bierlasur überstrichen.

Über der schlichten Kanzel von 1865 hängt der reich verzierte Schalldeckel der barocken Vorgängerkanzel mit einer ihn bekrönenden Pelikangruppe und den Wappen der Familien Stutterheim und Montagu.

Ebenfalls an der Südwand in der Nähe eines mittelalterlichen Weihekreuzes sind auf einer Holzkonsole drei qualitätvolle Schnitzfiguren zu sehen – zwei weibliche Heilige und ein Bischof. Sie könnten zu einem früheren Altar etwa aus der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts gehören.

Auf die Entstehungszeit der Kirche in der Mitte des 14. Jahrhunderts weist eine eichene Einbaumtruhe mit gotischem Eisenbeschlag hin. Ein 40 cm langer gotischer Schlüssel und ein bronzenes Weihrauchgefäß befinden sich als Dauerleihgabe in einem Museum.

Der schöne Taufengel trägt noch seine originale, inzwischen restaurierte Fassung von 1717.

Durch Vergleiche mit anderen Engeln kann er dem Holzbildhauer Tobias Mathias Beyermann zugeordnet werden. Typisch scheint neben der Gesichtsbildung die stark vereinfachte Ausformung der Hände und Füße zu sein, die Gestaltung der Gewänder und vor allem die charakteristischen Flügel, die sich bei allen Taufengeln stark ähneln. Zur Taufe wird der Engel herabgelassen und hält die Taufschale.

 

Annegret Gehrmann (2020)

 

Quellen:
Georg Dehio: Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Brandenburg; bearbeitet von Gerhard Vinken, durchgesehen und erweitert von Barbara Rimpel; Deutscher Kunstverlag 2012
Jung/ Spatz: Die Kunstdenkmäler der Prov. Brandenburg, Berlin 1917, Band 5, Teil 1: Kreis Luckau
Taufengel in Brandenburg; Arbeitshefte des BLDAM 2013, Nr. 31; Michael Imhof Verlag
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_August_Mosch%C3%BCtz
Informationen aus der Kirchgemeinde und von Pfrn. Britta Rostalsky