Kirchen

Kirchen von A–Z

Wildau-Wentdorf


 

Bilder: Die Kirche von außen, der Kirchenkasten, die Orgel und das Sakramentshäuschen

   
Schlüsselhüter / Kirchenöffnungszeit
   
   Christine Malolepszy, Dorfstr. 46, Tel. 035453/ 67 764

Kirchenführung nach Anmeldung erhältlich bei: Udo Malolepszy, Tel. 035453- 67764
   

 

Es ist ein imposantes Bauwerk, das sich an einer markanten Stelle in der Mitte von Wildau erhebt. Die Kirche wurde Anfang des 13. Jh. erbaut. Nur die südliche Vorhalle am Chor ist in den 1980er Jahren, als auch das Kircheninnere renoviert wurde, in neuromanischen Formen angebaut worden.
Der mächtige Saalbau aus kleinteiligem unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk ist vierteilig gestaffelt und hat meterdicke Wände. Das Fachwerkgeschoß des quadratischen Westturms mit dem stumpfen Pyramidendach wurde 1690 aufgesetzt. Die Ausmauerung ist 1992 erneuert worden. Im Turm befinden sich zwei Glocken aus dem 15. und 16. Jh.

Das Kirchenschiff kann auf der Nord- und Südseite durch bauzeitliche Rundbogenportale betreten werden. Beim Blick auf die schweren Eichentürblätter (um 1670) fallen dem Betrachter die eisernen Beschläge auf, die nach unbestätigten Aussagen von Fachleuten älter als das Holz der Türen sind. Ihre Bedeutung konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden.

Das Schiff hat eine gerade Balkendecke. Die Bänke aus dem Jahre 1697 mußten verändert werden. Sie wurden von den feuchten Wänden abgerückt und marodes Holz wurde entfernt. Zur weiteren Ausstattung gehören zwei Emporen, die nördliche von 1617 und die halbrund vorschwingende Westempore von 1748. Auf ihr steht in stattlicher Höhe die Orgel, 1892 von den Gebrüdern Dinse eingebaut und bespielbar. Der Orgelprospekt aus der Zeit um 1700 erhielt durch Hinzufügung von Teilen des ehemaligen Altaraufsatzes (Medaillons mit Moses und Anbetung der Hirten in Akanthusschnitzwerk) eine barocke Anmutung, noch verstärkt durch zwei musizierende Putten.

Im Triumphbogen zwischen Schiff und Chor steht auf einem Balken die typische Kreuzigungsgruppe – ebenfalls Figuren des ehemaligen Altaraufsatzes (spätes 17. Jh.). Der heutige Altarblock wurde neu aufgemauert. In der Südostecke des Kirchenschiffs befindet sich die Kanzel aus dem späten 17. Jh. mit kronenartigem Schalldeckel. Die Bemalung am Korb zeigt zwischen Säulen die Bilder der vier Evangelisten und des Salvators. Unter dem Triumphbogen steht der Taufstein, 1588 aus Sandstein gefertigt. An seiner achteckigen flachen Kuppa befanden sich ursprünglich vier Evangelistenbilder und Bibelsprüche. Leider fehlt das Bild des Johannes.
Die Medaillons, die jetzt unterhalb der Kreuzigungsgruppe im Triumphbogen angebracht sind und Abendmahl und Auferstehung zeigen, stammen ebenfalls aus dem früheren Altaraufsatz.

An das Schiff schließt sich der Chorraum mit einer gewölbten Decke an. Wohl in barocker Zeit wurde aus dem ursprünglichen Kreuzrippengewölbe das heute sichtbare Kreuzgratgewölbe. Hier steht der alte Kirchenkasten, das älteste Einrichtungsstück der Kirche. Die Einbaumtruhe wurde um 1205 aus einem Eichenstamm gefertigt. Ein weiteres ursprünglich zur Kirche gehöriges mittelalterliches Ausstattungsstück ist ein Weihrauchfaß aus Bronze. Es befindet sich heute in der Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Alle Fensteröffnungen in Schiff und Chor sind barock überformt.

Hinter dem Chor bildet die Apsis mit einer Halbkuppel den Abschluß des Innenraumes. Das mittlere Apsisfenster ist als einziges Fenster in seiner bauzeitlichen Form erhalten geblieben. Hier steht ein hölzernes Sakramentshäuschen aus den Anfängen des 15. Jh. Es besitzt eine Gittertür mit alten Beschlägen, sein Satteldach ist von 3 Türmchen/Fialen bekrönt.
In der südlichen Vorhalle befindet sich ein schöner Inschriftengrabstein mit kunstvoller Rokokokartusche für Pfarrer Johann Georg Fischer, der in Ausübung seines Dienstes 1746 verstarb.

 

Udo Malolepszy (2018)

 

Quelle:
Georg Dehio: Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Brandenburg; bearbeitet von Gerhard Vinken u. a.; Deutscher Kunstverlag 2000
Markus Agthe: Kirchen zwischen mittlerer Elbe und Bober. Untersuchungen zu Aspekten der archäologischen Denkmalpflege und Baugeschichte; Wünsdorf 2017
Recherchen Udo Malolepszy