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31.10.2009

Handwerker auf dem Jetscher Kirchturm

JETSCH. Kräftiges Hämmern, Sägen und Klopfen ist in den vergangenen Tagen vom Jetscher Kirchturm zu hören gewesen. Die Holzkonstruktion der Turmspitze wurde erneuert und bekommt demnächst eine neue Zinkblechverkleidung. Beides war durch einen Brand infolge eines Blitzeinschlages am 2. Juli in Mitleidenschaft gezogen worden. Weniger auffällig vollzog sich am Kirchenschiff ein anderes Vorhaben der Kirchengemeinde – die Restaurierung der historischen Kirchenfenster.

Die Anpassung der Gratsparren an das Herzstück der Turmkonstruktion, den
Kaiserstiel, erfolgt in luftiger Höhe durch die Zimmerer Detlef Guth und Dieter
Nachtigall (von links).
Foto: Birgit Keilbach

 

Das Herzstück der hölzernen Turmkonstruktion ist 6,20 Meter lang und heißt Kaiserstiel. Ihn setzen die Zimmerleute am Donnerstag zuerst in den erhalten gebliebenen Teil des Holztragwerkes ein. Er ist aus einem Kiefernstamm gefertigt und im unteren Teil quadratisch zugeschnitten, im oberen Teil achteckig, wobei jede Kante 16 Zentimeter breit ist. „Daran müssen die Spitzen der acht Gratsparren exakt anliegen“, erklärt Zimmermann Detlef Guth. Diese Ausrichtung erfolgt direkt auf dem Turm. Denn der obere Teil der Gratsparren ist ebenfalls vom Brand in Mitleidenschaft gezogen worden und wird ersetzt.

Maßarbeit gefragt

Genau passen muss der Anschluss von alten und neuen Teilen. Deshalb wird jedes der acht vorgefertigten Stücke vor Ort zugeschnitten. Mit Wasserwaage, Hammer, Schraubzwinge, Handkreissäge und Motorkettensäge arbeiten sich Detlef Guth sowie Dieter und Günter Nachtigall von der Zimmerei Walter in Golßen Stück für Stück voran. Wo die Spitzen der Gratsparren am Kaiserstiel anliegen, erhält der Turm wieder ein neues Kranzgesims, erläutern die Fachleute, deren Firma nun schon zum dritten Mal am Jetscher Kirchturm arbeitet.

Vom Blitzeinschlag und dem anschließenden Brand in der Holzkonstruktion der Turmspitze sei die Statik des Turmes betroffen gewesen, erklärt Tilman Dorn vom beauftragten Planungsbüro „Tricase“ aus Berlin. „Der Kaiserstiel, das zentrale Bauteil des Turmes, musste komplett ersetzt werden, denn daran setzt die gesamte Holzkonstruktion an“, erläutert der Architekt.

Traditionelle Bauweise

Deshalb sei auch ein Bauantrag für die Erneuerung erforderlich gewesen, sagt der Fachmann. Übereinstimmung habe mit der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald darüber bestanden, dass die Konstruktion in traditioneller Bauweise ausgeführt wird. Somit sei für den Ersatz der verkohlten Holzteile nur Vollholz zu verwenden, keine Leimholz-Materialen. „Die Ausführung der Reparatur erfolgt in traditioneller Zimmermannstechnik mit Einsatz von Holzzapfen als Verbindungsteile“, so Tilman Dorn.

Komplettiert werde die Turmkonstruktion durch eine Holzverschalung, auf der schließlich die Zinkbleche angebracht werden, berichtet der Planer weiter. Diese Arbeiten führt – ebenfalls zum dritten Mal – die Dahmer Dachdeckerfirma Thinius aus. Voraussichtlich in zwei Wochen sollen die Reparaturarbeiten komplett abgeschlossen sein.

Bis dahin soll auch die Elek troanlage in der Kirche erneuert sein, ergänzt Pfarrer Martin Nikolitsch aus Golßen, zu dessen Pfarrsprengel die Jetscher Kirchengemeinde gehört. Auch die Blitzschutzanlage sei schon montiert. Nur der Teil auf der Turmspitze fehle noch, erzählt der Seelsorger. Er lobt das umsichtige Vorgehen der Feuerwehrleute beim Löschen. „Sie haben ihre Arbeit sehr gut gemacht und den Turm von außen gekühlt. Somit hat er im unteren Teil keine großen Wasserschäden davon getragen“, erklärt der Pfarrer.

Ein schon länger geplantes Vorhaben sei im Sommer diesen Jahres außerdem realisiert worden. Insgesamt 13 Fenster habe eine Fachfirma aus Finsterwalde denkmalschutzgerecht aufgearbeitet und wieder eingesetzt. „Alle originalen Scheiben blieben erhalten und die fehlenden wurden mit mundgeblasenem Fensterglas ersetzt, wie es im 13. und 14. Jahrhundert verwendet wurde“, ergänzt er.

10.000 Euro für Fenster

Rund 10.500 Euro seien investiert worden, wofür die Kirchengemeinde finanzielle Unterstützung von der Landeskirche Berlin-Brandenburg, dem Kirchenkreis Lübben, dem Förderkreis „Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz“ und dem Landkreis Dahme-Spreewald erhalten habe, so der Pfarrer.

Von Birgit Keilbach, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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