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14.07.2011
Orgelmusik taucht Waltersdorf in Besinnlichkeit
WALTERSDORF. Eine Reise durch die barocke Orgelmusik hat Professor Ulrich Eckhardt in der Waltersdorfer Kirche unternommen. Er führte die Zuhörer von Italien über Österreich und Deutschland bis nach England. Der Erlös des vom „Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz“ organisierten Orgelkonzerts soll für die weitere Restaurierung der mittelalterlichen Wandmalereien in der Dorfkirche von Riedebeck verwendet werden.
Ulrich Eckhardt spielte barocke Vielfalt auf der Claunigk-Orgel in Waltersdorf.
Foto: Birgit Keilbach / bkh1
In Italien habe vor rund 500 Jahren die Neuzeit der Musikgeschichte begonnen, erklärte Ulrich Eckhardt den über 50 Zuhörern in der Dorfkirche Waltersdorf (>> zum Porträt). Dort sei zuerst der Weg beschritten worden, auf dem komponierende Organisten mit ihrer Musik Gefühlen und Empfindungen Ausdruck gaben. Insbesondere Andrea Gabrieli (um 1510 bis 1586) und Claudio Merulo (1533 bis 1604) hätten einen unverwechselbaren Musikstil entwickelt. Viele der frühen Kompositionen spiegelten die Experimentierfreude am Instrument wieder und enthielten Improvisationen, was sich den Zuhörern während des Konzertes erschloss.
Johann Jacob Froberger (1616 bis 1667) habe als 21-jähriger Organist am Wiener Hof eine Reise zu Girolamo Frescobaldi unternommen und die italienische Musik über die Alpen in den deutschsprachigen Raum gebracht. „Er war der große Vermittler der ‚Neuen Musik‘ von Italien nach Deutschland“, erläuterte Eckhardt, der als Jurist, Organist und Musikwissenschaftler arbeitet und von 1973 bis 2000 als Intendant der Berliner Festspiele in der Hauptstadt wirkte.
Johann Sebastian Bach (1585 bis 1750) habe bereits als Kind die Noten Frobergers abgeschrieben. So erkläre sich der Einfluss italienischer Musik auf das spätere Werk des großen deutschen Komponisten, zeigte Eckhardt weiter auf. Anregungen habe auch Bach bei seinem musikalischen Vorbild, dem norddeutschen Organisten Dieterich Buxtehude (um 1637 bis 1707) gewonnen, wofür er die 400 Kilometer von Arnstadt nach Lübeck zu Fuß zurück gelegt habe.
Als Beispiel der kompositorischen Meisterschaft brachte Eckhardt im Konzert das Ricercare aus dem „Musikalischen Opfer“ zu Gehör. Diese Komposition hatte Bach zu einem von Friedrich dem Großen vorgegebenen Thema innerhalb eines Tages geschrieben. Ein Zitat aus der Potsdamer Zeitung vom 17. Mai 1747 verdeutlichte, wie beeindruckt das Publikum von dieser Leistung des Kapellmeisters Bach gewesen war.
Mit einem Beispiel dafür, wie die „Neue Musik“ von Henry Purcell (1659 bis 1695) in London interpretiert wurde und mit der Leichtigkeit der Komposition des Franzosen Louis Daquin schlug Eckhardt auf der Claunigk-Orgel den Bogen seiner musikalischen Barockreise nach Westeuropa.
Unter den Gästen war der Marienberger Thomas Bauch. Er habe Professor Eckhardt bereits 2010 in Langengrassau erlebt und sei deshalb auch diesmal im Urlaub nach Waltersdorf gekommen, sagte er. „Orgelmusik trägt mich, sie entspannt und ich höre sie fast täglich. Deshalb sind solche Konzerte für mich mehr als Musik“, sagte der begeisterte Zuhörer aus Sachsen.
Auch die Waltersdorferin Gisela Tosch ließ sich das Konzert nicht entgehen. „Es war sehr gut und super, dass er alles so schön erklärt hat“, hob sie hervor. Gelohnt hatte sich die Radtour nach Waltersdorf offensichtlich auch für Gerold Schmidt aus Luckau. „Es war ein wunderschönes Konzert und die Erklärungen dazu, wie sich die Musik von Italien nach Deutschland entwickelte, waren sehr aufschlussreich“, sagte er.
von Birgit Keilbach, erschienen in der Lausitzer Rundschau