Schwerpunkte

Unterstützung der Kirchengemeinden
→ zurück

20.04.2016

Leere Bilderrahmen in Sankt Nikolai

Luckauer Kirchengemeinde will Lust aufs Spenden für Restaurierung von Gemälden machen
LUCKAU Leere Bilderrahmen wecken Neugier in der Luckauer Nikolaikirche. Mit der ungewöhnlichen Idee wirbt die Kirchengemeinde um Spenden für die Restaurierung von sechs Pastorengemälden aus dem 16. bis 19. Jahrhundert.

 

Schlichte Platzhalter zeigen an, wo zum Reformationsjubiläum im nächsten Jahr die restaurierten Luckauer Pastorengemälde hängen sollen. Leinenbänder mit Angaben zu den Porträts werden eingebracht. Pfarrerin Kerstin Strauch vor Luthers Platz in der Galerie.
Foto: be

 

„Barocker Hochaltar und der Taufstein aus dem Jahr 1670 haben als Hingucker ungewohnte Konkurrenz bekommen. An der Wand im Altarumgang wecken leere Bilderrahmen aus rohem Holz Neugier. Und das ist Absicht, wie Luckaus Pfarrerin Kerstin Strauch erklärt.

Die schlichten Rahmen sind Platzhalter für zeitgeschichtlich wertvolle Pastorengemälde aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, die seit 17 Jahren im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege auf eine Restaurierung warten. Doch dafür wird viel Geld gebraucht. Sechs Gemälde, darunter ein mehr als zwei Meter hohes Ölporträt Luthers von 1692, sollen bis zum 500. Jahrestag der Reformation 2017 wieder in St. Nikolai hängen, dann auch original gerahmt. Die Kosten beziffert die Pfarrerin auf rund 64 500 Euro. Eine Herkulesaufgabe, die die Kirchengemeinde nicht ohne Unterstützung stemmen kann. Die Stadt Luckau und der Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz, der ein Spendenkonto eingerichtet hat, begleiten die Aktion. Aus verschiedenen Töpfen ist Fördergeld beantragt, Zusagen stehen laut Pfarrerin noch aus.

Doch auch bei Förderung werden erhebliche Spendenmittel nötig sein, sagt sie.4200 Euro waren bis Ende März auf dem Konto eingegangen. Zudem erhielt die Gemeinde eine Einzelspende von 8000 Euro. Die Pfarrerin sagt Danke und betont: „Kleine Beträge, die jemand erübrigen kann, sind uns genau so wertvoll wie große Summen.“

Künstlerisch seien die Gemälde „keine Rembrandts“, sie stammten meist von unbekannten Malern. Doch sie seien ein Stück Stadtgeschichte. Offenbar hatten sich Luckaus Christen schon früh zu Luthers Lehre bekannt. Denn es sei eine protestantische Tradition, in der Kirche an Prediger, die dort wirkten, zu erinnern, erklärt Kerstin Strauch.

Luther an der Spitze

Luther selbst ist wohl nicht in Luckau gewesen. Die Legende erzählt, er soll auf dem Weg zu einer Kirchenvisitation in Zöllmersdorf kehrt gemacht haben, weil in der Stadt die Pest wütete. Das Ölbild des Reformators, das einst gegenüber der Kanzel hing, bekommt seinen Platz nun an der Spitze der Gemäldereihe. Es folgen die Pastoren in der Abfolge ihres Wirkens.

An den Leerrahmen fällt nicht nur ihre enorme Größe auf. Sie haben auch unterschiedliche Maße. „Der Tischler hat sich an die Originalhöhen gehalten, so dass der Betrachter eine Ahnung davon bekommt, wie die Galerie später wirken wird“, sagt Kerstin Strauch. In die Rahmen sind Leinenbänder mit Angaben zu den jeweiligen Pastoren eingebracht.

Zwei Bilder verschollen

Aus der Reihe „tanzen“ vor der Wand zwei kleine Leerrahmen auf Staffeleien. Sie stehen für zwei Gemälde, die verschollen sind. In den 1960er Jahren wurden sie noch inventarisiert, danach verliert sich ihre Spur, erzählt Kerstin Strauch.
Es geht um das Bild von Johann Friedrich Schröer, der von 1725 bis 1736 Archidiakon und ab 1766 bis 1788 Oberpfarrer und Superintendent in Luckau war, sowie um dessen Nachfolger Gotthelf Benjamin Köhler. Er war ab 1758 Diakon, später Archidiakon und von 1788 bis 1801 Oberpfarrer in Luckau. Die Seelsorgerin hofft, dass sich ältere Luckauer an die Bilder erinnern und helfen können, sie wiederzufinden.

Die Leerrahmen sind nicht die einzige Idee zugunsten der Restaurierung. Beim Tulpenfest am Sonntag hat die Gemeinde taufrisch gedruckte Lesezeichen-Faltkalender vorgestellt, in denen die Gemälde abgebildet sind. Weitere praktische Dinge, die für den eigenen Gebrauch oder zum Verschenken gekauft werden können, sind in Vorbereitung. Gedacht ist an Magneten mit Lutherbild für den kleinen Geldbeutel sowie an ein dekoratives Windlicht, das dann etwas teurer sein wird
Kerstin Strauch ist optimistisch, dass die Bilder zum Reformationsjubiläum zurück in Sankt Nikolai sind. Zuvor sollen sie in einer Ausstellung im Niederlausitz-Museum gezeigt werden.

Von Carmen Berg, erschienen in der Lausitzer Rundschau

→ zurück