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19.06.2006

Zieckauer Orgel im Härtetest während des Sommerkonzertes

Luckauer Kantor zieht alle funktionierenden Register des alten Instruments
ZIECKAU. Die kleine Orgel in der Zieckauer Kirche hat während eines Sommerkonzertes am Sonnabend einen Härtetest bestanden. Joachim Klebe, der Kantor in der Luckauer Nikolai kirche, zog alle funktionierenden Register des alten Instruments, das wieder in voller Schönheit entstehen soll.

Mitglieder der Luckauer Nikolai-Kantorei sangen wiederentdeckte Kantaten aus dem Kantorei-Archiv.
Kantor Joachim Klebe sang Solo-Partien.

 

Die Orgel wird seit Jahren Stück für Stück saniert. Klebe befand: „Der Orgel-Patient ist auf dem Weg der Besserung.“ Die Zieckauer und ihre Konzert-Gäste haben die Orgel, die vor gut 200 Jahren vom Luckauer Orgelbauer Glietsch geschaffen worden sein soll, in ihr Herz geschlossen. Viele Jahre musste sie wegen massiver Schäden schweigen. Dann hatte die Kirchengemeinde genügend Geld für den Beginn einer Restaurierung zusammen. Im Herbst vergangenen Jahres erklangen vor Publikum die ersten kürzeren Orgelwerke.

Geld für die Sanierung

Jetzt ist weiteres Geld für die Sanierung vorhanden. Wie der Organisator der Zieckauer Sommerkonzerte, Lothar Treder-Schmidt, während einer Konzert-Pause am Sonnabend bekanntgab, hat die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam für weitere Rekonstruktions-Arbeiten an der Orgel 8000 Euro zur Verfügung gestellt. „Das bringt uns ein großes Stück weiter“ , sagte Treder-Schmidt.

Instrument rang nach Luft

Joachim Klebe zeigte mit dem Pfingst-Choral „Komm, du Geist des Lebens“ , einem romantischen Orgelwerk und schließlich mit einem kraftvollen Präludium von Johann Sebastian Bach, dass die kleine Orgel schon vieles wieder spielen kann. Bei Bachs Präludium legte sich Klebe aber so ins Zeug, als hätte er seine große Donat-Orgel in der mächtigen Luckauer Nikolaikirche vor sich. Die Zieckauer Orgel rang manchmal nach Luft und traf zuweilen zwei Pfeifen auf einmal, stand aber das Bach-Stück durch. Die Hörer-Gemeinde freute sich.

Grund zur Freude über das Konzert der Nikolai-Kantorei in kleiner Besetzung – 19 Sängerinnen und Sänger standen vor dem Altar – hatten die zahlreichen Hörer mehrmals. Kantor Klebe war wieder in das große Kantorei-Archiv eingetaucht und hatte zwei vergessene Kantaten wiederentdeckt. „Das ist mir lieb, dass der Herr mich hört“ auf den Psalm 116 hatte im 18. Jahrhundert ein Kantoren-Vorgänger komponiert.

Das „L“ als Autorenschaft gibt seit Jahrzehnten Rätsel auf. Klebe tippt auf den damaligen Gubener Kantor Matthias Lehmann, der um das Jahr 1720 vergeblich um die Kantoren-Stelle in Luckau nachgesucht hatte. Die spätbarocke Kantate erklang mit kleinem Kammerorchester – ebenfalls aus Kantorei-Mitgliedern be stehend – mit Soli und schönen Chören. Später wurde der nächste Schatz aus dem Kantorei-Archiv zum Klingen gebracht: „Selig sind, die das Wort Gottes bewahren“ – mit festlichem Chor und einem ergreifenden Schluss-Choral.

Mozart-Ehrung

Mozart erfuhr im Zieckauer Konzert eine besondere Ehrung. Nichts Geringeres als das strahlende „Kyrie“ und das festlich-pathetische „Gloria“ aus der D-Dur-Messe verzauberten das Publikum. „Das war eine Zitterpartie für uns, die wir aber gut geschafft haben“ , zeigte sich Sängerin Annegret Gehrmann zufrieden.
Mit dem Doppelkanon von Melchior Frank „Gib uns Frieden, Herr, in unseren Tagen“ und der deutschen Fassung des 1874 vom Engländer Clement Scholefield komponierten Abendliedes „Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen“ ging eine Stunde guter Musik für viele zu schnell zu Ende. (-ds/tw)

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