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16.10.2017
Theater in der Kirche Uckro
Was Menschen verschiedener Religionen verbindet
UCKRO. Verein „Theater in der Kirche“ gastiert mit berührender Geschichte in Uckro.
Folke Paulsen als Monsieur Ibrahim und Phillip Sponbiel (v.l.) fesselten ihr Publikum in der Uckroer Kirche.
Foto: Birgit Keilbach
Es gibt Geschichten, die berühren das Innerste nachhaltig. „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ ist so eine. Als Theaterstück zu erleben war sie am Sonntagnachmittag in der Uckroer Kirche. Sehr persönlich bringt sie unaufdringlich nahe, wie Menschen verschiedener Religionen friedlich zusammenleben und sich damit gegenseitig bereichern. Momo, ein einsamer jüdischer Junge, der eigentlich Moses heißt, stiehlt immer wieder Konserven bei Monsieur Ibrahim, einem muslimischen Kolonialwarenhändler. Für die Menschen in der Pariser Rue de bleu ist er nur der Araber, der seinen Laden täglich bis Mitternacht offenhält, auch sonntags. Für Momo wird er zur wichtigsten Person. Er gibt dem Jungen, was dieser vom Vater nie bekommt – Zuwendung, Lebenslehre und Herzenswärme. „Steht in meinem Koran“, ist ein Satz, der sich als roter Faden durch die Handlung zieht. Folke Paulsen in der Doppelrolle als Monsieur Ibrahim und Moses‘ Vater und Phillip Sponbiel als Momo erzählen die von Eric-Emmanuel Schmitt verfasste Geschichte unaufgeregt und mit pointierter Mimik.
Herrlich, ihre die durch das Kirchenschiff gleitenden Glubschaugen, als plötzlich Brigitte Bardot erscheint. Wunderbar einnehmend Momos Übungen im Lächeln, mit dem er plötzlich alles bekommt, was er vom Gegenüber wünscht. Überdeutlich die Kühle des Vaters, der mit dem Rücken zum Publikum sitzt und sich seinem Sohn nur zuwendet, um ihn wieder einmal vor den Kopf zu stoßen. Die Erklärung für die Verbitterung des Vaters, der auch seinen Glauben an Gott nie gefunden hat, erhält Momo erst nach dessen Freitod.
Da hat er sich bereits voll seinem muslimischen väterlichen Freund zugewandt und seinen Namen auf Mohammed geändert. Auf einer Reise in die Türkei, Monsieur Ibrahims Heimat, erfährt er, wie er sich Gott verbunden fühlen kann – drehend als Derwisch in der Tekke. Daraus gewinnt er auch die Kraft, den Verlust des geliebten Freundes, den er sich selbst zum Vater gewählt hat, zu bewältigen. Dieser vererbt ihm nicht nur den Laden und sein Geld, sondern auch seinen Koran. Fortan ist er für seine Mitmenschen oberflächlich der Araber, der seinen Laden bis Mitternacht offen hält.
Christel Lehmann aus Rüdingsdorf war erstmals zum Theater in der Kirche. „Das war sehr ausdrucksstark, wie die Schauspieler mit wenigen Mitteln die Szenen dargestellt haben“, gab die Rüdingsdorferin ihren Eindruck wieder. Nachdenklich zeigte sich auch Herbert Rode. „Es wird noch nachwirken und auch in der Familie besprochen werden“, sagte der Uckroer.
Theater in der Kirche ist für Irmgard Loos immer wieder ein Erlebnis. „Mich hat zum Nachdenken gebracht, wie viele Parallelen es offenbar im Koran zur Bibel gibt, womit man sich noch nie befasst hat“, resümierte die Zieckauerin. Nach der Vorstellung kamen die Zuschauer mit den Theaterleuten ins Gespräch und tauschten sich untereinander über das Erlebnis aus. Die Frauen der Kirchengemeinde hatten dazu ein sehr ansprechend gestaltetes Buffet gedeckt.
Von Birgit Keilbach, erschienen in der Lausitzer Rundschau