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04.12.2018

Musikalischer Meilenstein in der Nikolaikirche

Laien verschiedener Chöre haben das Weihnachtsoratorium von Bach am Sonntagabend in der Nikolaikirche in Luckau mit aufgeführt.
Foto: Staindl

 

Etwas ganz Besonderes fand am Abend des 1.Advent in Luckau statt. Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach war in der Nikolaikirche zu hören. Die Kantaten I bis III der insgesamt sechsteiligen Vertonung wurden aufgeführt. Etwa 60 Laien von Chören der Region haben mitgesungen. Sie hatten seit August dieses Jahrs geprobt, sich die Choräle und Chöre des Weihnachtsoratoriums erarbeitet. Das fleißige Üben hat sich gelohnt. „Es war wunderschön“, sagt Marianne Köhler aus dem Elbe-Elster-Kreis. „Die Fahrt nach Luckau hat sich gelohnt.“ Minutenlang applaudierten die Besucher nach der Aufführung, nachdem sie zuvor 90 Minuten lang fasziniert zugehört hatten. Das Weihnachtsoratorium war der versprochene Höhepunkt. Und nicht nur das. Seit wenigstens Hundert Jahren wurde das Werk erstmals in der Nikolaikirche in Luckau aufgeführt. Gut möglich, dass es dort noch nie zu hören war. Zumindest finden sich keine Hinweise im umfangreichen Archiv der Kantorei wie Focko Hinken sagt. Der Kantor leitete das Weihnachtsoratorium. 90 Minuten lang führte er Oratorienchor, Oratorienorchester und Solisten beeindruckend durch das Werk. Er hat maßgeblichen Anteil am musikalischen Meilenstein in der Nikolaikirche. Doch auch die Akteure selbst haben Geschichte geschrieben. Das Publikum hat das erkannt und wohl auch deshalb so lange und anerkennend applaudiert. Und dass sich Besucher von ihren Plätzen erheben, um Beifall zu spenden, das kommt auch nicht immer vor. Sie haben sich am Sonntagabend eine Zugabe erklatscht. Das Weihnachtsoratorium wurde in Luckau von Laien und Profis gestaltet. Mit Kathrin Duschek (Sopran), Yasmin Melissa Engelke (Alt), Pascal Surikatkonungen Zurek (Bass) und Thomas Seidel (Tenor) haben exzellente Sängerinnen und Sänger die Aufführung in der Nikolaikirche auf eine hohe künstlerische Stufe gehoben. Dass es empfindlich kühl war im Gotteshaus, ließ sie wie auch den Laienchor und vor allem die Mitglieder des Orchesters offenbar unbeeindruckt. Bachs populäres Werk wurde mit hoher Professionalität aufgeführt. Dabei zählt das sechsteilige Oratorium zu den schweren musikalischen Werken. Die einzelnen Teile werden durch die Freude über die Geburt Christi verbunden. Sie wurden erstmals zwischen dem ersten Weihnachtsfeiertag 1734 und dem Epiphaniasfest (6.Januar) 1735 in Leipzig aufgeführt. Das Werk zählt zu Bachs berühmtesten geistlichen Kompositionen weltweit. Nachdem es vor einigen Jahren schon in der Kreisstadt Lübben erfolgreich aufgeführt wurde (die RUNDSCHAU berichtete), war es jetzt auch in Luckau zu hören. Nirgendwo sonst im gesamten Kirchenkreis Niederlausitz wird das Weihnachtsoratorium in diesem Jahr aufgeführt wie Focko Hinken sagt. Wohl auch deshalb war die Nikolaikirche so gut gefüllt. Selbst auf der Empore versuchten Besucher, einen Blick auf die Akteure im Altarraum zu werfen. Ganz vorn sangen die Solisten, dahinter spielte das Orchester. Der Oratorienchor, der sich extra für dieses Konzert zusammengefunden hatte, sang unmittelbar vor dem Altar. Sängerinnen und Sänger verschiedener Chöre aus Luckau, Dahme (Teltow-Fläming) und Golßen (Unterspreewald) beispielsweise waren dabei. Das Oratorienorchester mit Musikern aus Berlin, Leipzig, Dresden, Lübbenau und Dahme kam erstmals für diesen besonderen Anlass zusammen. Alle gemeinsam haben sie für einen Hörgenuss der Extraklasse und einen gelungen Einstieg in die Adventszeit gesorgt.

Von Andreas Staindl, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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