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Kulturarbeit
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18.10.2012

Musikalische Schatzgräberei in der Luckauer Nikolai-Kirche

LUCKAU. Mit dem Kantatenkonzert der Kantorei, des Cantemus-Chors und des Bach-Consorts Cottbus haben sich die Luckauer Musikmacher in ein deutschlandweites, das ganze Jahr über dauerndes Projekt eingegliedert: 366+1: Kirche klingt 2012. Jeden Tag an einem anderen Ort werden musikalische Schätze aufgeführt.

 

 

Wie schon in den Jahren zuvor waren für das Konzert vom Luckauer Kantor Joachim Klebe historische, seit mehr als 200 Jahren im Kantoreiarchiv schlummernde Handschriften „ausgegraben“ und in moderne Notation übersetzt worden. Mit zwei Kantaten von Friedrich Wilhelm Zachow wurde zugleich des 300. Todestages des Hallenser Kantors, der ein Lehrer Händels war, gedacht.

Die Begegnung mit dieser Musik der Vor-Bachzeit war vielfältig: Klangvolle Musik mit interessanten Chorsätzen und mancherlei virtuosem Passagenwerk. Zugleich war jede der Kantaten aber auch „Predigt“ für die Gemeinde. Besonders deutlich wurde das in den sehr individuell gestalteten Solostücken der Sänger. Dabei ging es den Komponisten deutlich mehr um die Vermittlung der Botschaft und ihrer „Affekte“ als um große, entfaltete Arien, wie sie aus der späteren Barockmusik bekannt sind.

Glanzvolle Klangentfaltung mit prachtvoll aufstrahlendem Orchester und effektvollen, pauken-grundierten Steigerungen lieferte dann der – spätere – Raubenius mit seiner Kantate von 1719, die das Publikum zu einem begeisterten Schlussapplaus hinriss.

Den stärksten Applaus aber erhielt die Sopranistin Meike Funken aus Cottbus mit ihrer Interpretation von Bachs „Jauchzet Gott in allen Landen“. Meike Funkens klarer, leicht ansprechender Sopran bewältigte nicht nur die Passagen mit Bravour und klangvoller Höhe, sondern wahrte auch den ruhigen Sätze Spannung und Intensität bis zum bravourösen „Halleluja“. Die obligate Trompete des Cottbuser Bach-Consorts stand ihr dabei in Tonschönheit und an Brillianz nichts nach.

Auch das übrige Solistenensemble der Aufführung verdient positive Erwähnung: Kerstin Domrös mit sicher geführter, geläufiger Altstimme und Georg Finger mit voll-tönendem Bass; der junge Benjamin Glaubitz lässt mit seiner sicher und unangestrengt geführten Tenorstimme mit warmem Timbre und leichter und klangvoller Höhe auf interessante größere Aufgaben hoffen.

Rebecca Klebe erfreute mit schönen Soprantönen, neigte aber manchmal bei zu wenig „Stütze“ zu etwas flacher Tonbildung. Eine farbenreiche, kraftvolle und im Aufbau originelle Schöpfung war die Choralkantate, die Joachim Klebe aus Bläsersätzen des zeitgenössischen Gustav Gunsenheimer, Paul Gerhardts Versen „Ich singe Dir mit Herz und Mund“ und den Vertonungen Ebelings und Crügers zusammengestellt hatte: Die von Jahr zu Jahr wachsende Leistungsfähigkeit des Gießmannsdorfer Bläserchor – immerhin alles Freizeitmusiker – verdient hohes Lob und Anerkennung.

Die musikalischen Träger des Abends aber waren neben dem Bach-Consort unter Christian Möbius die beiden Chöre, die Luckauer Kantorei der Nikolai-Kirche und der Cantemus-Chor Luckau.

Die Stimmen der Laiensänger hatten mit den zahlreichen Läufen in den Chorsätzen, mit exponierten Einsätzen und ungewöhnlichen harmonischen Wendungen keine leichten Aufgaben zu bewältigen. Das gelang ihnen und zeugte von intensiver und qualitätvoller Probenarbeit. Und es lockte das Publikum zum begeisterten Schlussapplaus heraus.

Von Lothar Treder-Schmidt, erschienen in der Lausitzer Rundschau

 

Weitere Impressionen
Fotos: H.-J. Kayser

 

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