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02.10.2007

Klingendes Blech zwischen Kaffee und Kuchen

Potsdamer Turmbläser beim Erntedank-Konzert in Zieckau
ZIECKAU. Ein Konzert der Besonderheiten ist das der fünf Potsdamer Turmbläser am Sonntag in der Zieckauer Dorfkirche gewesen. Organisator Lothar Treder-Schmidt freute sich, dass wegen des Publikums-Andrangs zusätzliche Stühle aufgestellt werden mussten. Die Musiker haben sich wie viele Gäste aus einem reichhaltigen Kaffee- und Kuchen-Angebot beim Zieckauer Bauernmarkt zum Erntedank bedienen können und spielten dann besonders beschwingt.

Die Potsdamer Turmbläser haben in der Zieckauer Dorfkirche ein stark beachtetes Konzert gegeben. Bernhard Boseker, Gisbert Näther, Tilmann Hennig, Dieter Bethke und Björn Brünig (v. l. n. r.) machten Musik aus der Renaissance, dem Barock und der Gegenwart zum harmonischen Erlebnis. (Foto: -ds)

 

„Bis heute habe ich geglaubt, dass der gute Kuchen nur in meiner Heimat Thüringen gebacken wird“, gestand der Sprecher der Turmbläser, Bernhard Boseker, in einem seiner Kommentare im Konzert. Aber er habe wie seine Kollegen geschmeckt, dass „in Zieckau auch manch guter Ofen stehen muss“.

Schmackhaft wie die Produkte aus dem Erntedank-Bauernmarkt und dem Kaffeetafel-Angebot waren auch die „Musikalischen Zubereitungen“ der Potsdamer Turmbläser. Das Ensemble in Zieckau bestand aus den Trompetern Bernhard Boseker und Björn Brünig, Gisbert Näther mit seinem Horn, dem Posaunisten Dieter Bethke und Tilman Hennig an der Tuba. In speziellen Bearbeitungen für Bläser-Ensembles war zum Konzert-Beginn Händels berühmter „Halleluja-Chor“ aus dem Oratorium „Der Messias“ zu hören. Schon da wurde deutlich, dass Blechbläser auch die feinen, zarten Töne wie das Mächtige in ihrer Interpretation beherrschen.

Die Musiker brachten ihren Hörern mit filigraner, zarter Spielweise, dem bei Notwendigkeit auch das Kräftige nicht fehlte, Schätze der Musik aus Zeiten der Renaissance und des Barock nahe. Turmmusiken von Johann Christoph Pezelius, einem sächsischen Stadtpfeifer aus Leipzig, später Bautzen, waren in Zieckau zuvor bestimmt noch nie erklungen. Die schwungvollen Werke machten beim Zuhören ebenso Spaß wie Intraden des großen Renaissance-Meisters Johann Hermann Schein.

„Wenn Sie bisher geglaubt haben, dass Johann Sebastian Bach sein Cho ralvorspiel ,Jesu bleibet meine Freude’ für Orgel geschrieben hat, dann hören Sie erst einmal unsere Fassung. Sie werden nichts anderes mehr hören wollen“, ulkte Boseker. Tatsächlich wurde das Bläser-Arrangement dieses Werkes eine Entdeckung wie auch die Bläser-Quintett-Fassung des weltberühmten „Air“ aus einer Bachschen Orchestersuite.

Die Potsdamer Blechbläser zogen in Zieckau auch ganz andere musikalische Register. Mit Variationen auf das bekannte Lied „Bruder Jakob“ zog ein Hauch von Folklore der jüngeren Zeit ins Programm. Gisbert Näther brachte eine eigene Komposition aus seinen „Vier märkischen Skizzen“ mit ein, und sein Werk mit Zitaten aus „Üb’ immer Treu und Redlichkeit“ und „Preußens Gloria“ mit satirischem Einschlag kam gut an.

Zu schnell waren die zwölf Konzert-Stücke vorüber. Das Publikum bewegte das Ensemble zu Zugaben wie den Triumphmarsch aus Verdis „Aida“, sang schließlich bei „Kein schöner Land“ strophenweise mit und lauschte dem „Kanon“ von Pachelbel zum Abschluss.

Drei Konzerte habe es in der diesjährigen Konzertsaison gegeben – mit heiteren Tierliedern von der „Capella Kreuzberg“, festlichen Klängen des Ensembles „TOP“ anlässlich der Zieckauer Orgel-Weihe und zum Abschluss die Potsdamer Turmbläser, bilanzierte Organisator Lothar Treder-Schmidt. Die Gästeschar bei den Konzerten zeigte, dass „die Hinwendung weg von der Kammermusik auf populäreres Repertoire in Zieckau richtig ist“. Derartige Konzert-Angebote werde es im Jahr 2008 wieder geben, so Treder-Schmidt. (-ds)

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