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Kulturarbeit
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04.10.2006

Klezmer-Späße am Zieckauer Altar

Ensemble „Die Blaue Stunde“ im Gotteshaus
ZIECKAU. Klezmermusik mit dem Berliner Ensemble „Die Blaue Stunde“ hat die Hörer zahlreich in die Zieckauer Kirche gelockt.

Das Ensemble „Die Blaue Stunde“ aus Berlin hat alte jüdische Weisen
in die Kirche nach Zieckau gebracht.

 

Die Violinistin Florence Konkel, das Multi-Talent Birgit Lorenz als Blockflötistin, Klarinettistin, Sopranistin und als einfühlsame Moderatorin des Konzertes waren sich künstlerisch einig mit Wolfgang Bradler am Akkordeon, dem Gitarristen Matthias Hackmann und dem Mann am Bass Dieter Dienslag. Als Ensemble führten sie ihre Hörer in ein besonderes Reich der Musik. Das war, wie Lothar Treder-Schmidt als Konzertorganisator erklärte, nach dem Holocaust Jahrzehnte scheinbar von der musikalischen Landkarte getilgt.

Doch das war ein Trugschluss, weil sich die im 15. und 16. Jahrhundert in Osteuropa entstandene jüdische Volksmusik dank ihrer tiefen Wurzeln nicht besiegen lässt. In den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts erinnerten sich vor allem in den USA Emigranten und jüdischstämmige Musiker an den Klezmer. Diese fröhlich-melancholische Musik mit Geschichten aus dem Alltag nahm ihren Kurs durch die ganze Welt. Das Ensemble „Die Blaue Stunde“ half mit ihrem Zieckauer Konzert dabei ein bisschen.

„Shalom Alechem“, mit diesem Friedensgruß begann ein beschwingtes, manchmal auch melancholisches Konzert der fünf Berliner. Das Programm führte scheinbar durch ein „jiddisches Stedtl“, machte mit Freuden und auch Leiden seiner Bewohner bekannt. „Oi, Mame, ich bin verliebt“, so bekannte Birgit Lorenz in beschwingt-übermütiger Musikbegleitung. Mit dem Finden und Verlieren künftiger Partner beschäftigten sich auch in der Klezmer-Musik viele Lieder. Die sang Birgit Lorenz als am Konzertnachmittag wohl meist beschäftigte Solistin.

Wunderschöne Flöten-Klänge gab es bei einem galizischen Tanzlied zu hören. Swingend und mit Percussion führte das Quintett sein Publikum ins „jüdische Gässchen“, wo man Bekanntschaft schließlich auch mit einer Hochzeitsgesellschaft machen durfte. „Hoch lebe das Brautpaar“, das bekannte „Mazzel tov!“, erklang so fröhlich im Gotteshaus, als wäre das Brautpaar gerade erst heraus gekommen. Erst nach drei Zugaben hat das Publikum die Berliner Künstler mit herzlichem Beifall entlassen.

Mit dem Konzert waren traditionell ein kleiner Bauernmarkt, ein Flohmarkt und ein reich ausgestatteter Basar mit Kuchen, Kaffee und anderen frischen Leckereien von der Kirchgemeinde gestaltet worden. „Der Erlös daraus sowie die Spenden nach dem Konzert kommen der weiteren Restaurierung der Kirche, vor allem aber der Sanierung unserer Orgel zugute“, erklärte Lothar Treder-Schmidt. Zuwendungen des Landes, aus der Sparkassenstiftung, von anderen Sponsoren und nicht zuletzt aus Spenden nach den Zieckauer Konzerten hätten bereits viel Gutes für die Orgel bewirkt. „Vielleicht kann es im kommenden Jahr sogar schon ein Orgelkonzert in der Zieckauer Kirche geben“, hofft Treder-Schmidt. (-ds)

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