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Kulturarbeit
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07.09.2005

Gefühlvolles zur Kaffeestunde

„Capella Kreuzberg“ in der Zieckauer Kirche
ZIECKAU. Konzerte in der kleinen Dorfkirche von Zieckau sind im Konzertkalender etwas Besonderes. Klein und fast intim sind sie. Sie bieten künstlerische Überraschungen. Von der Kirchgemeinde werden sie getragen.

 

Die Gastgeber empfangen die Kunstfreunde immer mit einer Kaffee-Tafel – so auch beim jüngsten Termin mit der „Capella Kreuzberg“ . „Vor dem künstlerischen Genuss soll die Gaumenfreude kommen“ , sagen die Gastgeberinnen hinter dem Kuchentisch auch diesmal schmunzelnd.

Die „Capella Kreuzberg“ ist mit ihrem Dirigenten Johannes Rühl in den Ort gekommen. Ihr musikalisches Programm, das wissen sie, ist ungewöhnlich. Es ist aber auch schön, wenn der Gast sich „hinein hört“, sich auf unterschiedliche Gefühle einlässt. Der Versuch gelingt in Zieckau, in dem die 22 Sänger zum ersten Mal sind.
„Volksmusik kann kontrastreich sein. Aber sie ist ursprünglich und auf ihre Weise schön“ , erläutert Konzert-Organisator Lothar Treder-Schmidt vor dem ersten Ton.

Die Berliner Sänger – den Laien-Chor gibt es seit gut 20 Jahren – gehen mit ihren Hörern auf eine musikalische Reise durch mehrere Länder und Epochen. Sie stellen Werke von Zoltan Kodaly und Bela Bartok als zentrales Thema ihres Konzertes vor.
Doch das ist zu kurz gegriffen, wie viele finden. Schwedisches und deutsches Liedgut stehen ebenfalls auf dem Programmzettel. Das war nach Veranstalter-Angaben zuvor nicht bekannt. Sonst wären sicher mehr Hörer der Einladung zum zweiten Konzert von dreien in dieser Saison gefolgt.

Kodaly und Bartok kannten sich aus ihrer gemeinsamen Professoren-Zeit am Budapester Konservatorium. Beide sammelten – später als im deutschen Kulturraum – erst Anfang des 20. Jahrhunderts Volkslieder ihrer Heimat in Ungarn, der Slowakei und Rumänien. Sie ließen die Musik in ihre Kompositionen einfließen. In ungarischer Sprache (die Übersetzung der Liedtexte hatten die Zieckauer Hörer in den Händen) erklangen Kodalys „Morgengruß“ und „Abend“ interpretatorisch sauber, aber melodisch aufreizend. Später ließen vier slowakische Volkslieder von Bartok mit ihrer melodisch kurzen Prägnanz und innerem Humor die Gäste aufhorchen und wurden in der Konzertpause diskutiert.

Das Konzert regte an, aber nicht auf. Zwischen der ungewohnten musikalischen Widerspiegelung von Gefühlen in Volksliedern erfreuten Chorsätze von Friedrich Silcher wie „Ännchen von Tharau“, die „Loreley“ oder „Hab oft im Kreise der Lieben“. Felix Mendelssohn Bartholdys „Sechs Lieder in Freien zu singen“ mit ihrer heiter musikalisch umgesetzten Naturlyrik ließen ebenfalls aufhorchen. Schließlich machten die Zieckauer Konzertbesucher Bekanntschaft mit dem spätromantischen schwedischen Komponisten Wilhelm Peterson-Berger und vier seiner Lieder. Die sang der Chor auf schwedisch.

„Wir haben uns in Zieckau mit dem aufmerksamen Publikum wohl gefühlt“, war von den der Sängern zu hören. Musikfreunde sahen es ähnlich: „Die deutschen Volkslieder waren schön. Aber nun haben wir auch etwas mehr Zugang zur Musik von Kodaly und Bartok.“ (-ds)

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