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02.03.2015

Kirchenschätze achtsam bewahren

Fachtagung in Luckau widmete sich kulturhistorischer Bedeutung und fachgerechter Pflege
LUCKAU. Die 135 evangelischen Kirchen in der Niederlausitz bergen eine Fülle wertvoller Zeugnisse der regionalen Kulturgeschichte. In den Gemeinden engagieren sich Christen für deren Erhalt. Ein Kunstgut-Tag in der Luckauer Kulturkirche bot ihnen Einblick in die Vielfalt, verknüpft mit Hinweisen zum sachgerechten Umgang mit dem wertvollen Erbe.

Kirchenschätze achtsam bewahren Einen Abendmahlskelch aus dem Jahr 1879 mit einem Schaden im Inneren hatte Sigrid Schmidt aus Fischwasser bei Doberlug-Kirchhain zum Kunstgut-Tag mitgenommen. Die Hoffnung auf konkrete Auskunft erfüllte sich. Der Restaurator und Kunstschmied Olaf Ignaszewski begutachtete das wertvolle Stück und zeigte Möglichkeiten einer Reparatur auf.
Foto: Keilbach/bkh1

 

„Diese Kirche ist sehr, sehr schön“, ist als Urteil eines Besuchers an der Pinnwand in der Kirche von Groß Jehser zu lesen. Das treffe auf sehr viele Kirchen in der Niederlausitz zu, schätzte Dr. Maria Deiters von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) ein. „Es bedarf großen Aufwandes, um diese Schätze zu pflegen und die wertvollen Kunstgüter zu bewahren.“ Erstmals liegt jetzt ein vollständiger Überblick dazu vor.

Insgesamt 8000 Objekte von kulturhistorischem Wert wurden in den vergangenen fünf Jahren in den Niederlausitzer Kirchen detailliert erfasst. „Es war ein Abenteuer“, charakterisierte Dr. Maria Deiters dieses Projekt. Die Luckauer Nikolaikirche sowie die Finsterwalder St. Trinitatiskirche zählten mit jeweils rund 200 Objekten zu den am reichhaltigsten ausgestatteten Gotteshäusern. Rund 20 Objekte seien durchschnittlich in den Dorfkirchen des Kirchenkreises registriert worden. Ausnahmen beherbergten laut Maria Deiters durchaus 100 Objekte. So wie die Kirche in Schönborn, deren historische Zeugnisse sich von mittelalterlichen Wandmalereien bis zum Taufengel erstreckten. Die Bornsdorfer Kirche wiederum sei aufgrund ihrer barocken Ausstattung bedeutsam, nannte sie ein weiteres Beispiel.

Ergebnis des mehrjährigen Projektes ist eine Kunstgut-Datenbank, die jedes Objekt ausführlich beschreibt. Neben Fotos und exakter Größe gibt diese Auskunft zur Geschichte, dem jeweiligen Stifter sowie dem Künstler, der das Objekt hergestellt hat.

Typisch für die Niederlausitz sei beispielsweise, dass noch sehr viele Einbaumtruhen erhalten seien, nannte Maria Deiters eine Erkenntnis. Mit mehreren Schlössern gesichert und teilweise zusätzlich beschwert, bewahrten die Vorfahren darin ihren Kirchenschatz auf. Die Kunstgüter spiegeln zudem die Wirtschaftsgeschichte wieder. Das verdeutlicht ein Lüster aus dem Schönborner Glaswerk in der Kirche des Ortes. Auch Leuchter aus Eisenkunstguss in anderen Kirchen zählten dazu. „Entdeckt haben wir außerdem, dass der in Calau ansässige Holzbildhauer Georg Wolschke ein zu seiner Zeit sehr geschätzter Künstler in der Region war.“ Das sei an der Vielzahl seiner erhalten gebliebenen Arbeiten ablesbar.

Neben dem zumeist noch ständig benutzten Abendmahls-, Altar- und Taufgerät beherbergen die Kirchen zahlreiche weitere bedeutsame Zeugnisse. Mittelalterliche Altäre zählen dazu, das Kirchengestühl, ebenso Epitaphien, Totenkronen sowie Gedenktafeln für Gefallene.

Welche Anforderungen stellt eine sachgerechte Pflege? Auch diese Fragen wurden während der Vorträge beantwortet. „Weniger ist oftmals mehr“ – das nahmen die mehr als 100 Zuhörer aus den Kirchengemeinden als eine Erkenntnis für den künftigen Umgang mit ihren historischen Zeugnissen mit. „Nichts wegwerfen, auch wenn es noch so stark beschädigt ist“, legten die Restauratoren Dr. Sylvia Müller-Pfeifruck und Werner Ziems ihren Zuhörern nachdrücklich ans Herz. Vorsichtig einhüllen, am besten in ein mehrmals gewaschenes Leinentuch, wie zum Beispiel ein Bettlaken. Welche Bedeutung die richtige Luftfeuchte für den Erhalt der Kunstgüter hat, erläuterte Mechthild Noll-Minor ausführlich. Sie erklärte außerdem, worauf beim Lüften der Kirchengebäude zu achten ist.

„Das mit dem Lüften im Frühling ist ein interessanter Hinweis“, stellte Ute Radnitz vom Gemeindekirchenrat Lübbenau-Altstadt fest. Ebenso wichtig ist es aus ihrer Sicht, nun zu wissen, dass man Holzgegenstände nicht abstauben sollte, um Farbschichten nicht zu beschädigen. „Wir haben jetzt stärker ein Gefühl dafür, wie wertvoll die Dinge in der eigenen Kirche sind und wie sie sich kulturhistorisch einordnen“, ergänzte Marianne Wendland. Dagmar Petschick vom Gemeindekirchenrat aus Zützen brachte der Kunstgut-Tag Erkenntnisse über die Totenkronen und Gedächtnismale in den Kirchen. „Dieses Thema hat mich besonders interessiert und meine Erwartungen sind erfüllt worden“, sagte die Zützenerin.

Von Birgit Keilbach (vollständiger Text unter www.lr-online.de)

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