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18.02.2004

Die Nikolaikirche birgt noch viele Geheimnisse

Nordtür im Original von 1430 erhalten
LUCKAU. Die neuesten baugeschichtlichen Ergebnisse der Nikolaikirche wurden am Mittwochabend zum ersten Mal der Öffentlichkeit bekannt gegeben. Fast 50 interessierte Luckauer fanden sich in der Winterkirche ein, um dem interessanten Vortrag, der mit Lichtbildern untermauert wurde, zu lauschen.

Der Kunsthistoriker und Bauarchäologe Dirk Schumann begleitet die Rekonstruktion der Nikolaikirche und hat dabei viele neue Erkenntnisse gewonnen, die er nun dem wissbegierigen Publikum vermittelte.

Sehr anschaulich wurden die einzelnen Bauphasen und der zeitliche Verlauf des Baues gezeigt und erklärt. Mit kriminalistischer Akribie ging es auf die Suche nach dem Wie und Wann. Dabei konnte belegt werden, dass die Türme und die dazugehörigen Gewölbe mit zu den ältesten Teilen der zu Beginn noch kleinen Kirche gehören und im Originalzustand der Nachwelt erhalten geblieben sind. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts ließen sich Teile des Gewölbes zurückdatieren. So wie bei der geschichtlichen Archäologie wird auch bei der Bauarchäologie zeitlich zugeordnet, verglichen und das handwerkliche Können und Geschick unserer Vorfahren erforscht.

So konnte zum Beispiel einem Eichenholzbalken sein genaues Fälldatum, das im Jahre 1223 gelegen hat, entlockt werden. Wie bei einem Puzzle führt jede neue Erkenntnis zum großen Ganzen. Die Stadtbrände, die Luckau heimgesucht hatten und die Kriege die durch die Region zogen, haben auch an diesem Bau ihre Spuren hinterlassen. Um so erstaunlicher ist die Tatsache, dass die Nordtür noch das Original ist, welches im Jahre 1430 ihren Platz in der Nikolaikirche fand. An Hand der Beschläge und Schließmechanismen ließ sich dieser Zeitpunkt genau ermitteln, was für den Historiker eine große Sensation darstellt.

Noch viele frisch gewonnene Erkenntnisse konnte Dirk Schumann den gespannt zuhörenden Besuchern auf diesem Ritt durch die Baugeschichte vermitteln. „Wir sind sehr gespannt, was das Gemäuer noch alles an Geheimnissen birgt“ , so Dirk Schumann, der sich schon sehr auf die weitere kriminalistische Arbeit in und an der Nikolaikirche freut.

Annegret Gehrmann vom Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz, machte deutlich, das Luckau ein bauarchitektonisches Kleinod besitzt, das seinesgleichen sucht. „Wir gehen mit diesem Schatz, der hier steht, so selbstverständlich um“ , und die Menschen würden sich der Tatsache nicht immer bewusst, dass dieses historische Erbe auch gepflegt und erhalten werden muss und dazu viel Geld notwendig ist. Die Kirche gehört zum unverwechselbaren Stadtbild und viele Luckauer sind stolz auf dieses Gebäude. Als touristischer Anziehungspunkt erfreut sich die Nikolaikirche immer größerer Beliebtheit.

Am 23. März wartet der nächste Vortrag in der Luckauer Kirche. Kantor Joachim Klebe wird die Schatzkammer mit dem Luckauer Notenarchiv öffnen und Zeugnisse des kompositorischen Schaffens der vergangenen Jahrhunderte vorstellen.

von Gudrun Driesen

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