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15.11.2010

„Kompliment zu der wirklich schönen und anregenden Tagung!
Das war vielleicht die schönste bisher!
Ich freue mich schon auf die kommenden!“

 

Rückblick auf die Fachtagung

Die Präsenz der Heiligen

LUCKAU. Die sechste Fachtagung zur Geschichte, Architektur und Kunst in den Kirchen der Region hat der Förderkreis „Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz“ in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistoriker Dirk Schumann am Samstag in der Kulturkirche Luckau veranstaltet. Rund 100 Experten und kulturhistorisch Interessierte aus Berlin und Brandenburg verfolgten die Vorträge und nutzten die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch.

Dirk Schumann beim Vortrag.
Foto: Birgit Keilbach

 

Der Förderkreis setze sich nicht nur für den Erhalt und die Nutzung der im Mittelalter errichteten Kirchengebäude ein. Er habe es sich ebenso zur Aufgabe gemacht, Wissen über das Bewahrenswerte in der baulichen Ausführung und der Ausstattung der Gebäude zu vermitteln und dieses in verständlicher Form nahe zu bringen, erläuterte die Vorsitzende Annegret Gehrmann. Die Kirchen seien steinerne Zeugnisse der Geschichte in der Region und der Verein trage mit seiner Arbeit wesentlich zur Einordnung und dem Verständnis dieser kunsthistorischen Kostbarkeiten bei, betonte Luckaus Bürgermeister Gerald Lehmann (parteilos) zur Eröffnung der Fachtagung im Klostersaal.

Zum Thema „Die Präsenz der Heiligen – mittelalterliche und frühneuzeitliche Ausstattungen in den Kirchen der Niederlausitz“ beleuchteten die Referenten verschiedene Aspekte der Darstellung von Heiligen, ausgeführt als Figuren oder als Malereien in den Kirchen der Niederlausitz, sowie deren Bedeutung für die Gesellschaft im Mittelalter und der frühen Neuzeit. Restaurator Hans Burger legte in seinem Referat über Heiligendarstellungen in Wandmalereien unter anderem dar, dass die Heiligen Laurentius, Maria Magdalena, Christophorus sowie Elisabeth und Franziskus am häufigsten dargestellt wurden. Außerdem sei an Ähnlichkeiten der künstlerischen Ausführung in den Dorfkirchen von Riedebeck, Drahnsdorf, Beesdau und Goßmar erkennbar, dass die dort wirkenden Künstler vermutlich aus einer Werkstatt hervorgingen.

„Dies ist eine Besonderheit, denn derartige Zusammenhänge in der Wandmalerei sind sehr selten zu finden“, erläuterte der Restaurator. Zudem weise die Kirchenlandschaft der Luckauer Niederlausitz eine hohe Dichte an noch erhaltenen Wandmalereien und Altären auf, „die im Land Brandenburg einmalig ist“, wies er auf die kulturhistorische Bedeutung hin.

Das vielfältige Spektrum der dargestellten Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen von Kunsthistorikern und Restauratoren zur Bestimmung und Deutung der durch die Künstler in den Kirchen dargestellten Motive bot viele Ansatzpunkte für eine rege Diskussion in den Tagungspausen. Für Stefan Eghbalian aus Kasel-Golzig war die Betrachtung der Heiligen besonders aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht interessant. „Sie sind nonverbale Zeugnisse ihrer Zeit, bringen Weltanschauungen und Wertvorstellungen der verschiedenen Epochen zum Ausdruck“, sagte er. Wie in der heutigen Zeit dienten sie als wichtige Symbole für die Identifizierung und Abgrenzung in der Gesellschaft. Somit seien sie im weitesten Sinne schon damals für das Marketing eingesetzt worden, zog er den Vergleich zur Gegenwart.

Ihm seien die Kirchen dieser Region bisher nicht so bekannt gewesen, sagte der evangelische Theologe Hans-Jürgen Schäfer aus Berlin, der in einem Arbeitskreis zur regionalen Kirchengeschichte Berlin-Brandenburg mitwirkt. „Dieser regionale Arbeitskreis leistet eine gute Arbeit und hat diese Tagung sehr gut organisiert“, lobte er. Er fahre mit vielen Informationen über die Struktur des Kirchenkreises Niederlausitz wieder in die Hauptstadt, fügte er an.

Sie sei erfreut über den großen Zuspruch, resümierte die Förderkreis-Vorsitzende Annegret Gehrmann. „Das zeigt, Luckau hat sich als Tagungsort für derartig anspruchsvolle Inhalte etabliert.“ Die ursprünglich damit verbundene Absicht, den Fachleuten und interessierten Menschen aus der Region eine Möglichkeit zum Austausch zu geben und Kontakte zu befördern, habe sich erfüllt, so die Vorsitzende.

Birgit Keilbach (Text erschienen unter www.lr-online.de)

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