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17.06.2018

Zieckauer Kirchenglocke auf Reisen

ZIECKAU. Glockenfest zum Start der Reparaturen als Dankeschön für die vielen Engagierten.

Ein historischer Moment für die Zieckauer und ihre Gäste: Die spätmittelalterliche Kirchenglocke ist abgenommen und wird von Christopher und Thomas Walter auf den Lastenhänger zum Transport in die Glockenschweißerei gezogen.
Foto: Birgit Keilbach

 

Stück für Stück lassen Thomas und Christopher Walter im Turm der Zieckauer Dorfkirche die Glocke herab. Vorsichtig balancieren sie die spätmittelalterliche Bronzeglocke durch die exakt zugeschnittenen Öffnungen in den hölzernen Zwischenböden. Nur das Geräusch der Seilwinde hören die erwartungsvollen Zieckauer und ihre Gäste aus der Umgebung auf dem Kirchhof. Dann endlich ist sie zu sehen und wird von den Fachleuten der Walter Glockenläuteanlagen und Turmuhren KG aus Uckro auf den bereitstehenden Anhänger verladen. Die Zuschauer zücken Kameras und Smartphones und halten diesen seltenen historischen Moment in Bildern fest. Aus der Nähe können sie die kleinere der zwei historischen Glocken im Zieckauer Kirchturm nun einmal betrachten.

Deutlich sichtbar sind die Risse an mehreren Stellen der Aufhängung. Damit die rund 200 Kilogramm schwere Glocke beim Läuten nicht plötzlich abreißt und herunterfällt wird der Schaden fachmännisch in der Glockenschweißerei im bayerischen Nördlingen behoben. Das ist jedoch nur ein Teil der anstehenden Reparaturarbeiten am Geläut und Glockenstuhl in der Zieckauer Kirche. Auch die größere, aus dem 14. Jahrhundert stammende Glocke benötigt dringend ein neues und historisch korrektes Joch, damit sie wieder sicher hängt. Zudem muss sie einen passenden Klöppel erhalten. Der in den 1950er-Jahren eingebaute Stahlklöppel ist zu lang und würde auf längere Sicht zur Rissbildung führen.

Einige Jahre müssen die Zieckauer deshalb bereits auf das vertraute Läuten der Glocken verzichten. „Meine Kinder wussten immer: Wenn die Glocke läutet, müssen sie nach Hause kommen. Das hat immer geklappt, und sie waren um 18 Uhr da, auch als sie noch keine Uhr kannten“, erzählt Ulrike Plessow, die neben der Kirche wohnt. Als Jugendliche läuteten Klaus Drillisch und Günter Kuschick in den 1960er-Jahren die Glocken noch von Hand, „immer samstags und am Sonntag zu den Gottesdiensten. Der Turm wackelte ganz schön beim Läuten“, erinnern sich die zwei Senioren. Die Ursache kennt Gemeindekirchenratsvorsitzender Lothar Treder-Schmidt: „Der Glockenstuhl ist mit dem Turm verbunden worden, als er schwächer wurde. Da ist früher ein Fehler gemacht worden, den wir jetzt korrigieren.“ Das Gestühl des Glockenturms werde im Zuge der Reparaturarbeiten ertüchtigt, damit dieser wieder frei stehen und die Schwingungen auffangen kann. Gemeinsam mit einem Zimmerermeister und einem Statiker werde dafür demnächst ein Konzept entwickelt. Auch die Reparatur der großen Glocke erfolge im Turm.

Den Start der Reparaturarbeiten begingen die Zieckauer am Samstagnachmittag mit einem Glockenfest. Ein passender Anlass, um all jenen einmal Danke zu sagen, die seit 21 Jahren die Konzerte und weitere Veranstaltungen in der kleinen Dorfkirche für die Gäste zu einem besonderen Erlebnis werden lassen. Denn in den Pausen servierten ihnen Mitglieder der Kirchengemeinde und weitere engagierte Einwohner stets ein reich gedecktes Kuchenbuffet und dazu passende Getränke. Das jährliche Konzert zum Erntedankfest bereicherten sie mit einem Bauernmarkt, gefüllt mit Köstlichkeiten aus den heimischen Küchen. „Diese bunte Mischung hat ein Stammpublikum geschaffen und lockt immer wieder neue Konzertfreunde an“, sagte Manuela Guth. Wie im Märchen vom Rübchen, bei dem immer noch einer mehr mit anfasste, um es herauszuziehen, sei es gelungen, die Kirche wieder zu einem kulturellen Mittelpunkt werden zu lassen, veranschaulichte sie. Denn die damit verbundenen Spenden kamen verschiedenen Projekten zur Sanierung der Kirche sowie der Orgel zu Gute. An deren historischem Klang konnten sich die Zieckauer und ihre Gäste während des Glockenfestes gleichfalls erfreuen. Steffen Jahnke entlockte dem historischen Instrument am Samstag vielfältige, überwiegend heitere Töne. Seit einigen Jahren sammeln die Zieckauer mit ihren Konzerten Geld für die Reparatur der Glocken. 12 000 bis 15 000 Euro werde das aktuelle Vorhaben der Kirchengemeinde laut Lothar Treder-Schmidt kosten.

Von Birgit Keilbach, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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