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30.05.2019

Wieder Orgelklänge in Bornsdorf

BORNSDORF. Die Bornsdorfer Kirche hat wieder eine Lütkemüller-Orgel. Durch eine Sanierung erhielt das Instrument von 1877 seinen ursprünglichen Klang zurück. In der Niederlausitz ist die hochromantische Orgel eine Ausnahme.

Zur Wiedereinweihung der Lütkemüller-Orgel in der Bornsdorfer Kirche erläuterte der Orgelsachverständige Albrecht Bönisch den Aufbau und die Besonderheiten des Instruments.
Foto: Birgit Keilbach

 

Mehr als 40 Jahre mussten die Bornsdorfer warten, bis sie ihrer Orgel in der Dorfkirche wieder lauschen konnten. Jetzt ist sie saniert und klingt wieder schön wie einst.

Als Jugendliche hörte sie Jutta Fizia letztmalig. „Gespielt hat sie der Musiklehrer Hannes Görsdorf zu jedem Gottesdienst. Das ließ er sich auch zu DDR-Zeiten nicht nehmen“, erinnert sich die Kirchenälteste. Bis 1975 etwa soll sie noch funktioniert haben, aber genau weiß das in Bornsdorf niemand.

Auch Bernd Lehmann nicht, der bis zu seiner Konfirmation Mitte der 1970er Jahre immer den Blasebalg getreten hat. „Wenn zu wenig Luft in den Pfeifen war, kam ein kurzer Pfiff vom Musiklehrer, und dann musste wieder getreten werden“, erzählt der Senior.

Mit dem Beginn der Sanierung des Kircheninnenraumes im Jahr 2006 wurde das komplette Orgelwerk in die Nordloge ausgelagert, damit es durch die Bauarbeiten nicht noch mehr verschmutzt.

„Wir haben die Orgel immer im Blick gehabt, doch zunächst mussten alle Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein“, so die Vorsitzende des Förderkreises Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz, Annegret Gehrmann.

Spenden für die Orgelreparatur in Bornsdorfer Kirche
Spenden für die Orgelreparatur flossen seit rund zehn Jahren kontinuierlich in einen extra Topf des Förderkreises. 2018 schließlich stand die Finanzierung zum größten Teil, und die Orgelbau Waltershausen GmbH in Thüringen wurde mit der Sanierung beauftragt.

Insgesamt 294 Pfeifen in den sechs Manual-Registern und noch einmal 25 Bass-Pfeifen, die vom Pedal bedient werden, bearbeiteten die Experten. „Neu hergestellt wurden die Prospektpfeifen. Es sind jetzt wieder Zinnpfeifen wie im früheren Original“, erläutert der Geschäftsführer Stephan Krause.

Außerdem wurde ein elektrisches Gebläse angebaut, wobei auch das historische wieder funktionsfähig ist. In den Holzpfeifen hatte der Holzwurm ganze Arbeit geleistet. Es stand die Frage: Reparieren oder ersetzen? Die Fachleute entschieden sich für die Reparatur, um den ursprünglichen Klang zu erhalten.

Zum Erhalt des originalen Zustandes beigetragen habe auch die traditionelle Bauweise von Lütkemüller, erklärt Stephan Krause. Einige Innovationen habe er dennoch eingebaut. Um den romantischen Tonumfang zu erweitern, habe er einige Pfeifen versetzt. „Das war sehr gewagt, aber eine gute Idee“, findet Stephan Krause rückblickend.

Voller Orgelklang in der Bornsdorfer Kirche
Zur Wiedereinweihung bringt der Orgelsachverständige Albrecht Bönisch den Kirchenbesuchern nahe, wie die einzelnen Register klingen und welche Instrumente sie repräsentieren. Eins nach dem anderen spielt er an, bis sich der volle Orgelklang im Gotteshaus entfaltet.

Der renommierte Organist und Dozent Prof. Martin Schmeding aus Leipzig spielt anschließend Kompositionen aus der Entstehungszeit des Instrumentes. Die Lütkemüller-Orgel bringe eine neue Farbe in die Niederlausitzer Orgellandschaft.

„Es ist das einzige hochromantische Instrument“, sagt er. Zudem hatte Lütkemüller zumeist Orgeln im Norden Brandenburgs gebaut. In der Niederlausitz ist sein Instrument eine Ausnahme.

Die Bornsdorfer sind glücklich. „Vor allem Weihnachten fehlte immer die Musik für die Atmosphäre. Das wird in diesem Jahr anders sein“, ist Alexander Bauer überzeugt und hofft, dass damit auch das Gemeindeleben einen Schub bekommt.

Die Gesamtkosten der Sanierung belaufen sich auf 53 000 Euro. Davon 26 000 Euro flossen vom Brandenburger Kulturministerium, 7 700 Euro steuerte die Untere Denkmalschutzbehörde Dahme-Spreewald bei, der Förderkreis Alte Kirchen brachte bisher 12 000 Euro aus Spendengeldern auf. Weitere Spenden werden benötigt.

von Birgit Keilbach, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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