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22.08.2006
Waltersdorfer Orgel nach 213 Jahren komplett
Elisa Freixo aus Brasilien gibt Konzert in voll besetzter Kirche
WALTERSDORF. Die Claunigk-Orgel aus dem Jahr 1793 ist am Sonnabend in der voll besetzten Waltersdorfer Kirche erstmals nach 213 Jahren als komplette Königin der Instrumente erklungen. Der bis dahin fehlende Zimbelstern drehte sich genau um 17.29 Uhr hoch oben im Orgelprospekt.
Elisa Freixo, Organistin an der Kathedrale von Mariana in Brasilien,
war die erste, die in der Kirche von Waltersdorf die mit einem
Zimbelstern versehene Claunigk-Orgel erklingen ließ.
Dazu erklangen die Glöckchen. Das war ein Grund zur Freude für Pfarrer Frank Gehrmann sowie die zahlreichen Musikfreunde, die ein Gastspiel der brasilianischen Organistin Elisa Freixo erlebten.
Die Künstlerin gastierte im Rahmen des Orgelfestivals „Mixtur im Bass“ nach ihrem beachteten Konzert im Jahr 2004 zum zweiten Mal in der Waltersdorfer Kirche. Sie freue sich auf „das kleine, feine Instrument, das beim Spielen Freude macht“, sagte sie.
Gäste aus Partnergemeinde
Mit von der kulturhistorischen und musikalischen Nachmittags-Partie waren 20 Gäste aus der Partnergemeinde des Langengrassauer Kirchsprengels. Sie waren aus dem rheinländischen Linz, Rheinbreitbach und Unkel bei Bonn angereist. „Das Konzert mit Elisa Freixo in einer der ältesten Feldsteinkirchen der Niederlausitz ist für uns alle ein großes Erlebnis“, sagte Annegret Gehrmann von der Langengrassauer Gemeinde.
Die Konzertreihe auf historischen Orgeln der Niederlausitz „Mixtur im Bass“ hat in den drei Jahren ihres Bestehens immer in der Waltersdorfer Kirche zu Konzerten eingeladen. „Die Bedingungen hier sind gut, und die Gemeinde ist sehr gastfreundlich“, erklärte Organisator Rudolf Bönisch. Gemeinsam mit Pfarrer Frank Gehrmann machte er einen Exkurs durch die Geschichte der Kirche von der Romanik bis zur Gegenwart.
Pfarrer dankt Helfern
Pfarrer Gehrmann verwies auf die jüngere Geschichte und darauf, dass Ende des vergangenen Jahrhunderts vor der politischen Wende das Gotteshaus fast 15 Jahre nicht genutzt worden war. „Es war viel Schutt weg zu räumen“, sagte Gehrmann und dankte allen, die eine Kirche wieder zu dem machten, was sie sein soll: ein Ort des Besinnens, des Innehaltens, aber auch des Musizierens.
Die gebürtige Brasilianerin Elisa Freixo spielte auf der Orgel, die Carl Gotthold Claunigk im Jahr 1793 fertig gestellt hatte und die nach vielen Umbauten im Jahr 1999 vollständig restauriert worden war. Spanische, bolivianische, portugiesische sowie italienische barocke und klassische Komponisten hatte sie ins Programm aufgenommen und dem Publikum die Werke vor dem Musizieren auch erklärt.
Die Hörer erlebten Musik, die in vielem an Bach, Händel und Mozart erinnert. Sie genossen auch die Einbeziehung des Zimbelsterns, unter anderem in einer Toccata des Klassikers Mestres und während eines kräftigen harmonischen Allegros des barocken Portugiesen Joao de Sousa Carvalho. Nach dem Konzert und vor der Zugabe – einer Fuge von Domenico Scarlatti – gab es vom Publikum stehende Ovationen für die Künstlerin.
Lob von den Hörern
„Sie spielt, was sie fühlt. Und sie fühlt sichtbar, wie sie spielt“, sagte Peter Römhild aus Berlin. Das wussten auch Doris Lindner und Klaus-Dieter Schmidt zu schätzen, die extra aus Altdöbern zum Konzert nach Waltersdorf angereist waren: „Die Freixo ist ein Erlebnis. Und das Konzert in dieser Kirche sowieso.“
(-ds)