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18.07.2013

Mit russischem Leim zu neuem Glanz

Fast 400 Jahre alter Sandsteinaltar der Bornsdorfer Kirche wird restauriert / 37 500 Euro Gesamtkosten
BORNSDORF Fast 400 Jahre hat das Herzstück der Bornsdorfer Kirche inzwischen auf dem Buckel. 1730 ist der Sandsteinaltar zuletzt umgestaltet worden. Nun wird das Prunkstück restauriert. Drei Berliner Restauratorinnen lassen den Altar bald in neuem Glanz erstrahlen.

Bis Mitte August wird der Sandsteinaltar in der Bornsdorfer Kirche von
freiberuflichen Restauratorinnen aus Berlin restauriert.
Foto: rdh

 

Z“Die Bornsdorfer Kirche ist durch eine außergewöhnlich reiche und aufwendige barocke Ausstattung geprägt“, sagt Werner Ziems vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege.

Typisch für die Luckauer Region sind Holzaltare, in der Bornsdorfer Kirche befindet sich ein zweigeschossiger, kostbarer Altaraufsatz aus Sandstein. „Das ist für eine Dorfkirche und in dieser Größe ungewöhnlich“, erklärt Annegret Gehrmann, Vorsitzende des Förderkreises Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz.

Kurz nach der Wende ist der Altar ein letztes Mal geweißt worden. „Inzwischen ist er durch Vogelkot und Staubablagerungen so stark verschmutzt, dass wir etwas tun müssen“, sagt Brigitte Bub. Die Berlinerin ist eine von drei freiberuflichen Restauratorinnen, die seit Anfang Juli damit beschäftigt sind, die vergrauten Elemente und Farbmotive zu reinigen, damit die Originalfarben wieder erkennbar werden. „Zunächst beseitigen wir den Staub vom Altar, dann wird die lose Farbfassung gefestigt“, erläutert Bub. Zugleich erfolgt auch eine Reinigung, „die wir mit einem Staubsauger und einem Pinsel durchführen“, so die Restauratorin. Lockere Malschichtbereiche würden mit einem Spezialleim aus Russland befestigt. „Das ist Störleim, hochelastisch und mit großer Klebekraft“, erläutert Brigitte Bub. Ihre Mitarbeiterin Andrea Siegel fügt hinzu: „Erhitzt bringt dieser Fischleim vor allem auf Sandstein einen guten Halt.“ In der Geschichte der russischen Restaurierung sei dieser Kleber über die Jahrhunderte hinweg verwendet worden. „100 Gramm kosten 54 Euro, wir benötigen 80 Gramm“, sagen die beiden. Anschließend wird die Malschicht mit Wattestäbchen und Silikonstiften angedrückt. Es folgt eine zweite Intensivreinigung, bevor mittels Retusche die Fehlstellen auf dem Altar mit Farbe geschlossen werden. „Als Restauratorin muss man künstlerisch begabt sein, Wissen über Holz- und Maltechniken sowie Farbgebung mitbringen und sich in Naturwissenschaften bestens auskennen“, erklärt Brigitte Bub die Voraussetzungen für diesen Beruf. Die gebürtige Wernigeroderin hat 1970 bis 1975 an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee Gemälderestaurierung studiert. In der Luckauer Nikolaikirche hat sie die Kanzel, den Altar und den Prospekt auf Vordermann gebracht, in Bornsdorf zuletzt die Kanzel restauriert.

„Der Altar stand schon lange auf unserer Wunschliste“, erklärt Annegret Gehrmann vom Förderkreis. „Seit 2006 sind wir damit beschäftigt, den Kircheninnenraum in barocker Gestalt wieder herzustellen.“ „Um den Bestand dieses nicht nur für die Kirche Bornsdorf bedeutenden Ausstattungsstückes zu sichern, ist eine Restaurierung des Altars dringend nötig“, erläutert Werner Ziems vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege.

Die Kosten in Höhe von 37 500 Euro teilen sich die Kirchengemeinde Walddrehna, der Kirchenkreis Niederlausitz, die Mittelbrandenburgische Sparkasse, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Untere Denkmalbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald und der Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz.

Rüdiger Hofmann, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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