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15.03.2016

Rettung mit Kultur und Kuchen

Prensdorfer Bürger machen für die Sanierung ihres baufälligen Kirchturmes mobil
PRENSDORF. Prensdorf an der Fläming-Skate hat 100 Seelen und auf dem Dorfanger eine Kirche mit baufälligem Turm. Kirchengemeinde und engagierte Bürger wollen ihn retten, indem sie das Gotteshaus als kulturellen Treff interessant machen.

 

Ines Kafert (l.) und Doreen Roy hatten die Idee zur offenen Kirche und monatlichen Veranstaltungen.
Foto: be

 

„Andere haben einen Dorfteich. Unser Hingucker ist die Kirche“, sagt Einwohnerin Ines Kafert. Der Turm des Gotteshauses aber trägt im oberen Bereich ein Stützkorsett aus Brettern. Der Schwamm habe am Fachwerk ganze Arbeit geleistet, besonders betroffen sei die Westwand, erklärt Pfarrerin Britta Rostalsky. Weil zudem der Glockenstuhl mit dem Fachwerk verbunden ist, gehen die Schwingungen direkt ins marode Holz. „Zeitweilig durfte nicht mehr geläutet werden“, sagt sie. Das Stützkorsett ist nur eine provisorische Sicherung. Um den Turm dauerhaft zu retten, müssen Mauer und Fachwerk in den gefährdeten Bereichen abgetragen und neu aufgebaut werden. Die Kosten beziffert die Pfarrerin auf rund 140 000 Euro.

Viel Geld für einen kleinen Ort mit nur wenigen Kirchenmitgliedern. Verschiedene Förderanträge sind gestellt, Antworten stehen noch aus. „Die Pfarrerin braucht Rückenstärkung“, meinten Ines Kafert und Doreen Roy. Schließlich sei die Kirche das prägnanteste Gebäude im Dorf. „Wer Jahre weg war, fühlt sich wieder zu Hause, wenn er sie sieht“, sagt Ines Kafert. Sie ist nicht kirchlich gebunden, Doreen Roy hingegen schon. Die beiden hatten die Idee, mit Veranstaltungen Interesse für das Gotteshaus zu wecken. „Wir liegen direkt an der Fläming-Skate, in der schönen Jahreszeit kommen viele Touristen vorbei“, erzählt Doreen Roy. Das leuchtete ein, und so fanden sich weitere Mitstreiter im kleinen Dorf.

In der Saison täglich offen

Ab April soll das Gotteshaus an den Wochenenden für Besucher geöffnet werden, ab Mai während der Saison dann täglich. Frauen aus dem Ort wollen den Altar mit frischen Blumen schmücken und bei Veranstaltungen die Gäste mit selbst gebackenem Kuchen verwöhnen. Den Schließdienst übernimmt Kirchenratsmitglied Eckhard Schliebner, der aus der Chronik zudem Spannendes für Info-Tafeln und Flyer aufgestöbert hat. Monatlich sind Veranstaltungen geplant. „Wir arbeiten dabei mit der Pfarrerin Hand in Hand“, so Ines Kafert und Doreen Roy.

Zum Saisonstart im Mai wird Simone Butz aus Berlin Aquarelle und Zeichnungen ausstellen. Am 12. Juni gibt die Musikerin Marie Joana ein Saxofonkonzert. Einen Nachmittag mit Gesang und Gedichten will das frühere Pastorenpaar Dietrich und Annegret Tews im Juli gestalten. Für August ist ein Kirchenkino mit einem Kinderfilm angedacht, für September ein klassisches Konzert. Das Engagement für die Kirche werde das Dorf enger zusammenschweißen, so die Initiatorinnen. „Von den Angeboten haben nicht nur Gäste was, auch wir Prensdorfer bekommen eine schöne Möglichkeit, uns häufiger zu treffen“, sagt Ines Kafert.

In mehreren Abschnitten waren vor einigen Jahren Dachstuhl und Dach des Gotteshauses saniert worden. Eine letzte Etappe nach dem Turm soll Britta Rostalsky zufolge noch die Restaurierung der Deckenmalerei im Kirchenschiff sein.

Jedes Haus mit etwas Eigenem

Fünf Gotteshäuser gehören zu ihrem Kirchsprengel. Für jedes gelte es, ein geeignetes Nutzungskonzept zu finden. So haben sich in Kemlitz Ausstellungen etabliert. Wildau-Wentdorf hat seine Orgel, Görsdorf Lesungen. Die Pfarrerin ist dankbar für die jüngsten Initiativen der Prensdorfer. „Wir beflügeln uns gegenseitig, es macht Spaß“, sagt sie. Fachlicher Rat für die Sanierung sowie Hilfe bei der Vermarktung von Angeboten kommt vom Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz. „Das ist ein Segen, für einen eigenen Förderverein wäre das Dorf zu klein“, so Britta Rostalsky.

Zum Thema:

42 Dorfkirchen sind mit den dazugehörigen Gemeinden im Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz vertreten. Der Verein unterstützt der Vorsitzenden Annegret Gehrmann zufolge den Erhalt der Kirchen sowie die Suche nach tragfähigen Nutzungskonzepten. Wer für die Sanierung des Prensdorfer Kirchturmes spenden möchte, kann dies über das Spendenkonto des Förderkreises: IBAN: DE06350601901566391011, BIC: GENODED1DKD. Bitte dabei den Ort der Kirche angeben sowie für Spendenquittungen Namen und Adresse mitteilen.

Von Carmen Berg, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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