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03.09.2009

Neues Kapitel für den Gehrener Kirchturm

GEHREN. Das Geheimnis der alten Flasche aus dem Turmknopf der Gehrener Kirche ist gelüftet. Darin befanden sich zwei Schreiben aus dem Jahr 1932. Nun wurde eine Hülse mit neuen Dokumenten für die Nachwelt gefüllt und unters Kirchenkreuz gelegt. Rund 40 Gehrener verfolgten das Ereignis.

Pfarrer Frank Gehrmann verliest den neuen Text, der in der Hülse seinen Platz
finden wird. Hinzu kommen DDR-Münzen, D-Mark und Euro-Geldstücke sowie
eine RUNDSCHAU vom Tage.

 

Pfarrer Frank Gehrmann hält die 19 Zentimeter große Glasflasche in die Höhe. Sie war mit einem Korken verschlossen, als Handwerker sie bei Arbeiten an der Gehrener Kirchturmspitze fanden (die RUNDSCHAU berichtete). Der Inhalt: zwei eng eingerollte Papierblätter vom 10. November 1932. „Diese kleine Urkunde für spätere Geschlechter übergab ich dem Zimmermeister Albert Petschick aus Wendisch Drehna zum Einbau in die Turmspitze unserer Dorfkirche, daran Dach und Kreuzbalken schadhaft geworden waren und dringend saniert werden mussten“, heißt es unter anderem. „Möge Gott der Herr seine schützende Hand weiterhin segnend über unsere Kirche und das Dorf halten.“

Rund 40 Gehrener werden Zeugen, wie Pfarrer Gehrmann eine Hülse mit neuen Dokumenten für die Nachwelt füllt – dazu gehören DDR-Münzen, D-Mark-Stücke und Euro sowie eine RUNDSCHAU vom Tag. Frank Gehrmann hat auf zwei Seiten zusammengefasst, was aus seiner Sicht kommende Generationen wissen sollten, wenn sie auf die Hülse stoßen. Sie befindet sich jetzt im Holzkranz unterhalb des Turmkreuzes in rund 28 Metern Höhe.

Zunächst wirft er einen Blick in die Geschichte des Gehrener Gotteshauses: „Die Grundmauern stammen vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Nachdem der Vorgängerbau im Jahr 1810 durch einen Brand vernichtet worden war, errichtete man die Kirche 1823 bis 1825 unter Verwendung mittelalterlicher Teile neu.“ Dann geht der Pfarrer auf den aktuellen Anlass ein, der zu den Sanierungsarbeiten geführt hat. „Am 7. August 2007 schlug der Blitz in den Kirchturm ein und richtete großen Schaden an.“ Da die Versicherung nur zögerlich reagiert und auch nicht den gesamten Schaden beglichen habe, begannen die Arbeiten erst zwei Jahre später. „Durch den Blitzschlag wurden das mit Schiefer gedeckte Turmdach, das nördliche Pultdach, innen liegende Turmpfosten und Turmtreppen sowie die Elektroanlage beschädigt.“ Zusätzlich wurden schadhafte Putzstellen erneuert.

Das frisch vergoldete Turmkreuz im Licht der untergehenden Sonne (links oben). Die alte
Flasche, in der Schriftstücke aus dem Jahr 1932 steckten (rechts). Thomas Müller
verschließt in rund 28 Metern Höhe den Deckel unterm Turmkreuz. Darunter liegt die
neue Hülse.
Fotos: Tilo Winkler

 

Veranschlagt waren zunächst rund 50 000 Euro. „Doch es musste weit mehr repariert werden, als wir ahnten“, fügt Pfarrer Gehrmann an. Letztendlich werde die Sanierung des Kirchturms fast 90 000 Euro kosten. „Unsere Rücklagen werden nicht ausreichen. Darum haben wir eine Spendenaktion gestartet.“ Bislang seien 2350 Euro eingegangen. „Ich hoffe sehr, dass wir ohne Schulden unser Bauprojekt beenden können“, so Gehrmann, der zudem auf die Kirchenstrukturen eingeht.

Schließlich verschließt der Wurzener Metallbildnermeister Thomas Müller die Hülse und bringt sie nach oben zum Turmkreuz. Frank Gehrmann legt das Behältnis in den Holzkranz. „Es ist ein historisches Ereignis für Gehren. Die Kirche geht uns alle an. Sie prägt das Ortsbild“, sagt Doris Grundey.

von Tilo Winkler, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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