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17.02.2016

Luthers Heimkehr nach Luckau

Sechs Gemälde der Nikolaikirche sollen mit Spendenhilfe restauriert werden
LUCKAU Zum 500. Jahrestag der Reformation am 31. Oktober 2017 sollen sechs zeitgeschichtlich wertvolle Gemälde aus dem 16. bis 19. Jahrhundert wieder in die Luckauer Nikolaikirche einziehen. Darunter ist ein überlebensgroßes Porträt Martin Luthers. Für die Restaurierung werden Spenden gebraucht.

 

Dieses Lutherbild sowie fünf Pastorengemälde aus der Nikolaikirche sollen bis zum 500. Jahrestag der Reformation 2017 mit Spendenhilfe restauriert werden.
Foto: Beate Steinhagen

 

Dass der Reformator persönlich in Luckau war, ist bisher historisch nicht belegt. Vielmehr erzählt die Legende, er habe auf dem Weg zu einer Kirchenvisitation schon in Zöllmersdorf kehrt gemacht, weil in der Stadt die Pest wütete.

Luckaus Christen hingegen hatten sich offenbar schon früh zu Luthers Lehre bekannt. Davon zeugt beispielsweise die protestantische Tradition, in der Kirche an Prediger, die dort wirkten, zu erinnern.

Ein mehr als zwei Meter hohes Ölporträt Luthers aus dem Jahr 1692, das einst gegenüber der Kanzel hing, sowie fünf ebenfalls überlebensgroße Pastorenbildnisse lagern seit 1999 im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege in Wünsdorf. „Wegen der Temperaturschwankungen in der Nikolaikirche sind sie stark zerstört. Das Lutherbild hat Risse in Leinwand und Firnis, auf anderen Bildern sind Gesichter teils nicht mehr erkennbar“, sagt Pfarrerin Kerstin Strauch. Zur Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum 2017 sei die Idee entstanden, Luther und die Luckauer Pastoren restauriert wieder nach Hause zu holen, erzählt die Seelsorgerin.

Kosten von 64.500 Euro

Doch das ist richtig teuer. Die Gesamtkosten beziffert Kerstin Strauch auf rund 64.500 Euro. Förderanträge seien gestellt, mit Antworten werde im März, April gerechnet. Darüber hinaus aber sei die Hilfe vieler nötig, wenn das Vorhaben gelingen soll, sagt sie. Die Stadt Luckau sowie der Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz, der ein Spendenkonto eingerichtet hat, unterstützen die Aktion der Nikolai-Gemeinde.

Künstlerisch seien die Gemälde „keine Rembrandts“, sie stammen meist von unbekannten Malern, sagt Kerstin Strauch. Doch sie seien ein wertvolles Stück Luckauer Zeitgeschichte. So war das Lutherbildnis ein Geschenk von Bürgermeister Balthasar Adami. Ein Johann Christian Adami (1689 bis 1753), wohl Nachfahre des Bürgermeisters, gehört zu den porträtierten Pfarrern. Weitere Gemälde zeigen Zacharias Brescius, gestorben 1697, Johann Christian Wilhelm Israel, der 1807 im Alter von 77 starb, Caspar Ludwig Graupner (1695 bis 1753) sowie Christian Coccius, verstorben 1691 im Alter von 70 Jahren.

Warten seit 17 Jahren

Einst hingen die Bilder im Altarumgang. „Die Nägel sind noch in der Wand“, erzählt Kerstin Strauch. Vermutlich seit den 1940er Jahren aber sahen die Luckauer sie in der Nikolaikirche nur noch zu ebener Erde stehend, bis sie aufgrund ihres desolaten Zustandes vor 17 Jahren ins Landesamt für Denkmalpflege nach Wünsdorf abtransportiert wurden. Dort warten sie seither auf eine Kur.

„Restauratoren stehen bereit. Sobald die Finanzierung klar ist, können die Arbeiten beginnen“, sagt Kerstin Strauch. Ziel sei es, die Gemälde am 31. Oktober 2017, zum 500. Jahrestag des Lutherschen Thesenanschlags, feierlich wieder an ihren Platz in der Nikolaikirche zu hängen. Bereits zuvor sollen sie in einer Ausstellung zum Reformationsjubiläum im Niederlausitz-Museum gezeigt werden. Denn die geplante Heimkehr der Bilder wird in vielfältige Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr eingebettet sein.

Zur Vorbereitung sitzen Bürgermeister Gerald Lehmann (parteilos), weitere Rathausvertreter, Museumsleiterin Helga Tucek, Annegret Gehrmann vom Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz und Kerstin Strauch bereits jetzt regelmäßig an einem Tisch.

Das traditionelle Open-Air-Lutherspiel zum Reformationstag wird im nächsten Jahr einen noch größeren Rahmen als üblich bekommen, kündigt Luckaus Pfarrerin an. Auch der Anschlag der 95 Thesen an die Kirchentür, der vor 500 Jahren in Wittenberg die Reformation auslöste, wird nachzuerleben sein. Luther hatte darin gebrandmarkt, dass sich Menschen mit sogenannten Ablassbriefen ihr Seelenheil erkaufen konnten. Besonders marktschreierisch ging der Dominikanermönch Johann Tetzel zu Werke, dem nachgesagt wurde, man könne bei ihm selbst die Sünden bereits Verstorbener tilgen lassen. Der Ablasshandel blühte schwunghaft auf, je mehr die Römische Kurie in Geldnot geriet.

„Wir wollen den Menschen einfach und unterhaltsam nahebringen, warum der Thesenanschlag eine so große Bedeutung hatte“, erzählt Kerstin Strauch. Schon vorab sollen sich Luckauer und Gäste in Luthers Zeit einfühlen können. Dafür sei beispielsweise ein Renaissance-Markt in der Gartenstadt geplant.

Experten im Kirchenarchiv

Doch nicht nur am Jubiläums-Programm wird gefeilt. Demnächst erwartet die Kirchengemeinde Experten, die das Kirchenarchiv durchforsten und aufarbeiten, einen „Riesenfundus an Schriftstücken“, der auf dem Boden lagert. „Wir erhoffen uns davon Aufschlüsse darüber, wie sich die protestantische Gemeinde vor 500 Jahren herausgebildet hat“, sagt Kerstin Strauch.

Manch Neues findet sich dabei sicherlich auch über die Pastoryen auf den Gemälden. Und womöglich stellt sich heraus, dass Luther vielleicht doch in Luckau war. „Das wäre dann eine Sensation“, erklärt die Seelsorgerin schmunzelnd.

Zum Thema:

Der Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz stellt der Kirchengemeinde für die Restaurierung der Pastorengemälde sein Spendenkonto zur Verfügung. Wer helfen möchte, kann dies tun auf dem Konto des Förderkreises: IBAN: DE06350601901566391011, BIC: GENODED1DKDVerwendungszweck:Kirche Luckau. Spendenbescheinigungen werden auf Wunsch ausgestellt.

Von Carmen Berg, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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