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03.07.2007
Jungbrunnen für die neue alte Orgel
Die Zieckauer Orgel ist seit vielen Jahren nun wieder bei Stimme
ZIECKAU. Länger als ein Jahrzehnt musste sie schweigen, und noch länger war die „Königin der Instrumente“ stark stimmgeschädigt.
Bei der Wiedereinweihung der Zieckauer Glietsch-Orgel in der Dorfkirche haben sie zur Freude der Zuhörer den richtigen Ton im barocken Konzert gefunden: Markus Müller (Trompete), Frank Zimpel (Orgel), Daniel Schäbe (Pauken) und Alexander Pfeifer (Trompete) vom Leipziger „TOP-Ensemble“.
Am Sonntag aber erklang die Eduard-Glietsch-Orgel im fast überfüllten Zieckauer Gotteshaus im Konzert mit voller Stimme und dem namhaften wie spielfreudigen „TOP-Ensemble“ aus Leipzig. Was die Musiker des Trompeten-, Orgel- und Pauken-Ensembles (eben „TOP“) auch „top“ – so das übergroße Urteil des Publikums – mit der Orgel bieten konnten, machten zwei Männer möglich.
Lothar Treder-Schmidt vom Gemeindekirchenrat als unermüdlicher „Geld- und Sponsoren-Sammler“ wehrte sich lächelnd „nach Kräften“ gegen die Lobesbeweise. Viele private Spender, die Besucher der seit elf Jahren laufenden Konzertserie in Zieckau, die Partnergemeinde aus Engers bei Neuwied am Rhein hätten ebenso tatkräftig bei diesem ehrgeizigen Projekt geholfen wie die Mittelbrandenburgische Sparkasse, der Arbeitskreis Historischer Orgeln, das Konsistorium der Evangelischen Kirche, der Förderkreis „Alte Kirchen in der Niederlausitz“ und viele andere, die dem „Rettungsprojekt“ wohlwollend gegenüberstanden. Sie halfen, die nötige fünfstellige Summe aufzubringen, um die Orgel aus dem Jahr 1842 zu retten und wieder spielbar zu machen.
Der andere Retter der „instrumentalen Königin“ heißt Markus Roth und ist Orgelbaumeister in Guhlen am Schwielochsee. Er führte am Sonntag in einer kurzweiligen Darstellung durch die lange Lebens- und Leidensgeschichte der Glietsch-Orgel. Die hatte der Luckauer Orgelbauer zunächst für das Luckauer Heilig-Geist-Spital eingerichtet. Als um das Jahr 1950 die Spital-Kirche aufgegeben und die jahrzehntelang entweihte Zieckauer Kirche wieder ihrer Bestimmung übergeben werden sollten, zog die Orgel gemeinsam mit anderem Inventar um. „Das Instrument wurde mit der Säge eben für den neuen Raum ,passend‘ gemacht“ erläuterte Orgelbaumeister Roth das, was er im nicht mehr bespielbaren Instrument vorfand.
„Die Orgel war nach dem Transport ein in Einzelteilen zerlegtes und mühselig zusammengesetztes Flickwerk“, berichtete Roth. Jede Orgelpfeife musste rekonstruiert, die Blasebälge bis zur neuen Windmaschine und Windkanäle nach altem Vorbild gebaut werden. „Die Mühe hat sich gelohnt. Heute hören wir wieder einen Klang wie zu Zeiten von Eduard Glietsch“, sagte Roth.
Die Trompeter Alexander Pfeifer und Markus Müller, der Organist Frank Zimpel und Daniel Schäbe an den Pauken gestalteten ein musikalisches Programm, das so ganz zur Feier des Tages passte.
Mit dem heute als „Europa-Hymne“ von Charpentier genutzten „Prelude“ aus dem „Te deum“ gab es einen festlich-strahlenden Einstieg in ein Konzert, in dessen Mittelpunkt die Glietsch-Orgel und ihr Organist Frank Zimpel standen. Er zeigte die vielen klanglichen Feinheiten des wiedererstandenen Instruments unter anderem mit Bachs „Jesu bleibet meine Freude“, zwei filigran gespielten Stücken aus Beethovens „Flötenuhr-Suite“ oder einem kraftvollen Bolero des französischen Komponisten Lefebury-Wely. Alle miteinander spielten klangvolle Barock-Musik, die die Zuhörer begeisterte.
(-ds)