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29.11.2020

Schönheitskur für Bornsdorfer Kirchenfenster

Die Fenster der Bornsdorfer Kirche erhalten ihr ursprüngliches Erscheinungsbild zurück. Die barocke Ausstattung der Kirche ist eine Besonderheit in der Region. Doch die Fenster sind längst nicht alles, was instand gesetzt wird.

Wenn die Gottesdienstbesucher derzeit in die Bornsdorfer Kirche kommen, ist es darin ziemlich dunkel. Mehrere Fensteröffnungen im Kirchenschiff sind mit Holz verschlossen. Der Grund: Die aus dem Barock stammenden Kirchenfenster werden restauriert. Sie wurden vermutlich um 1730 eingesetzt und hatten ursprünglich eine Bleiverglasung. Diese erhalten sie jetzt in der Holzwerkstatt von Tischlermeister und Restaurator im Handwerk Ulrich Haferland in Finsterwalde zurück.

Holzwerkstatt arbeitet Fenster der Bornsdorfer Kirche auf

„In enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald ist dies ein weiterer Schritt, die barocke Ausstattung der Kirche wieder erlebbar zu machen“, sagt Annegret Gehrmann, Vorsitzende des Förderkreises Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz.

Mit seinem Mitarbeiter Mirko Mielke hat Ulrich Haferland kürzlich die historischen Fenster ausgebaut. Darunter auch zwei kleinere, ovale Fenster links und rechts vom Altar. Sie haben noch eine Bleiverglasung in der ursprünglichen, kleinteiligen Gestaltung mit Stücken aus mundgeblasenem Glas. „Diese ist vermutlich in den 1950er oder 1690er-Jahren erneuert worden, denn eine Verbleiung verwittert und geht dann kaputt“, erläutert der Fachmann.

Ausbau der Kirchenfenster in Bornsdorf

Drei große Segmentbogenfenster haben Handwerksmeister Ulrich Haferland und sein Mitarbeiter Mirko Mielke (v.r.) kürzlich in der Bornsdorfer Kirche ausgebaut. © Foto: Birgit Keilbach

 

An drei großen Fenstern mit oberem Segmentbogen ist die Bleiverglasung nicht mehr vorhanden. Diese wurde durch große Glasscheiben ersetzt. Den eindeutigen Hinweis auf die früher vorhandene Bleiverglasung findet Ulrich Haferland auf den senkechten Holzsprossen. „Hier sind Spuren von alten Windeisen zu erkennen. Sie sind eine konstruktive Hilfe und sorgen dafür, dass sich das Fenster mit den einzelnen, kleinen Teilen bei Winddruck nicht verbiegt“, erläutert er. Auch die neuen Windeisen würden punktuell mit der Bleiverglasung verbunden und das sorge für Stabilität.

Bornsdorfer Kirchenfenster erhalten ursprüngliches Erscheinungsbild

In den nächsten Wochen erhalten die großen Fenster in der Holzwerkstatt wieder ihr ursprüngliches optisches Erscheinungsbild mit den kleinen Rechtecken aus mundgeblasenem Glas, die mit Bleiruten zu einem Ganzen verbunden werden. Auch die Fensterrahmen und Sprossen aus Eichenholz werden aufgearbeitet. „Geschädigtes Holz wird ergänzt und die Oberflächen mit Leinölfarbe entsprechend den historischen Befunden geschützt“, zählt der Fachmann die Arbeitsschritte auf.

Spätestens zum Jahresende sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, vielleicht können sich die Bornsdorfer auch schon zu Weihnachten an den restaurierten Fenstern erfreuen. „Am längsten dauern die Trocknungsprozesse der Leinölfarbe, je kühler es ist, desto langsamer vollziehen sie sich“, beschreibt Ulrich Haferland den nicht exakt bestimmbaren Zeitfaktor. An den großen Fenstern werden zudem Kondenswasserrinnen eingebaut.

13 000 Euro für Restaurierung der Kirchenfenster

Rund 13 000 Euro kostet der erste Abschnitt der Fensterrestaurierung in diesem Jahr. „Er wird durch die Kirchengemeinde, den Kirchenkreis Niederlausitz und die Untere Denkmalbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald finanziert“, informiert Annegret Gehrmann.

Die Handwerker zeigen ein ausgebautes ovales Kirchenfenster

Ulrich Haferland und sein Mitarbeiter Mirko Mielke (v.l.) mit einem kleinen ovalen Fenster, in dem die Bleiverglasung erhalten blieb. Diese kleinteilige Struktur bekommen auch die großen Kirchenfenster in Bornsdorf zurück. © Foto: Birgit Keilbach

Der zweite Abschnitt soll 2021 realisiert werden. Dann wird neben den weiteren barocken Fenstern auch ein großes Fenster auf der Südseite der Kirche restauriert, das jedoch jüngeren Datums ist. Im Unterschied zu den barocken Vorbildern sei dieses mit der kleinteiligen Gestaltung komplett aus Nadelholz gefertigt.

Aufwendige Ausstattung in der Bornsdorfer Kirche

„Die Bornsdorfer Kirche ist durch eine außergewöhnlich reiche und aufwendige barocke Ausstattung geprägt. Dass diese so komplett erhalten blieb, ist relativ einmalig in der Region“, weist die Förderkreis-Vorsitzende auf die Besonderheit hin.

Seit 2006 erfolgten viele einzelne Schritte, diesen Schatz mit Fördergeldern und Eigenmitteln der Kirchengemeinde und des Kirchenkreises Niederlausitz wieder in alter Schönheit erstrahlen zu lassen. Kirchenbänke wurden repariert. Restauriert wurden Kanzel, Taufe sowie der barocke Sandsteinaltaraufsatz, eine weitere Besonderheit im Bornsdorfer Gotteshaus. Denn in den Kirchen der Luckauer Region sind Holzaltäre typisch. Als letztes größeres Projekt kehrte die Lütkemüller-Orgel nach umfangreicher Restaurierung im Jahr 2019 auf die Empore zurück. Das 1877 erbaute Instrument hat nun wieder den ursprünglichen Klang und bereichert die Orgellandschaft der Niederlausitz. „Es ist das einzige hochromantische Instrument in dieser Region“, ordnet der Orgelsachverständige Albrecht Bönisch ein.

Wenn die Fensterrestaurierung abgeschlossen ist, würde die Kirchengemeinde gern die ehemalige Nordloge instand setzen. „Damit kann dieser Raum künftig einen ansprechenden Rahmen bieten, zum Beispiel für das Begleitprogramm bei kulturellen Veranstaltungen“, blickt Annegret Gehrmann voraus.

 

von Birgit Keilbach, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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