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24.08.2011
Mahlsdorfer Kirche geht’s ans Gebälk
BORNSDORF. Die Bornsdorfer Kirche hat wieder eine Lütkemüller-Orgel. Durch eine Sanierung erhielt das Instrument von 1877 seinen ursprünglichen Klang zurück. In der Niederlausitz ist die hochromantische Orgel eine Ausnahme.
Martin Nikolitsch, Norman Thinius, Martin Leißner und Uwe Mücklausch (v. l.) sind
sich einig: Die von der Turmspitze heruntergefallene Kugel soll nicht wieder aufs
Dach kommen. Erst nachdem die Ziegel heruntergenommen waren, konnte der Schaden an der Dachkonstruktion begutachtet werden.
Fotos: Gabriele Bernhardt
Wie eine Trutzburg steht die Kirche auf einem kleinen Hügel in Mahlsdorf (>> zum Kirchenporträt). Der Feldsteinbau scheint für das 64-Seelen-Dorf gewaltig. Die Zeit schien ihm nichts anhaben zu können. Doch das trügt. „Das Dach zwischen Sakristei und Kirchenschiff ist der neuralgische Punkt“, weiß mittlerweile auch Martin Nikolitsch. Der Golßener Pfarrer ist nicht nur Seelsorger, Prediger und Betreuer, sondern gleichzeitig auch Bauherr und kümmert sich um die Sanierung des Gotteshauses.
„Bei heftigen Regenfällen rauschte das Wasser durchs Dach. Der Teppich in der Sakristei war hinterher immer klitschnass“, weiß der Wahl-Mahlsdorfer Martin Leißner. Seine Frau ist Kirchenälteste und er musste mit anpacken, wenn körperlich schwere Arbeit – wie das Teppichzusammenrollen – zu leisten ist. Die Sanierung der Kirche ist ganz in seinem Sinn.
Mitarbeiter der Dahmer Firma Thinius sind dabei, das Dach der Sakristei zu sanieren. Erst nachdem etwa 60 Quadratmeter der Dachsteine entfernt waren, sei das gesamte Ausmaß des Schadens sichtbar gewesen, erklärt Architekt Uwe Mücklausch. Die gute Nachricht: „Es ist kein Hausschwamm“, sagt er, nachdem er die Schäden gemeinsam mit dem Pfarrer in Augenschein genommen hat. „Jetzt arbeiten wir uns von oben nach unten durch“, so Mücklausch. Die von Braunfäule befallenen Holzbereiche auf dem Dach müssen erneuert werden, danach würden die alten und einige neue Ziegel wieder verlegt werden. Die durchgefaulte Rabitzdecke in der Sakristei wird anschließend geschlossen und der Putz wieder hergestellt, sagt er. „Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln ist nicht mehr möglich“, so Mücklausch.
Dass der Bedarf eigentlich viel größer ist, weiß auch Leißner. Er verweist auf die Nebenräume, das Treppenhaus und das Kirchenschiff. „Überall löst sich der Putz und die Bemalung verschwindet mehr und mehr“, so der 67-Jährige. Er hofft, dass bei den Sanierungsarbeiten eine Regenrinne angebracht werden kann, damit das Wasser künftig abgeleitet wird.
E twa ein Jahr lang hatte sich Pfarrer Martin Nikolitsch mit Bauanträgen, Genehmigungen und Fördergeldern auseinandersetzen müssen. „Zuerst wurde ein Finanzplan erstellt, dann gingen die Anträge an die verschiedenen Geldgeber raus und wurde die kirchenrechtliche Erlaubnis erteilt“, sagt er. Die Gesamtbausumme beträgt 32 000 Euro, von der die Gemeinde selbst ein Drittel tragen muss, so der Pfarrer. Die müsse damit ans Ersparte gehen. Nikolitsch größter Traum wäre eine komplette Sanierung der Mahlsdorfer Kirche. „Dafür würden wir eine halbe Million Euro und viele Bauabschnitte benötigen .“
Wie die Kirche aussehnen könnte, will Restaurator Tom Zimmermann zeigen. „Er ist total begeistert von der erhaltenen Malerei in Mahlsdorf“, sagt Architekt Mücklausch. Deshalb wolle Zimmermann nach Abschluss der jetzt laufenden Arbeiten eine kleine Wandfläche im Chor so wiederherstellen, wie sie nach einer Totalsanierung aussehen könnte. „Das wird ein Geschenk an die Mahlsdorfer“, sagt Mücklausch.
Von Gabriele Bernhardt, erschienen in der Lausitzer Rundschau