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30.08.2005
Zarte Flötentöne und Paukenschläge in St. Nikolai
Luckauer Konzert mit Johannes Hamann und Matthias Jacob ungewöhnlich besetzt
LUCKAU. „Da bin ich aber gespannt, wie man uns heute die Flöten-Töne beibringen will!“ Eine Luckauer Konzertfreundin sagt das schmunzelnd am Sonnabend beim Betreten der Nikolaikirche. Ein Musikereignis in ungewöhnlicher Besetzung steht auf dem Programm.
Johannes Hamann (l.) mit Blockflöte und Pauke sowie Kantor Matthias Jacob an der Donat-Orgel
gaben am Sonnabend ein Sommerkonzert in der Luckauer Nikolaikirche.
Einer, der die Flöten-Töne beherrscht und dies im Konzert immer wieder beweist, ist Johannes Hamann aus Berlin. Im Alltag arbeitet er als Arzt und findet in der Musik Ausgleich zu seinem stressigen Beruf. Ihm zur Seite steht am Sonnabend der Kantor der Potsdamer Friedenskirche Matthias Jacob. Er freut sich auf Begegnungen mit dem Luckauer Konzertpublikum. Und auch mit der ehrwürdigen Donat-Orgel aus dem Jahr 1673 mit ihren 44 Stimmen. „Seine“ Woehl-Orgel in der Friedenskirche von Potsdam-Sanssouci ist mit 52 Stimmen zwar etwas voluminöser, hat doch aber einen ganz anderen Klang. Sein Zusammenspiel mit der Luckauer Donat-Orgel erfreut die Zuhörer wie ihn selbst.
Johannes Hamann ist ein Mann der Gegensätze. Er bezaubert mit seinem Flötenspiel. Aber er beweist mit seinem virtuosen Spiel auf den beiden Pauken aus der Neuzeit auch, dass diese Instrumente durchaus wohltönend sind. „Die alten Pauken in der Kirche, sie stammen wohl aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, sind sehr krank“ , sagt Hamann und verweist auf Risse am Rand der Pauken. Statt ihrer ertönen in Luckau ihre Nachfahren.
Im Konzert sind vor allem Barock- und Renaissance-Komponisten vertreten. Die prächtige „Ouvertüre“ aus der D-Dur-Suite des englischen barocken Großmeisters Henry Purcell setzt mit Orgel und Pauken den ersten festlichen Glanzpunkt. Die Hörer staunen und erwarten ein Festival höfisch-festlicher Klänge.
Doch die Künstler haben auf Überraschung und Abwechslung gesetzt. Hamann, der eben noch die Pauken kraftvoll erklingen lässt, erweist sich auch als exzellenter Interpret an der Blockflöte. Francesco Mancini, ein italienischer Zeitgenosse Johann Sebastian Bachs, hatte mit seiner Sonate in d-Moll für Flöte und Orgel eine Vorlage des lieblich-zerbrechlichen heiteren Musizierens geschaffen. Hamann und Jacob spielen souverän. Das zeigt sich später erneut in der „Sonata terza“ des barocken Italieners Francesco Maria Veracini, der unter anderem am Hofe Augusts des Starken gedient und der damaligen europäischen Musik kräftige Impulse gegeben hatte.
Ohne den großen Musik-Impuls-Geber Johann Sebastian Bach gibt es kaum ein Orgelkonzert – Jacob als Solist an der Donat-Orgel zelebriert förmlich das Präludium und die Fuge a-Moll. Die Choräle „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ in Orgel und Pauke erklingen in der Fassung von Bach und der Bearbeitung von Max Reger so, als könnte die Hörergemeinde gleich mit einstimmen. Werke von Mendelssohn Bartholdy, Baston und des holländischen Renaissance-Blockflöten-Virtuosen van Eick verzaubern die Hörer ebenfalls. Den glanzvollen Schlusspunkt des Konzerts setzt der höfisch-festliche „Prince of Denmark´s March“ – eigentlich ein Rondeau des barocken Engländers Jeremiah Clarke.
„Wenn man so die Flötentöne beigebracht bekommt, dann macht das Spaß“, so die Konzertbesucherin nach dem Konzert. „Aber für die alten Original-Pauken in der Kirche sollte man was tun. Rasch. Damit sie nicht verfallen, sondern bald wieder hier erklingen können.“ (-ds/bg)