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28.08.2007
Virtuoses aus Oxford auf der Donat-Orgel
Sechstes Sommerkonzert mit Forscherdrang in der Luckauer Nikolaikirche
LUCKAU. Neugierde und der Wille zum Kennenlernen hat am Sonntag Musikfreunde zum sechsten Sommerkonzert dieser Saison in die Luckauer Nikolaikirche gelockt. An der altehrwürdigen Donat-Orgel spielte nicht Kantor Joachim Klebe, sondern ein junger Mann aus dem britischen Oxford: David Newsholme.
David Newsholme, Organist am New College der Universität Oxford, spielte am Sonntag auf der Donat-Orgel in der Luckauer Nikolaikirche Werke barocker Meister.
(Foto: -ds)
Kantor Klebe überließ dem Organisten vom New College der Universität Oxford nicht nur den Platz an der Orgel. Er hatte fachlichen musikalischen Rat zu vermitteln, denn David Newsholme ist wissbegierig auf die Art des Musizierens im Kontinental-Europa. Deshalb freute er sich auf eine kurze, aber lernintensive Deutschland-Reise, die ein Studentenwerk vermittelt hatte.
„Das Spiel an Orgeln älterer Baumeister ist für viele junge Organisten gerade aus Großbritannien etwas Besonderes“, sagte Joachim Klebe im RUNDSCHAU-Gespräch. Auf der „Insel“ gebe es viele hervorragende Orgeln, die aber meist aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammen und entsprechend musikalisch ge stimmt sind. „Gerade junge Musiker möchten aber auch von der musikalischen Stimmung den alten Meistern möglichst nahekommen. Da ist die Donat-Orgel ein begehrtes Instrument“, sagte Kantor Klebe sicher.
Die von Christoph Donat in den Jahren 1672 bis 1674 erbaute Barock-Orgel gilt als eine der großen im Land Brandenburg und entspricht den Anforderungen der Nikolaikirche, die ebenfalls als eines der größten Gotteshäuser in der Mark gilt. Die Orgel erlebte zahlreiche Umbauten und hat heute mit 44 klingenden Stimmen einen enormen Ton-Umfang. Das hat auch David Newsholme neugierig gemacht.
Für das Konzert in Luckau gestaltete er ein interessantes Programm, mit dem er viele musikalische Details ausloten konnte. Interessant bei der Programmgestaltung war auch, dass viele der Komponisten lebten, als es die Donat-Orgel in Luckau schon gab. Viele Kenner unter den Konzertfreunden machte das besonders neugierig.
Der barocke Großmeister Johann Sebastian Bach war mit einem Präludium und einer Tonkaskaden ähnlichen Fuge – der in Wunschkonzerten oft gespielten in a-Moll – vertreten. Die Orgel zeigte erstmals ihren Glanz. Filigraner und mit unterschiedlich warmen Tönen gestaltete Newsholme zwei Fassungen des Bach-Chorals „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr’“. Wohl als britisches Gastgeschenk spielte er Henry Purcells G-Dur-„Voluntary“ in eher düsterer Orgel-Stimmung. Auf Jeremiah Clarkes „Trumpet Voluntary“ in D-Dur, besser bekannt als der „Prince of Danmark’s March“, freuten sich viele Kenner. Doch hier verblüffte der Organist aus Oxford mit verhaltenen Tönen – da kam wohl eher ein kleiner Prinz von Dänemark aus der Orgel.
Einem Briten war es vorbehalten, in Luckau an einen Freund Johann Sebastian Bachs, den Weimarer Hofka pellmeister Johann Gottfried Walther, mit einem a-Moll-Konzert auf ein Thema von Giuseppe Torelli zu erinnern. Das kräftig-beschwingte Werk in dieser Interpretation hatte noch viel vom Unterhaltungswert vergangener Zeiten.
Mit herzlichem Beifall wurde David Newsholme für sein wohlklingendes Rendezvous mit der Donat-Orgel gedankt. Als Zugabe erklang in voller Orgel-Pracht ein barocker Hymnus. (-ds)