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18.04.2018

Verträumte Klänge in Groß Leines Kirche

GROSS LEINE. Dobrin Stanislawow präsentiert ein außergewöhnliches Konzert. Die Musik wird so kein zweites Mal zu hören sein.

Mit geschlossenen Augen und sehr langsam bewegt sich Dobrin Stanislawow musizierend in Richtung Altar. Sein Improvisationskonzert hat etwa 30 Besucher am Freitagabend in die Kirche in Groß Leine gelockt.
Foto: Andreas Staindl

 

Dieses Konzert war außergewöhnlich, eine Premiere ohnehin. Improvisation ist immer einzigartig. Der Auftritt von Dobrin Stanislawow in der evangelischen Kirche in Groß Leine (Märkische Heide) war es auch. Die dort gebotene Musik wird man so kein zweites Mal hören, zumindest nicht in identischer Abfolge.

Etwa 30 Besucher waren neugierig auf das Improvisationskonzert. „Schön, dass sie sich auf das Abenteuer eingelassen haben“, begrüßte sie der Künstler. „Lassen sie ihren Gedanken freien Lauf und sich selbst überraschen.“

Zu diesem Zeitpunkt lagen schon etwa 15 Minuten Spiel auf der Panflöte hinter ihm. Dobrin Stanislawow ist musizierend entlang der Bankreihen zum Altar gegangen – in kleinen Schritten und mit geschlossen Augen. Schon da war klar: Ein normales Konzert wird das nicht, im Gegenteil. Der Künstler wechselte zwischen den verschiedenen Instrumenten, musizierte mal auf der Panflöte, dann wieder dem Didgeriddo – einem traditionellen Musikinstrument der australischen Aborigines.

Auch mit dem Ocean Drum produzierte er faszinierende Klänge. Das Geräusch der Wellentrommel klingt ähnlich einer Meeresbrandung. Mal plätschert das Wasser seicht vor sich hin, dann wieder scheint Sturm angesagt. Die verträumten Klänge des Improvisationskonzerts regten die Fantasie an. Meeresrauschen wechselte mit dem Rieseln von Sand auf Dünen. Dann wieder scheint ein Schwarm Vögel über einen hinwegzuziehen. Fiktion oder Wirklichkeit? Das Gehirn fühlt sich ausgetrickst.

Dobrin Stanislawow setzt nicht nur gekonnt seine Instrumente ein. Er versteht es auch, mit Obertongesang zu begeistern. Wüste, Wasser, Berge – der Künstler entführt das Publikum an verschiedene Orte, natürlich nur fiktiv, allerdings gut gemacht, sehr realistisch. Der Beifall des Publikums steht dafür.

Kommt das Donnergrollen von draußen oder wird es mit den Instrumenten erzeugt? Dobrin Stanislawow lächelt geheimnisvoll, sagt dann: „Die Natur spielt mit.“ Tatsächlich zieht an diesem Abend eine Gewitterfront am Gotteshaus vorbei. Den Protagonisten vor dem Altar hat das offenbar nicht gestört. Er schien zufrieden mit sich und der Welt, freute sich genau wie die Besucher über ein improvisiertes Musikstück.

Der Magdeburger mit bulgarischen Wurzeln ist ein Meister seines Fachs. Seine Musik entsteht aus dem Moment heraus – improvisiert halt. Er musiziert sitzend, stehend und im Gehen. Nur kurz öffnet der Künstler dabei seine Augen. Fast scheint es, als kehre er aus einem Universum zurück.

In die Kirche in Groß Leine will Dobrin Stanislawow auf jeden Fall zurückkehren: „Ich will gern wiederkommen.“ Das Publikum hätte wohl nichts dagegen, so heftig wie es dem Improvisationskünstler applaudiert hat.

Von Andreas Staindl, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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