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09.09.2008

Tanzmusik bei Hofe und im Dorfkrug

ZIECKAU. Johann Sebastian Bach und sein Sohn Carl Philipp Emanuel auf gleicher Stufe mit Musikanten in einer Dorfschänke? Das ist eine Frage gewesen, die in Zieckau mit Ja beantwortet wurde.

Unterhaltungsmusik aus dem Schloss und dem Dorfkrug boten die Mitglieder des Niederlausitzer Kammerensembles
Karina Bellmann (Violine), Uwe Krause (Klavier, Cembalo, Orgel), Andreas Weller (Cello)
und Isabella Schöne (Oboe und Flöte).
Foto: -ds

 

Natürlich nicht im Stil der Musik, wohl aber im Anliegen. Die Antwort wurde beim zweiten Konzert im Rahmen des Zieckauer Musiksommers gegeben, auf vergnügliche Weise von Könnern – dem Niederlausitzer Kammerensemble. Das musizierte in einer fast bis auf den letzten Platz gefüllten Dorfkirche vor einem interessierten Publikum.

„Für uns ist das auch ein Wagnis, aber ein vergnügliches“, sagte Ensemble-Leiter Uwe Krause. „Zwischen Schloss und Tenne“ hat das kleine Orchester mit Uwe Krause als Organisten, Cembalisten und Pianisten sowie als Moderator, mit Isabella Schöne als Oboistin und Flötistin, Karina Bellmann als Violinistin und Andreas Weller am Cello sein Programm genannt. Das wurde für viele Hörer eine Überraschung, hatten sie doch an eine eher folkloristisch gefärbte musikalische Veranstaltung gedacht.

Nun sind Konzerte in der Zieckauer Veranstaltungsreihe mit ihrem Hauptorganisator Lothar Treder-Schmidt immer für Überraschungen gut und boten für Hörer zwischen 90 Jahren und einigen Monaten – auch Babys waren Zuhörer – Verblüffendes. „Unser Programm nimmt sie mit ins 18. Jahrhundert. Und da waren die Bachs bei Hofe und in der Leipziger Thomas-Kantorei ebenso für Musik zur Erbauung und Unterhaltung zuständig wie die Dorfmusikanten im Dorfkrug“, sagte Uwe Krause.

Er nahm Bezug auf die diesjährige Brandenburger Kulturland-Kampagne „Provinz und Metropole – Metropole und Provinz“ und fragte: „Bach in Leipzig und sein Sohn Carl Philipp Emanuel am Hof Friedrich des Großen war Metropole. Aber der Dorfkrug mit seiner Musik für die Leute war deshalb noch lange keine Provinz. Wer also ist was – und was gilt heute?“ Das Konzert zeigte, dass der Ort Zieckau mit solchen Konzerten mit Provinz wirklich nichts zu tun hat.

Die vier Musiker schlugen in ihrem fast zweistündigen Konzert einen großen Bogen zwischen Höfischem und Bodenständigem – und provinziell wurde es nie. Schon zum Anfang nutzte Uwe Krause die wiedererstandene kleine Glietsch-Orgel, für die Gemeinde und Sponsoren mehr als 45 000 Euro aufgebracht hatten, zum heiteren Auftakt mit einem fröhlichen Suite-Teil von Georg Friedrich Händel. Im „höfischen Konzertteil“ gab das Ensemble spielerisch gekonnt Sonaten von Johann Sebastian Bach, dessen Sohn Carl Philipp Emanuel, von Antonio Vivaldi, dem französischen Sonnenkönig-Hofkomponisten de Boismortier, und dem fast vergessenen Giovanni Battista Fontana.

Aber sie konnten auch bodenständig und volkstümlich anders – wie mit einem schwedischen, einem französischen, niederdeutschen, finnländischen und schließlich nordamerikanischen Volkstanz bewiesen wurde.

Herzlichen Beifall und zwei Zugaben mit Folkloristischem aus England gab es nach einem Konzert der Überraschungen. Genossen haben es augenscheinlich beide Seiten – das Publikum und die Interpreten. (-ds)

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