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10.08.2004

Sommerausflug mit Musik in alte Zeit

Das Ensemble „La Sonnerie“ entführte seine Hörer in die Zeit des französischen Sonnenkönigs
Wer hätte das gedacht: Der Weg von der Kirche in Uckro an den Hof des französischen Königs Ludwig XIV. – wegen der prachtvollen Hofhaltung auch der «Sonnenkönig» genannt und Vorbild für die barocken Fürsten seiner Zeit – ist gar nicht so weit.

 

Der König lebte im 18. Jahrhundert. In der Zeit wurden in der Uckroer Kirche, wie es Chroniken besagen, die Fenster des Feldsteinbaus aus dem 14. und beginnenden 15. Jahrhunderts gerade vergrößert. Was also haben die Uckroer Kirche und der Sonnenkönig gemein? Am Sonntag wurde das Geheimnis gelüftet.
Des Rätsels Lösung ist, wie so oft, die Musik. Am Sonntag lud der Förderkreis Alte Kirchen in der Luckauer Niederlausitz zu einem Konzert mit der Gruppe «La Sonnerie» in das Uckroer Gotteshaus. Das einladende Glockengeläut an frühen Abend war wie eine Brücke zum Namen des Ensembles. Waltraut Gumz (Berlin) mit ihrer Gambe, Hannes Immelmann (Potsdam) an der Querflöte und Heiko Schmiedel (Dresden) mit seiner Chitarrone und der Laute waren zu einem heiter-besinnlichen Konzert gekommen.

Glocken als Konzertstück

«La Sonnerie» , das ist der Name eines Konzertstücks des Hofkapellmeisters vom «Sonnenkönig» , der damit das Glockengeläut der Kirche St. Genevieve in die musikalische Fassung für Flöte, Gambe und Basso continuo setzte. Das erklang in der Uckroer Kirche zur Freude der Hörer, die zahlreich erschienen waren.
Das Konzert zeichnete sich auch durch die Instrumente aus, die heute nicht oft zu hören sind. Waltraut Gumz erklärte die Gambe als ein Instrument, das dem Cello ähnlich sei. Im Gegensatz zu diesem Instrument habe die Gambe aber sieben Saiten, der Bogen werde im Untergriff gehalten und das mache den Unterschied in den Möglichkeiten des Musizierens aus. Die Gambe sei, so erklärte sie, weniger der Geige denn der Laute verwandt. Das griff Heiko Schmiedel nur zu gern auf, denn seine Laute habe im Gegensatz zur Chitarrone, die er hauptsächlich im Konzert nutzte, 24 Saiten und fordere immenses Fingerspitzengefühl beim Spiel. Der Chitarrone sei eine «Erz-Laute» und gilt noch heute als größtes und tiefstes Lauten-Instrument. Das alles lernten die Zuhörer in Uckro beim Konzert kennen.
Das Konzert war ein heiterer musikalischer Sommerausflug in alte Zeiten der Renaissance und des Barock. Das Ensemble hatte Perlen der Tonkunst mitgebracht und wusste sie auch so zu interpretieren. Nachdem die «Glockentöne von St. Genevieve» des Hofkapellmeisters Marin Marais verklungen waren, verblüffte die Gambistin mit ihrer Präsentation der Allemande und der Sarabande aus der d-Moll-Suite von Johann Sebastian Bach – das eine bewegt und einfühlsam, das andere ruhig und rhythmisch akzentuiert. Die musikalische Reise ging weiter durch England, wo der barocke Komponist John Stanley seine eher unterhaltsame Suite in G-Dur beisteuerte. Aus den zwölf Flöten-Fantasien von Georg Philipp Telemann gab der Flötist die a-Moll-Fantasie in deren kunstvoller Schwierigkeit scheinbar mühelos und wohl klingend.

Spanische Klänge

Spanische Klänge des in diesem Konzert ältesten Komponisten, des Renaissance-Musikers Diego Ortiz, brachten heitere, tänzerische Klänge ins Auditorium. Mit der Lauten-Suite C-Dur des Zeitgenossen Bachs, Sylvius Leopold Weiss, zeigte sich Heiko Schmiedel als Meister der leisen Töne. Nach der Suite in g-Moll des Hofkompositeurs am Hof von Weißenfels zu Lebzeiten Bachs, August Kühnel, verabschiedete sich das Trio mit der Sonate F-Dur des venezianischen Kapellmeisters der Renaissance-Zeit Antonio Lotti.
Ein Konzert, das bewies: Auch mit Musik der Renaissance und des Barock kann man Hörer erfreuen. Das Publikum in Uckro dankte den Künstlern mit herzlichem Beifall für die klingende Sommerreise in die musikalische Vergangenheit. (ds)

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