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03.05.2018
Sehnsucht hat viele Facetten
LUCKAU. Björn Casapietra gastierte mit nachdenklichen und anrührendem Liedprogramm in Luckau.
Mit nachdenklichen, stimmungsvollen Liedern verzauberte Tenor Björn Casapietra, am Flügel begleitet von Peter Forster.
Foto: Birgit Keilbach
Lieder der Sehnsucht hatte Björn Casapietra für den Konzertabend am Maifeiertag in der Luckauer Nikolaikirche angekündigt. Berührende Lieder, die ein breites Spektrum sehnsuchtsvoller Stimmungen beschreiben, brachte der Tenor in der großen Hallenkirche den rund 180 Zuhörern in verschiedenen Sprachen nahe.
Auf Gälisch ein Lied schottischer Auswanderer, das sie zum Abschied im Hafen von Glasgow sangen, auf Irisch das Lied einer Mutter, die aus eben diesem Grund genau weiß, dass ihr Sohn nie wiederkommen wird. Auf Jiddisch das Lied eines jüdischen, polnischen Komponisten, der 1943 im Krakower Ghetto erschossen wurde. Hebräisch brachte er „Jerusalem of Gold“, das Abschlusslied aus dem Film „Schindlers Liste“ zu Gehör.
Sehnsüchte sind vielfältig, und wer sie erfüllen will, muss auch Abschied nehmen, von der Liebe oder der Heimat. „Als ich fortging“ in italienischer Interpretation war für das Publikum ein anderes, als das gewohnte Hörerlebnis. Seiner eigenen Sehnsucht nach dem verstorbenen Vater, dem international renommierten Dirigenten Herbert Keller (1920-1990), gab Björn Casapietra in einem selbst geschriebenen Lied in deutscher Sprache Ausdruck. Zudem ließ der Tenor das Publikum an seiner Begeisterung für Filmmusik teil haben. Diese betrachte er „als neue Klassische Musik“, ließ der Sänger die Zuhörer wissen.
Björn Casapietra bot in der Luckauer Nikolaikirche ein Konzert, in dem er sich nicht nur mit der Auswahl seiner Lieder, sondern auch mit seinen Moderationen klar gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung positionierte.
Wieviel Kraft und Hoffnung ein Mensch auch in auswegloser Situation aufbringen kann, verdeutlichte er mit Dietrich Bonhoeffers in der Zelle geschriebenem Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Mut machend beschloss er den Abend mit Konstantin Weckers „Was keiner wagt…“, denn Angst frisst Lebensfreude.
Diese versprühte er mit den italienischen Hits „Azzurro“ und „Bella e Impossibele“ sowie einem schottischen Kneipenlied durchaus, und das Publikum klatschte im Rhythmus mit, jubelte und beschenkte den Künstler mit reichlich Beifall.
„Wir haben uns auf diesen Abend riesig gefreut und es war ein schönes Erlebnis“, gaben Klaus und Sylvia Schunack aus Lübben ihren Eindruck nach dem Konzert wieder. „Es war wirklich ein ganz tolles Konzert, und die Abwechslung mit den schwungvollen Liedern im zweiten Teil hat mir gut gefallen“, resümierte Sigrid Sauer aus Uckro. Cornelia Behrendt erlebte den Tenor nach einem Konzert in der Lübbener Kirche in Luckau zum zweiten Mal. „Es war wieder ein super Konzert und eine sehr schöne Auswahl der Lieder. Am besten gefielen mir das Halelujah und der Song von Dirk Michaelis“, sagte die Luckauerin.
Ihre Schwester Barbara Freigang war war für das Konzerterlebnis extra aus Cottbus angereist. „Ich bin schon lange ein Fan von ihm und fand es gut, dass er auch politisch so klar Stellung bezogen hat. Es war ein Genuss, ihm zuzuhören und viele Lieder gingen unter die Haut“, sagte die Cottbuserin.
Von Birgit Keilbach, erschienen in der Lausitzer Rundschau