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15.06.2005

Pastorale zur Orgel-Wiedergeburt

Seit zehn Jahren Konzerte in der Zieckauer Kirche
ZIECKAU. Gespannt warteten die Hörer auf den ersten Konzertton der Orgel. Das Instrument in der kleinen Zieckauer Kirche aus dem 14. Jahrhundert spielt nach einer Reparatur wieder Melodien – die ersten Töne seit 1997, als dem Instrument aus dem Baujahr 1842 bei einem Werk von Dietrich Buxtehude buch stäblich die Luft weggeblieben war. Seitdem hatten Freunde für die Orgel gesammelt. 30 000 Euro sind für die Restaurierung nötig, 12 000 sind bisher zusammengekommen.

Begeisterten die Konzertfreunde in Zieckau: Mezzosopranistin Sylvia Mertsch
und der Klarinettist Jan Hermerschmidt.

 

Das erste Stück im Konzert am Sonntag war eine Pastorale von Johann Sebastian Bach, die die Berliner Organistin und Korrepetitorin an der Deutschen Oper Berlin Nathalie Miller spielte. Warme, dunkle Töne erklangen zunächst. Zarte auch, die sich bis zur furiosen Schluss-Fuge steigerten. Unüberhörbar war aber auch, dass die alte Orgel im Zieckauer Gotteshaus noch viel Nebenluft „verpfeift“, die Bälge müssen erneuert werden. Für den nötigen Wind im Instrument muss derzeit noch ein provisorischer Windmotor sorgen. Dessen Töne stehen nicht in der Partitur von Bach.

Heitere und nachdenkliche Musik erklang bei Hirtenmusiken aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Lyrische Idylle, aber auch Handfesteres boten die Pianistin und Organistin Nathalie Schmidt, die Mezzosopranistin Sylvia Mertsch (Komische Oper Berlin) und der Klarinettist Jan Hermerschmidt – alle aus Berlin.

Franz Schuberts „Hirt auf dem Felsen“ bestach als ausdrucksstarkes Trio. Die blitzsaubere Artikulation der stimmgewaltigen Sopranistin gewann das Publikum wie auch der Klarinettist, immer in Zwiesprache mit Sängerin und Pianistin. Wunderschön auch das Adagio aus Mozarts Klarinettenkonzert – dem letzten Werk des Meisters. Heiter die Cavatine „Frag´ ich mein beklommen Herz“ aus Rossinis „Barbier von Sevilla“. Sylvia Mertsch rührte mit ihrem Gesang „Der Herr ist mein Hirte“ von Dvorak, aber auch mit der Arie der Johanna aus Tschaikowskis Oper „Jean d´ Arc“.

Als Geschenk zum Konzert-Jubiläum gab es eine Orgel-Erstaufführung. Der zeitgenössische Komponist Andreas Hilscher schuf Variationen über das Paul-Gerhardt-Lied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud´“. Da flötete der Kuckuck aus dem Orgel-Register, zeigte der Satz fürs Pedal, dass sich die Mühe des Restaurierens noch lohnt. Die abschließende Toccata ließ erahnen, wie prachtvoll die Orgel nach abgeschlossener Rekonstruktion klingen könnte.

„Mit Buxtehude war es das vorläufige Ende. Mit einer Pastorale von Johann Sebastian Bach soll gezeigt werden, dass der ,Patient´ zwar noch krank, aber auf dem Wege der Genesung ist“, sagte Lothar Treder-Schmidt. Er ist im Förderkreis „Alte Kirchen in der Niederlausitz“ engagiert und liebt die Zieckauer Kirche. Mit Kirchenkonzerten, die am Sonntag ihren zehnten Jahrestag begangen haben, wurde und wird Gutes getan. „Als wir am 10. Juni 1996 das erste Konzert erlebten, waren die Kirche und ihre Orgel schlimme Pflegefälle. Dank der Spenden auch nach den Konzerten konnte das einsturzgefährdete Gotteshaus umfassend saniert werden. Die Orgel ist nun unser Sorgenkind. Aber sie ist hörbar auf dem Weg der Besserung“, so Treder-Schmidt. (ds/bg)

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