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23.08.2004

Orgelklänge faszinierten

Elisa Freixo aus Brasilien gab in Waltersdorf ein Benefizkonzert
Der Ort nahe Langengrassau hat ab und an eine besondere Anziehungskraft für Freunde guter Musik. In der Kirche wird ein Kleinod beherbergt, das sogar interessierte Gäste aus Übersee anlockt. Dabei ist es schon fast 210 Jahre alt: Die von Carl Gotthold Claunigk aus Sonnewalde anno 1793/94 gebaute Orgel ist eine der ältesten funktionstüchtigen Instrumente ihrer Art in der Niederlausitz.

Diese Orgel stand am Freitagabend beim Benefizkonzert im Mittelpunkt. Die Brasilianerin Elisa Freixo zeigte den vielen Besuchern ihr Können. Sie ist seit 1986 Organistin an der Kathedrale von Mariana im fernen lateinamerikanischen Land.
Als Veranstalterin internationaler Kurse, Kongresse und renommierter Konzerte an prominenten Orten in halb Europa hat sie in Fachkreisen einen sehr guten Namen. Sie war neugierig auf die Orgel in der Waltersdorfer Kirche und die zahlreichen Hörer waren neugierig auf ihr Konzert, das sie mit Kompositionen von Meistern altiberischer Tonkunst bestückte. Die Namen waren sicher nur Kennern bekannt. Die Musik aber bewies, dass sie Länder und Kontinente verbindet.
Das Konzert, der Musikreihe «Mixtur im Bass» war ein besonderes. In Goßmar braucht die historische Orgel in der dortigen Kirche dringend eine Restaurierung. Dem haben sich die Veranstalter des Benefizkonzertes in Waltersdorf angenommen. «Einige Register, so das Ergebnis erster Hilfe, sind schon wieder erklungen. Aber die gesamte Orgel ist in einem schlimmen Zustand» , erzählt der Initiator von «Mixtur im Bass» aus Großräschen, Rudolf Bönisch. Er freute sich sehr, dass sich Elisa Freixo für die Goßmarer Orgel einsetzte. Die Brasilianerin bat mit ihrem Konzert die Waltersdorfer und ihre musikalischen Gäste um Hilfe zum Gelingen des Rettungs-Projektes.

Die Freude am Musizieren auf der Claunigk-Orgel in der Waltersdorfer Kirche war
der brasilianischen Organistin Elisa Freixo anzumerken.
(Foto: Detlev Simsch)

 

Die freundliche Neugier in der Kirche war spürbar. Auch Elisa Freixo war neugierig, wie sich das ehrwürdige Instrument von ihr führen lassen würde. Das Publikum wiederum war neugierig auf das außergewöhnliche Programm, das ausschließlich brasilianische und portugiesische Komponisten der Zeit vereinigte, die im deutschen Musik- und Sprachraum vergleichbar wären mit der Zeit des Barock und der Klassik.
In ihrer musikalischen Einführung zog Freixo Parallelen zu den Kontakten zu Scarlatti und anderen italienischen Meistern. Das war im gut einstündigen Konzert hörbar – zur Freude der Musikfreunde.
Da zeigte sich eine Sonata in F-Dur von Pietro Orchestral auf der Orgel. Mestres, ein Meister aus dem 18. Jahrhundert, entlockte dem Instrument mit seinem Stück gewissermaßen ein musikalisches Echo. Das Programm erinnerte an die in Lateinamerika tätig gewesenen Jesuiten, die ihr Werk unter persönlichen Opfern verrichteten. «Pesares» (Schmerzen) nannte ein unbekannter Komponist sein musikalisches Werk. Aber es ging durchaus auch heiter zu: Joao Wilson Faustini steuerte seine musikalische Darstellung eines „Kreisels“ bei. Freixo spielte dieses Werk lebendig und heiter und doch nicht im Kontrast zum eher nachdenklich Gehörten.

Informationen über die Waltersdorfer Kirche, gegeben von Pfarrer Gehrmann und Rudolf Bönisch, machten den Abend komplett. Die Besucher durften einem Konzert lauschen, das in einem Gotteshaus mit Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert stattfand. Gehrmann erinnerte daran, dass die Kirche erst in und nach der Wende entrümpelt und schrittweise wieder Instand gesetzt werden konnte. Vieles wurde von der Gemeinde und mit Helfern geschaffen, wovon sich die Konzertgäste überzeugen konnten. Das alles macht Mut, dass das Projekt in der Goßmarer Kirche auch gelingt. Das Konzert war dafür ein hoffnungsvoller Beitrag. Von Detlev Simsch

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