Schwerpunkte

Kulturarbeit
→ zurück

19.05.2005

Orgelfest mit fast vergessenen Meistern

In der Luckauer Nikolaikirche zog ein Pfingstkonzert mit Marek Toporowski die Gäste an
LUCKAU. In der Nikolaikirche wurde der Pfingstsonntag nach dem Festgottesdienst zur Eröffnung von „Kulturland 2005“ (die RUNDSCHAU berichtete) mit einen würdigen Konzert begangen, dem dritten im Rahmen des Orgelfestivals Brandenburg-Berlin.

 

Das Gotteshaus war gut gefüllt, und die Hörergemeinde war gespannt auf das Programm des polnischen Organisten Marek Toporowski. Er erinnerte eindrucksvoll an fast vergessene Meister.

Johann Sebastian Bach dürfte fast jeder kennen – aber kennt man auch dessen Lehrer? Georg Böhm, er wirkte ab 1698 in Lüneburg als Organist, soll den Chronisten zufolge Bach auf seinen Wanderjahren als Schüler unterrichtet haben. Zumindest ist Böhms musikalischer Einfluss in Bachs späteren Orgelwerken nachweisbar. Böhm gilt als einer der bedeutendsten Meister des norddeutschen Spätbarock in der Orgelmusik. In seine Fußstapfen trat wohl Matthias Wedemann, der Schüler Heinrich Schütz‘. Der Hofkapellmeister am Dresdner Hof war hochangesehener Organist an der Jacobi-Kirche in Hamburg, wo er wieder bestens mit Heinrich Scheidemann an der St. Katharinenkirche bekannt war. Der wiederum gilt als führender Orgelkomponist in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Musik dieser ehrenwerten Leute ihrer Zeit erklang am Sonntag in Luckau auf der Donat-Orgel. Marek Toporowski, Professor an den Musikhochschulen Warschau und Katowice, brachte die Komponisten den heutigen Hörern eindrucksvoll dar.

Als Begrüßung erklang das „Praeludium in G“ des Schülers von Dietrich Buxtehude, Nicolaus Bruhns. Kurz, aber musikalisch prägnant war die Choralbearbeitung von „Nun bitten wir den Heiligen Geist“ von Georg Böhm, dem die bisher in Luckau so noch nicht erklungene „Echo-Toccata“ Heinrich Scheidemanns folgte. Toporowski ließ einem zarten melodischen Beginn das „E-cho“ in verschiedenen Registern als heitere Laune folgen, um in perlender Kadenz zu schließen. Festlich im Orgelton dann Weckmanns Choralbearbeitung „Komm, heiliger Geist, Herre Gott“ – kraftvoll, niemals aber überzogen.

Ganz andere Klänge kamen mit der „Fughetta maestoso“ des 1954 geborenen sorbischen Komponisten Ulrich Pogoda ins Programm.

Der widmete das 2003 uraufgeführte Werk dem Interpreten Marek Toporowski, und auf der Donat-Orgel erklang diese „Studie im alten Stil“ , so der Komponist selbst, als harmonisches Ganzes, als kleine Fuge, die nachdenklich stimmt.

Die barocke Donat-Orgel von 1674, mehrfach umgebaut und nun mit 44 „klingenden Stimmen“ schöner als je zuvor, so Orgelfestival-Chef Rudolf Bönisch, hat auch ihre romantischen musikalischen Farbnuancen bewahrt. Die Hörer waren von Franz Liszts „Fantasie und Fuge über ,Ad nos, ad salutarem undam'“ (dem Gesang der Wiedertäufer „Zu uns, zum Heil des Wassers“ aus einem Werk Giacomo Meyerbeers) wegen der Klangfülle des Instrumentes und der Interpretation Toporowskis fast überwältigt.

Wesentliche Teile der Eintrittsgelder des Orgelfestivals, das bis Oktober in weiteren Landesteilen und Berlin zu Gast sein wird, kommen guten Zwecken zugute. In der Niederlausitz wollen Künstler, Konzertfreunde und Organisatoren die Restaurierung der kleinen Barockorgel in der Dorfkirche zu Goßmar unterstützen. (ds)

→ zurück