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25.08.2008
Orgel-Geheimnisse in der Kirche von Drahnsdorf enthüllt
DRAHNSDORF. Über eine fast bis auf den letzten Platz gefüllte Kirche in Drahnsdorf hat sich Pfarrer Martin Nikolitsch mit dem Organisator des Orgel-Festivals Rudolf Bönisch und dem polnischen Meister-Organisten Professor Marek Toporowski aus Katowice am Samstag gefreut.
Einblicke in die Möglichkeiten der Drahnsdorfer Orgel gab Albrecht Bönisch den zahlreichen Gästen während einer Führung mit Vorspiel.
( Foto: -ds)
Neugierige Musikfreunde wollen für sich entdecken, was in der relativ kleinen Schuke-Orgel steckt, die ein Organist von Weltrang spielt. Aber ist das eigentlich eine Schuke-Orgel?
„Zu unseren Orgelkonzerten gehört immer Information zu Land, Leuten, Kirche und Instrument“, sagte der Organisator des Lausitzer Orgelfes tivals „Mixtur im Bass“, Rudolf Bönisch. In den fünf Jahren, seit es dieses Festival alljährlich im Sommer in Dorfkirchen der Niederlausitz gibt, fanden Interpreten, Veranstalter und Gastgeber neben dem musikalischen Genuss immer Denkwürdiges, so Bönisch.
In Drahnsdorf war das nicht anders. Albrecht Bönisch, Orgelsachverständiger der Evangelischen Kirche Berlin-Bran denburg-schlesische Oberlausitz, führte seine zahlreichen Gäste durch das Gotteshaus aus dem 14. Jahrhundert und schließlich auch an die Orgel auf der Empore. „Schuke oder nicht? Das ist hier die Frage.“ Scheinbar polemisch kam der Satz ins Publikum, das über die relativ kleine, aber stimmgewaltige Orgel staunte. Andererseits erfuhren die Gäste auch, dass die längste Orgelpfeife mit dem „tiefen Grummel-Ton“ immerhin 2,40 Meter lang und die „fiepsige kleine Pfeife“ nur noch fünf Zentimeter kurz ist.
Schuke oder nicht – Bönisch lüftete das Geheimnis bei der Baugeschichte. Schuke schon, weil Alexander Schuke anno 1936 die Orgel gründlich so rekonstruiert hatte, wie sie heute noch zu hören ist. Schuke versah die „Innereien“ des Orgelwerkes dort völlig neu, wo schon 1849 der Herzberger Orgelbauer Friedrich August Moschütz die Orgel aufstellte, die der Sonnewalder Orgelbaumeister Carl Gotthold Claunigk ursprünglich für die Kirche in Liedekahle erbaut hatte.
Moschütz sollte für die Liedekahler damals eine neue Orgel bauen. Die Drahnsdorfer kauften ihnen die alte Orgel ab und stellten sie in ihre Kirche. Dort tat sie ihre Dienste, bis 1936 Alexander Schuke ans Werk ging.
Ihr Wohlklang ist bis heute zu hören, was Professor Marek Toporowski schließlich erneut unter Beweis stellte.
Die Claunigk-Moschütz-Schuke-Orgel von Drahnsdorf kann als Besonderheit sowohl barocke als auch romantische Klänge hören lassen. Toporowski hatte sein Programm speziell auf dieses Orgelwerk abge stimmt. In guten 75 Minuten gab es für die Musikfreunde sowohl romantische als auch barocke Musikliteratur zu hören. Insgesamt 15 Stücke erklangen im Gotteshaus, darunter das A-Dur-Konzert von Antonio Vivaldi und dessen Orgel-Bearbeitung vom D-Dur-Konzert aus der Feder von Johann Sebastian Bach. War das erstere fröhlich und beschwingt, kam „der Bach“ zierlich und heiter wie auch rasch und kräftig aus der Königin der Instrumente.
Mit im Programm, das ein musikalischer Blumenstrauß sein sollte, erklangen unter anderem Werke von Dietrich Buxtehude – einem Lehrer des großen Bach -, des Tschechen Vanhal, des Breslauers Brosig und schließlich eine kräftig-fröhlich interpretierte Improvisation des international gefeierten Organisten Marek Toporowski selbst.
Dafür gab es langen und herzlichen Beifall nach einem erlebnisreichen Konzertnachmittag. (-ds)