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19.09.2007

Musik-Schätze in der Luckauer Nikolaikirche

Barocke Klänge nach 300 Jahren wieder im Konzert zu hören.
LUCKAU. Nach mehr als 300 Jahren wissen Luckauer und Gäste wieder etwas mit Namen wie Andreas Müller, Friedrich Wilhelm Zachow und Ruggiero Fedeli anzufangen. Ein 90-Minuten-Konzert unter Leitung von Nikolai-Kantor Joachim Klebe hat das bewirkt.

Ein „Schatzgräber-Konzert“ mit wieder entdeckten Werken aus drei Jahrhunderten hat Luckaus Nikolai-Kantor Joachim Klebe geleitet.
(Foto: -ds)

 

37 Sängerinnen und Sänger der Luckauer Nikolaikantorei und des Kammerchores „Cantemus“ standen vor dem Altar. Vor ihnen saßen die 16 Musiker des Bachconsort Cottbus, die auf Instrumenten mit barockem Klang das Experiment begleiteten.

Der Hauptakteur des konzertanten Unternehmens hieß Joachim Klebe. Er war unermüdlich im großen Kantorei-Archiv von St. Nikolai tätig, um scheinbar vergessene Partituren seiner Amtsvorgänger der vergangenen Jahrhunderte wieder hör- und erlebbar zu machen. Für dieses spezielle Konzert hatte er die Kantaten „Gott, der Herr, ist Sonne und Schild“ von Andreas Müller, „Redet einander mit Psalmen und Lobgesängen“ von Friedrich Wilhelm Zachow und das „Magnificat“ des seinerzeit berühmten Italieners Ruggiero Fedeli aus den Noten jener Zeit in heute lesbare Partituren „übersetzt“.

Neben diesen Werken erklangen mit dem Bachconsort der „Herbst“ aus Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ und als Hommage an den großen barocken Komponisten Dietrich Buxtehude, dessen 300. Todestages die Musikwelt in diesem Jahr gedenkt, die Kantate „Herr, wenn ich dich nur hab“.

„Das Musikereignis heute ist mehr als ein Kirchenkonzert“, erläuterte Pfarrer Frank Gehrmann in Vertretung von Pfarrerin Marie-Luise Wilke den Besuchern. Vor mehr als 300 Jahren zur Entstehungszeit der Werke ohne Radio und CD-Player hätten die Menschen Musik vor allem im Gottesdienst genossen. Die Musik in der Kirche könne Denkanstöße vermitteln, Mut machen und Freude geben, so der Pfarrer.

„Schätze der Musik kann man in Luckau noch heben, weil Kriegswirren und Brände das Kantorei-Archiv seit Jahrhunderten verschont haben“, erklärte Kantor Joachim Klebe. Er wolle „aus totem Papier mit Noten lebendige Musik für die Menschen heute schaffen“, sagte er. Dafür waren ihm wie den Interpreten monatelange Proben nicht zu schwer. Immerhin kannte keiner die Melodien, die seit mehr als 300 Jahren im Kantorats-Archiv geschlummert hatten.

Die Musik des Orchesters und des großen Chores erfreuten wie auch die Solo-Arien von Kerstin Domrös (Alt), Falk Hoffmann (Tenor) und Stephan Heinemann (Bass).
Als stimmlich besonderer Interpret war Benjamin Lyko als heller Sopran-Counter (also fast als männlicher Mezzosopran) ins Konzert gekommen. Er entzweite schließlich das Publikum mit Ungenauigkeiten in der Stimmlage, unsauberer Artikulation und gesanglicher Unverständlichkeit. So wurde die Buxtehude-Kantate beispielsweise lediglich für Liebhaber des Bachconsort zur Freude.

Dennoch gab es Beifall nach dem Konzert voller Überraschungen vom Publikum und auch von den beiden vereinten Chören für den Leiter des Musikereignisses und musikalischen Schatzgräber Joachim Klebe. (-ds)

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