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12.10.2010

Musik-Schätze in Luckau gehoben

LUCKAU. Knisternde Spannung vor einem Konzert hat es in der Luckauer Nikolaikirche auf und vor dem Podium gegeben – beim „Verursacher“ der Spannung zuerst: Kantor Joachim Klebe hat Schätze aus dem umfangreichen Notenarchiv der Nikolaikirche aufbereitet und so ein besonderes Konzert ermöglicht.Im Kantoreiarchiv der Luckauer Nikolaikirche werden wertvolle Notenhandschriften aufbewahrt, die bis in die Zeit des Barock zurückreichen und seit Jahren von Joachim Klebe für die moderne Aufführungspraxis aufbereitet werden.

Schätze der Musik aus dem Luckauer Kantoreiarchiv haben sie beim großen Kantatenkonzert
am Sonntag gehoben: die Nikolaikantorei, das Cottbuser Bachconsort und Gesangssolisten
unter Leitung von Kantor Joachim Klebe.
Foto: -ds

 

„Noten, wie wir sie heute kennen, waren meinen Kantorenkollegen vor fast dreihundert Jahren noch nicht geläufig. Sie notierten Harmonien und Melodien ganz anders, was aber übersetzbar ist“, umriss Kantor Klebe seine musikwissenschaftliche Arbeit. Davon profitieren Musikfreunde bei Aufführungen wie am Sonntag.

Um 1700 genoss die Luckauer Kantorei hohes Ansehen. Kantoren wie Johann Christoph Raubenius und der ihm im Amt nachfolgende Andreas Müller, hat Klebe als besonders emsige Komponisten und Kopisten von Musiken anderer Kantoren – eine damals übliche Praxis – entdeckt. In einem fast zweistündigen Konzert mit der erweiterten Nikolaikantorei und den Gesangssolisten Rebecca Klebe (Sopran), Kerstin Domrös (Alt), Peter Ewald (Tenor) und Christoph Schlütter (Bass), erklangen sechs wiederentdeckte Kantaten sowie Bachs D-Dur-Sinfonia (Bachwerke 42) und Telemanns D-Dur-Concerto mit dem gut aufgelegten Trompeter Jürgen Hartmann und dem Bachconsort Cottbus.

Kraftvolle, wohlklingende Chöre sangen die 33 Mitglieder der erweiterten Kantorei, so bei Raubenius‘ Kantate „Ich sprach, mein Fuß hat gestrauchelt“ und bei der kunstvollen, harmonisch üppig ausgestalteten Kantate von Andreas Müller „Gott, der Herr, ist Sonne und Schild“. Dort gaben die Solisten wie auch bei kleineren Werken von wenig bekannten oder noch anonymen Komponisten des Barock ihre künstlerisch-gesanglichen Visitenkarten ab, wobei Kerstin Domrös und Peter Ewald bei diesem Konzert gesanglich besondere Akzente setzten.

Kantor Joachim Klebe weiß um die Bedeutung des Kantoreiarchivs mit ihren Schätzen. Das Konzert am Sonntag war das vierte seiner Art, bei dem alte Musiken aus dem Archiv wieder zugänglich gemacht worden sind. Das ist Klebes Verdienst. „Ihm und auch den Sängern und Musikern ist Lob und Achtung zu zollen, weil sie nach vielen Probemonaten so wunderbar musiziert haben“, so Ursula Rothe aus Luckau.

-ds, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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