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18.12.2008
Lieder zum Erwärmen in Luckauer Nikolaikirche
LUCKAU. Gäste des traditionellen Weihnachtsliedersingens am dritten Advent in der Luckauer Nikolaikirche kommen auch dann in die größte Hallenkirche Brandenburgs, wenn es drinnen kälter ist als draußen.
(Foto: -ds)
Weil sie sich von guter Musik und Interpreten wärmen lassen, die ihnen mit Liebe ein schönes vorweihnachtliches Konzert bieten möchten. Das ist auch diesmal gelungen.
Kantor Joachim Klebe veranstaltete dieses Weihnachtsliedersingen zum 14. Mal, und immer noch mit Herzklopfen, wie er im RUNDSCHAU-Gespräch sagte. Er hatte 23 Sänger der Nikolai-Kantorei, neun Instrumentalisten des Gießmannsdorfer Bläserchores und mehr als 200 Musikfreunde im Mittelschiff sowie auf beiden Emporen an seiner Seite.
Trotzdem plagten den Kirchenmusiker Bedenken. „Wird alles klappen?“, so fragte er sich angesichts des doch kleinen Ensembles für ein so großes Programm, das gute 80 Minuten dauern sollte. Der herzliche Beifall nach dem Konzert zeigte Klebe wie allen Interpreten, dass sowohl die Mischung gestimmt hat als auch, dass der berühmte „Funken“ zwischen Künstlern und Publikum übergesprungen war.
Dabei hatte der Kantor mit seinen Musikern durchaus kein übliches „Wünsch-dir-was-Programm“ eingeübt. „Weihnachtsliedersingen bedeutet, dass der Chor nicht allein in Aktion treten muss“, sagte er. Genau das schätzen die Gäste aus Luckau sowie aus näheren und ferneren Orten, die kräftig mit einstimmten.
Das Programm mit Liedtexten half manchem auch über die zweite und folgende Strophen hinweg, wenn das Schulwissen nicht mehr so frisch war. Sechs gemeinsam von der Kantorei mit dem Publikum gesungene Lieder waren Bestandteil des Programms – darunter „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, Händels Hymnus „Tochter Zion, freue dich“, aber auch „Fröhlich soll mein Herze springen“ mit einem Text des nach Martin Luther bedeutendsten evangelischen Kirchenlied-Dichters Paul Gerhardt.
Ein Luckauer Weihnachtsliedersingen unter der Leitung von Kantor Klebe wäre nichts ohne Entdeckungen aus dem Luckauer Kantorei-Archiv. So erklang die Adventsmotette „Machet die Tore weit“ von Franz Zimmer, geschrieben um 1900 und nun für den aktuellen Chorgesang von Klebe erschlossen.
Das „Gloria in excelsis Deo“ aus dem Lied „Hört der Engel helle Lieder“ wird oft und gern gesungen, aber in der strahlenden Dynamik der Kantorei in einem besonderen Satz von Reinhard Ohse ist es selten zu hören.
Joachim Klebe als Blockflötist, Kathrin Litzkow aus Cottbus als Continuo-Begleiterin auf der kleinen Orgel sowie die Berliner Sopranistin Rebekka Klebe und die Altistin Anne-Kathrin Cendelin aus Dresden wagten sich im Konzert an zwei Arien aus Bachs „Weihnachtsoratorium“. Joachim Klebe hatte für die Arie „Schließe mein Herze“ die Violin-Partitur und bei „Flößt, mein Heiland“ die Oboen-Partitur jeweils für Flöte transkribiert und dann auch aufgeführt.
„Gewöhnungsbedürftig“, urteilten einige Zuhörer, andere fanden es „sehr schön“. Eine Bereicherung des weihnachtlichen Konzertes, bei dem Pfarrerin Kerstin Strauch ergänzende Texte aus der Bibel las und einen Weihnachtspsalm von Hans-Dieter Hüsch einbrachte, war das allemal. -ds