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24.08.2004

Lieder und Gedichte aus der Shakespeare-Zeit

Musiksommer in der Kirche Zieckau entführte in die Renaissance
Immer wenn sich Kammersängerin Gabriele Näther vom Potsdamer Hans-Otto-Theater zu einem Konzert im Rahmen des Kirchenmusiksommers der Luckauer Region ansagt, ist Außergewöhnliches zu erwarten. Viele der Konzertbesucher in der kleinen Kirche des Luckauer Ortsteils Zieckau wussten das und waren entsprechend gespannt. Organisator Lothar Treder-Schmidt konnte sich über die zahlreichen Zuhörer im Gotteshaus und ein Konzert der besonderen Art freuen.

 

Was Gabriele Näther als Sopranistin, Tobias Lehmann als Rezitator und Frank Pschichholz als Instrumentalist an der Laute – der Barock-Gitarre – boten, war ein echtes Experiment. Das war den Interpreten wohl bewusst, aber sie bauten darauf, dass sie auch mit ihrem sehr anspruchsvollen Programm ihr Publikum erreichen würden. Die thematische Spur führte an diesem Nachmittag weit in die Vergangenheit zurück – bis in die Zeit Elisabeths I. von England.
Diese hatte nach der Herrschaft der „blutigen Maria“, die dem Katholizismus auf der Insel mit Feuer und Schwert wieder die Oberhand verschaffen wollte, ihre Herrschaft des Liberalismus begonnen. Daraus schöpften auch Dichter wie William Shakespeare Kraft und Hoffnung. Kultur und Kunst erreichten damals eine ungeahnte Blüte auf der Britischen Insel – und davon wollten Gabriele Näther und ihre Begleitern erzählen.
„Mein Lieben ist wie ein Fieber“ – dieses Zitat des großen Shakespeare stand als Motto über der musikalisch-literarischen Veranstaltung. Von dem, was während des Programms dargeboten wurde, dürfte der Zuhörerschaft nur das Allerwenigste bekannt gewesen sein. Doch dank der unkomplizierten, gelungenen Interpretation war das Publikum bald gewonnen.

Einfühlsame Interpretation

Gabriele Näther sang Lieder verschiedener englischer Komponisten aus der Zeit, die in Mitteleuropa als Epoche der Renaissance gilt. John Dowland – er war ein Zeitgenosse William Shakespeares und lebte zwischen 1562 und 1626 – steuerte allein sechs Lieder bei. Diese interpretierte die Kammersängerin frei von jedem Pathos, dafür aber einfühlsam-innig, wo nötig auch stimmgewaltig und sauber in den Koloraturen. Ihr zur Seite stand als musikalischer Partner Frank Pschichholz mit seiner Laute und deren zartem Klang. Die Hörer lauschten gebannt.
„Deine Liebe ist das Beste, was mir das Schicksal dargebracht“, zitierte Tobias Lehmann aus einem Sonett Shakespeares. Und die Liebe war das Thema des Dichters bei dieser Veranstaltung. Lehmann verstand es mit seiner Interpretation, die innige Verbindung zwischen Wort und Musik zu verdeutlichen. So wurde eine Brücke der Kunst über Jahrhunderte hinweg geschlagen – sehr zur Freude der Künstler auf dem Podium und ihrer Zuhörerschaft in den Bankreihen.
Bunt war das Spektrum der Renaissance-Musik an diesem Sonntagnachmittag – sie reichte bis zu Werken der Komponisten Thomas Morley, Henry Purcell und Jeremiah Clarke. Auch wenn viele im Publikum diese Lieder noch nie gehört hatten, gefielen sie in der Interpretation von Gabriele Näther und Frank Pschichholz. Der Instrumentalist spielte neben der Barock-Gitarre auch die seltene Theorbe – eine Bass- oder Erz-Laute. Diese hatte vor allem im 17. und 18. Jahrhundert ihre Hoch-Zeit. Am Sonntag bot sich bei dem besonderen Konzert in Zieckau eine der seltenen Gelegenheiten, ihrem Klang zu lauschen.

Shakespeare und seine musikalischen Zeitgenossen brachten Kammersängerin
Gabriele Näther, der Instrumentalist Frank Pschichholz und Rezitator
Tobias Lehmann (von links) in Zieckau den zahlreichen Zuhörern näher.

 

Spenden für Kirchensanierung

Musikereignisse wie die im Rahmen des Niederlausitzer Kirchenmusiksommers dienen auch dem Erhalt der Dorfkirchen. In Zieckau konnte so schon einiges bewegt werden, wofür die Gemeinde wie die Konzertbesucher gleichermaßen dankbar sind. Das Zieckauer Gotteshaus konnte kürzlich neu ausgemalt werden. Auch an den Außenanlagen tat sich manches seit dem letzten Konzert im Oktober 2003. Inzwischen wurde auch für die Instandhaltung der 1847 erbauten Schröter-Orgel gesammelt – die nötige Restaurierung kann nun ins Auge gefasst werden. Organisator Lothar Treder-Schmidt ist optimistisch, dass im kommenden Jahr schon einige Register wieder bespielbar sein werden. (ds)

 

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