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15.05.2006
Lachende Klarinette in Langengrassau
Klezmer-Konzert in der alten Feldsteinkirche
LANGENGRASSAU. ungewöhnliches Konzert hat es am Sonnabend in der alten Feldsteinkirche in Langengrassau (Heideblick) gegeben. Im Gotteshaus erklangen fröhliche Weisen aus einem ursprünglich osteuropäischen Kulturkreis.
Die Berliner Gruppe „Harrys Freilach“ bei ihrem Konzert in der Langengrassauer Kirche: Harry Timmermann (Klarinette),
Sophie Timmermann (Gitarre) und Alexander Danko (Bajan).
Die Berliner Gruppe „Harrys Freilach“ lockte mit Klezmer-Musik viele Langengrassauer und Gäste aus der Region an. In die Kirche, deren Wurzeln bis in die spätromanische Zeit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts reichen, waren durchaus vielseitige Künstler gekommen. Der Klarinettist Harry Timmermann, Ehefrau Sophie (Gitarre) und Alexander Danko mit seinem Bajan – einem so genannten Knopf-Akkordeon – nahmen gleich vom Anfang an dem Publikum jegliche Angst, in die Zeit der Renaissance zurückgeführt zu werden. Fröhlich ging es vom ersten Stück an zu – wie es der Name der Berliner Gruppe auch verspricht.
Fröhliche Musik
Harry Timmermann hat die Gruppe in Berlin 1992 gegründet und ihr seinen Vornamen gegeben. Hinter „freilach“ steckt das jiddische Wort „freylegk“ und wurde so einfach mit in den Gruppen-Namen übernommen. Das musikalische Trio bewies in Langengrassau, dass Klezmer sowohl Musik als auch eine Gefühlshaltung ist. „Das Instrument des Musikers ist der Ausdruck seiner Seele“, hat die Dichterin Ora bat Chaim einmal gesagt. Das Konzert zeigte, wie recht sie haben kann – wenn gute Musiker Klezmer interpretieren.
„Klezmer spielen jene Musiker, die die Musik in der Luft durch sich hindurch lassen und so selber zum Instrument der Musik werden“, sagte Harry Timmermann. Er absolvierte mit seiner Klarinette gemeinsam mit seinen Kollegen ein musikalisches Feuerwerk im Wechsel der Gefühle. Da war ein quicklebendiger Nigun als Tanzlied mit jauchzender Klarinette zu hören. Aber im Stück „Am Sabbattag“ erklang die Klarinette als eher nachdenklich-zurückhaltendes Instrument. Bei den „Klängen von Svat“ erklomm sie förmlich mit jedem Ton die Himmelsleiter. „Aber man muss so auch wieder den Weg zur Erde finden“, sagte Timmermann schmunzelnd seinem Publikum.
Mit Humor spielten die drei die Melodie, die als Lied des jüdischen Milchmannes Tewje in „Anatewka“ von Jerry Bock nun zur musikalischen Weltliteratur gehört. Harry Timmermann führte seine zahlreichen Hörer mit Tönen und Spielweise durch Gefühlsszenarien. Die Gäste des Konzerts genossen es sichtlich. Der Rhythmus riss viele mit.
Alexander Danko, der Bajan-Virtuose, bot als Solist unter anderem Isaac Albeniz‘ „Asturias“, das eigentlich für Gitarre komponiert wurde und auch in dieser Interpretation sehr gefiel. Sophie Timmermann sang zur eigenen Gitarren-Begleitung das anrührende jiddische Liebeslied „Schön wie der Mond“.
Zweites von 23 Konzerten
„Klezmer-Musik ist für die Seele und den Körper gut“, stellte Pfarrer Frank Gehr mann nach dem zweiten von insgesamt 23 Konzerten in den Kirchen der Luckauer Niederlausitz anno 2006 fest. Herzlichen Beifall gab es für „Harrys Freilach“ nach 90 Minuten bester Musik. (-ds)