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05.05.2015

Kunst aus Afrika in Kemlitzer Kirche

Konzept jährlicher Kunstausstellungen bewährt sich / Touristen entdecken Ort
KEMLITZ. Bilder von Marc Chagall waren hier schon zu sehen und Druckgrafiken des japanischen Künstlers Sadao Watanabe. Seit Samstag ist die Kemlitzer Kirche wieder Ort einer besonderen Kunstausstellung. Linolschnitt-Drucke und Holzskulpturen geben Einblick in die Vielfalt künstlerischer Leistungen im Süden Afrikas.

Interessierte Zuhörer hatte Hans Blum (r.) nach der Eröffnung beim Rundgang durch die Ausstellung in der Kemlitzer Kirche.
Foto: Keilbach/bkh1

 

„Passion Südafrika“ ist das Leitmotiv von Hans Blum, der alle Bilder und Skulpturen während seiner Zeit als Misssionar von 1965 bis 1979 am Südzipfel des schwarzen Kontinents gesammelt hat. Passion sei dabei in doppelter Bedeutung zu verstehen, „als Leiden und Leidenschaft“, erklärt der Pfarrer und Theologe den rund 50 Besuchern zur Ausstellungseröffnung in der Kirche. Alle Werke seien während der Zeit der Apartheid entstanden.

Viele spiegelten biblische Motive wieder, im Leidensweg von Jesus hätten die schwarzafrikanischen Künstler eine Analogie zur Situation ihrer Stämme gesehen. „Aber es sind auch politisch hochbrisante Bilder darunter“, erläutert Hans Blum.
Zu jedem Motiv und den Ereignissen dieser Zeit hat er eine Geschichte zu erzählen. Beispielsweise jene, dass eine Druckerpresse für kirchliche Literatur kurz nach ihrer Anschaffung gesprengt wurde, „vom südafrikanischen Geheimdienst, um zu verhindern, dass die Menschen christliche Bildung auf diesem Weg erreicht.“

Dennoch habe es eine Kunstschule im Norden Südafrikas gegeben, aus der namhafte Künstler hervorgegangen seien. Zu ihnen zählten Vuminkosi Zulu, John Muafangeo (Namibia) und William Zulu. Deren Werke sind an den Wänden der Kemlitzer Kirche jetzt zu betrachten. Arbeiten von acht weiteren Künstlern sind in der Dahmer Marienkirche ausgestellt. Alle seien international bekannt, Ausstellungen in den USA, Skandinavien oder Frankreich hätten dies gezeigt.

„Von Anfang an war es mein Anliegen, etwas aus Afrika mitzubringen, was den Menschen hier nahebringt, dass dort auch eine großartige Kultur entsteht“, begründet Hans Blum, warum er über viele Jahre diese Kunstwerke gesammelt hat und seit seiner Rückkehr nach Deutschland regelmäßig ausstellt. Nach wie vor hätten es schwarzafrikanische Künstler schwer. „Denn auch wenn sie offiziell nicht mehr existiert, die Apartheid ist in der Gesellschaft noch immer vorhanden“, weiß der ehemalige Missionar.

Zudem bestehe ein enormer Nachholbedarf, weil Kunstunterricht an den Schulen für Schwarze erst in den 1980er Jahren eingeführt wurde. Für die Kemlitzer sind die seit 2011 jährlich stattfindenden Kunstausstellungen eine Bereicherung. „Unsere Kirche eignet sich gut dafür, weil sie so schlicht und hell ist“, sagte Helga Jahn. Außerdem werde so mancher erst auf diese Weise darauf aufmerksam, „dass Kemlitz mehr ist als die Bundesstraße als Durchfahrt“, ergänzte Ortsvorsteher Fred Tzschoppe.

Auch die neue Ausstellung habe wieder neue Aspekte zu bieten. „Hans Blum hat die Bilder und ihre Entstehung fachlich gut erklärt und konnte viel über das Leben und die Bedingungen dort vermitteln“, ergänzte er. Viele aus der Kirchengemeinde und darüber hinaus aus dem Dorf helfen mit. Denn nicht nur zur Eröffnung ist das ehrenamtliche Engagement gefragt, auch die Öffnungszeiten der Kirche müssen abgesichert werden. „Die Liste ist ja schon voll“, freute sich Pfarrerin Britta Rostalsky, die mit ihrem Mann Carsten die Ausstellung nach Kemlitz und Dahme holte.

Die Idee, mit der Kunst das Leben in der kleinen Kirchengemeinde zu beleben, sei aufgegangen. „Viele Kemlitzer beteiligen sich. Und es zieht auch die Radtouristen vom Skaterweg an“, nennt die Pfarrerin einen weiteren Aspekt.

Von Birgit Keilbach, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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