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13.01.2019
Klänge von Wagner bis Walzer auf der Donat-Orgel
LUCKAU. Kantor Focko Hinken begeistert beim Neujahrskonzert in der Nikolaikirche gleich zwei Mal.
Registrant Steffen Jahnke (l.) unterstützt Focko Hinken. Er ist zuständig, die Register zu ziehen, Noten umzublättern und tauscht Notenhefte aus.
Foto: Benjamin Weppricht
Noten lesen, Klaviaturen bedienen – davon mehrere gleichzeitig – Fußpedale treten, Register drücken und ziehen. Ein Einsatz mit Händen und Füßen. Die Rede ist vom Spielen einer Orgel. Was augenscheinlich schwer und komplex aussieht, ist auch in der Praxis nicht zu unterschätzen.
Die Gäste, welche am Freitagabend zum Neujahrskonzert in die Luckauer Nikolaikirche gekommen waren, konnten nur erahnen, welche koordinativen Anstrengungen nötig waren, um der Orgel ein wohlklingendes Pfeifen zu entlocken. Sie saßen unten im großen Kirchenschiff, während sich die Orgel einige Etagen höher in der Kirche befindet.
Erbaut wurde die Orgel um 1675 von dem Leipziger Christoph Donat. Sie verfügt über imposante 3000 Orgelpfeifen und 44 Register. So nennt man Pfeifenreihen im Orgelwerk, in denen Pfeifen gleicher Bauart und Klangfarbe zusammengefasst werden.
Am Spieltisch der Donat-Orgel sitzt Kantor Focko Hinken und gibt das inzwischen vierte kleine Neujahrskonzert. Der Luckauer Kantor war schon während seiner Schulzeit nebenamtlicher Organist und absolvierte ein Studium an der evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Halle (Saale).
„Das Neujahrskonzert ist der musikalische Start ins Jahr. Als ein kleines Orgelkonzert ist es zu den anderen Neujahrskonzerten der Umgebung, als kirchenmusikalische Ergänzung gedacht,“ so der Organist.
Nach einem kurzen Aufwärmen der Hände und Finger ging es, unterstützt vom Registranten Steffen Jahnke, mit dem Konzert los. Die teils haushohen Orgelpfeifen brachten die Holzkonstruktion der großen Orgelempore zum leichten Vibrieren.
Musikalische Einblicke aus einer für die Orgel aufbereiteten Oper von Richard Wagner, Klänge aus Tosca von Giacomo Puccini, irische und schottische Volkslieder sowie zum Abschluss der Donauwalzer gehörten zum diesjährigen Repertoire des Kantors, und Focko Hinken schickte die Zuhörer mit besinnlichen Momenten in den Abend. „Ich mag diese Kirche und die Musik, weil ich hier geheiratet habe“ begeisterte sich beispielsweise Besucherin Birgit Schuhmann.
Durch ein kleines Missverständnis bei der Übermittlung der Startzeit des Konzertes war die Kirche am Ende des einstündigen Konzertes mit fast doppelt so vielen Menschen gefüllt wie am Beginn.
„Zu den Konzerten bin ich öfter mal hier in der Nikolaikirche, ich mag Orgelmusik, und Kantor Hinken spielt wirklich gut, das muss man anerkennen“, sagt Besucher Karsten Schmidt.
Und er fügt noch ein großes Lob an. „Es ist einfach eine großartige Geste, dass er für die verspäteten Gäste das ganze Konzert wiederholt und wir es nochmals hören können.“
Von Benjamin Wepprich, erschienen in der Lausitzer Rundschau