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19.05.2019
Kästner bringt Klang in die Kirche
HINDENBERG. 140 Gäste lauschen in Hindenberg dem vielseitigen Programm von Musikschülern.
Fast bis auf den letzten Platz besetzt war die Hindenberger Kirche bei einer Veranstaltung aus der Reihe �Musikschulen öffnen Kirchen�. Im Mittelpunkt stand Erich Kästners �fliegendes Klassenzimmer.
Foto: Philipp Brendel
„Das fliegende Klassenzimmer“ ist eines der bekanntesten Werke von Erich Kästner. Dieses Jahr würde der Autor, dessen Werke bis heute die Jugend begeistern, 120 Jahre alt werden. Doch was haben die Heldinnen und Helden aus Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“, wie beispielsweise der gerissene Martin Thaler oder der furchtsame „Uli“, mit dem beschaulichen kleinen Lübbenauer Ortsteil Hindenberg und dessen Dorfkirche zu tun?
Dass Kästners Werk aktueller denn je ist, haben die Schüler der Musikschule Luckau bewiesen. Unter dem Motto „Das musikalisch fliegende Klassenzimmer“ bringen sie ordentlich Leben in die alten Gemäuer der Kirche Hindenberg.
Mit beschwingten und berührenden Werken, von der Klassik bis zum traditionellen Volkslied, von Beethoven bis Andrew Lloyd Webber, präsentieren die Musikschüler ihr musikalisches Geschick. Zugleich geben sie episodenhaft Einblicke in Kästners „Fliegendes Klassenzimmer“. Witz, Spaß und Schabernack bringen die rund 140 Besucher regelrecht zum Abheben.
Lacher und Nachdenkliches
Besonders die schauspielerische Darstellung der bekannten Szene „Das verhexte Telefon“ sorgt für reichliche Lacher unter den Gästen. Die amüsanten Anekdoten aus Kästners Werk wechseln mit Musikstücken wie etwa dem nachdenklichen „River Flows“ von Yiruma.
Volkslieder wie „Kuckuck rufts aus dem Wald“, musikalisch variiert mit der Trompete, gehören ebenso zum Repertoire. Feierliche Klänge erschallen mit einem Menuett aus Händels Feuerwerksmusik, welches Nele Druschke auf der Violine begleitet. Seit 2011 ist sie Schülerin der Musikschule Luckau und nimmt nun schon zum zweiten Mal an der Konzertreihe „Musikschule öffnen Kirchen“ teil. Trotz leichter Aufregung, vor so vielen Leuten zu spielen, ist es eine große Freude für sie, ihre Liebe zur Musik einem Publikum präsentieren zu können. Dies sei schließlich auch Anliegen der Konzertreihe, wie Martina Moriabadi, Leiterin der Musikschule Luckau, verdeutlicht: „Es geht uns darum, all die kleinen Dorfkirchen zum Klingen zu bringen.“
Dorfkirchen unterstützen
Genau dies ist das Ziel des Projekts „Musikschule öffnen Kirchen“. Es geht darum, Dorfkirchen in ganz Brandenburg zu unterstützen. Hierbei sucht sich eine Musikschule eine bestimmte Kirche als Kooperationspartner.
Gerade die Dorfkirchen sollen durch freiwillige Spenden der Gäste dieser Benefizkonzerte unterstützt werden, wie Martina Moriabadi verdeutlicht: „Dorfkirchen stehen oft nicht im Fokus der Öffentlichkeit. Doch auch deren Schätze und Kunstwerke müssen erhalten werden.“
So ist auch Carola Graßmann, welche die Pfarrstelle in Hindenberg seit August 2018 begleitet, für das Benefizkonzert mehr als dankbar, da der Zahn der Zeit schon sichtlich an der Kirche Hindenbergs genagt hat: „Die Erhaltung einer Kirche ist mit einem enormen Aufwand verbunden. Das Konzert ist eine gute Möglichkeit, unsere Eigenmittel für dringend notwendige Restaurierungen der Kirche aufzubringen.“
Effekt für Hindenberg
Für den Ortsvorsteher Hindenbergs Rico Angermann bringt das kunterbunte Konzert generell einen positiven Effekt für Hindenberg: „Es ist natürlich auch eine Werbung für unser Dorf.“
So finden sich auch an einem sonnigen Nachmittag, der vor und nach dem Konzert mit Kaffee und Kuchen genussvoll begangen werden kann, nicht nur Einwohner Hindenbergs in der altehrwürdigen Kirche zusammen, sondern ebenso zahlreiche Gäste aus den umliegenden Dörfern und Ortschaften.
Birgit Lengert, die seit sechs Jahren in Hindenberg lebt, betreibt bis heute ein Geschäft für Spielwaren in Berlin. Doch bedingt durch die Sehnsucht nach der Landluft zog sie wieder in die ländliche Idylle. Das Konzert am Wochenende begeisterte sie vollends: „Es bringt Leben nach Hindenberg, und es ist ebenso schön, wenn so viele Menschen zusammenkommen und sich miteinander freuen.“
von Philipp Brendel, erschienen in der Lausitzer Rundschau