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02.10.2013

Goßmar sang – und welch‘ ein Vergnügen

Mischung aus Lesung, szenischer Darstellung und Gesang kam bei Besuchern gut an
GOSSMAR Ein Konzert über berühmte Frauen versprach der Goßmarer Chor „Viva la musica“ kürzlich in der Dorfkirche. Und zu Gehör und vor Augen kam eine hoch-amüsante „musiktheatralische Aktion“ aus Lesung, szenischer Darstellung und viel Gesang.

In der Goßmarer Kirche zeigte der Chor „Viva la musica“ eine hoch-amüsante musiktheatralische Vorstellung.
Foto: L. Treder-Schmidt

 

Als erste Frau wurde Elisabeth von Thüringen vorgestellt. Mit Texten und Liedern führten die Choristen durch ihr Leben und Wirken, wobei sich auch zwei junge Sängerinnen zu klangvollen Solos getrauten. Dann lernten die Zuhörer in Erzählung und Lied Katharina von Bora als energische Haushälterin kennen, die Luther für seine theologische Arbeit den Rücken tatkräftig freihielt, so dass er anerkennend und dankbar von „Mein lieber Herr Käthe“ sprach. Eine tatkräftige Frau, die auf ihre Art auch Kirche gebaut hat.

Viel zeitnäher, als Frau der Nächstenliebe unserer Tage, wurde dann an Mutter Theresa in ihrem Leben und Wirken textlich und musikalisch erinnert. Delikat gezupfte Zwischenspiele auf der „klassischen Gitarre“ leiteten über zu Frauen aus ganz anderen Welten: Margarethe Steif wurde als durch Krankheit schwer gezeichnete und zugleich höchst tatkräftige und erfolgreiche Unternehmerin präsentiert – auch musikalisch mit einem munteren Teddy-Lied über eines ihrer kuscheligsten Geschöpfe.

Alle Damen waren bis dahin zusätzlich mit spezifischen Attributen vorgestellt worden – die auf einem Tisch versammelt wurden. Das folgende Attribut, ein Globus, lies die Zuhörer rätseln. Doch der Name von Hans Leip, Textdichter, half den Kennern schon weiter: Er war, ein schönes Zitat, in den Jahren des Zweiten Weltkriegs der einzige Deutsche der allen Menschen Freude brachte – mit Lilli Marleen, dem Lied, das um die Welt ging – es sollte für Marlene Dietrich stehen (Obwohl natürlich von Lale Andersen kreiert und so zunächst von Goebbels verboten.).

Es ging tatsächlich im Krieg um die Welt, und so sangen die Goßmarer Musiker es vor: den Originaltext und dann mit sehr schön gesungenen Soli in Russisch und in Englisch und auch in einer französischen „Annäherung“.

Die musikalische „Schau“ endete mit einer heiteren Note – das letzte unvergängliche, literarisch und historisch bedeutende Mädel war niemand anders als Rotkäppchen, in den Rollen treffend verkörpert von einem niedlichen kleinen Goßmarer Mädel, ihr Retter war ein stolzer, Gewehr tragender junger Goßmarer Jägersmann, der vorher schon sich als tatkräftiger Sänger gezeigt hatte; der bisswütige Wolf aus dem Lausitzer Wolfschutzprogramm dirigierte vom Bett der Großmutter aus mit der rechten Pfote den Chor, während er mit der Linken Rotkäppchen heranwinkte …

Nach einem Schlussgesang wollte der Beifall kaum enden, dem ein gemeinsam mit dem Publikum gesungener Kanon als Zugabe folgte. Beim anschließenden Kaffee und Kuchen vor der Kirche in heiterer Herbstsonne war die Freunde am Singen ein zentrales Thema in den Gesprächen – eine der Sängerinnen erinnerte dabei als weiteres Beispiel an das große Gemeinschaftssingen in Luckau am Mühlentag …

Es war diese Freude am Singen – neben der an dem kurzweiligen und heiteren Konzert – die den Nachmittag so bemerkenswert machten, weil er im besten Sinne dem entsprach, was die Musikstiftung Brandenburg der Stadt Luckau mit ihrem Projekt „Luckau singt“ zu verwirklichen hofft: In dem Goßmarer Chor „Viva la musica“ haben sich Menschen aller Altergruppen und verschiedener Herkunft eines Dorfes zusammengefunden: Sie singen ohne alles Spezialistentum aus der hör- und sichtbaren Freude am musikalischen Ausdruck und so es auch dem Publikum eine Freude zu hören, wie der Chor sich über die vielen Übungsstunden und seine thematisch originellen Programme klangvolle Einstimmigkeit, tragfähige Mehrstimmigkeit und Kanongesang erarbeitet und auch einige seiner Sängerinnen zu klangschönem Sologesang ermutigt hat.

Die wöchentlichen Proben leitet ehrenamtlich Carola Graßmann, die auch die spirita rectoris hinter den originellen Programmen ist – und sie erhielt vom Publikum einen dankbaren herzlichen Sonderapplaus. Sie leitet übrigens – neben ihrem Katechetenberuf und anderen Aktivitäten – auch noch einen hörenswerten Blockflötenkreis in Gießmannsdorf und den Walddrehnschen Kirchenchor. Wenn „Luckau singt“ – Carola Graßmann hat einen bedeutenden Anteil daran: Danke!

Von Lothar Treder-Schmidt, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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