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09.09.2018

Glockenzauber im Gotteshaus

PRENSDORF Vertraute Töne mal ganz anders mit dem Handglockenchor aus Gotha in Prensdorf.

Der Handglockenchor unter Leitung von Matthias Eichhorn hat das Publikum in der Prensdorfer Kirche begeistert.
Foto: Carmen Berg

 

Glocken gehören zu einer Kirche. Dennoch vermögen sie zu überraschen. So erleben es Besucher eines Konzertes mit dem Handglockenchor aus Gotha im Prensdorfer Gotteshaus.

Der Kirchturm wie auch die Deckenmalereien im Kirchenschiff sind seit dem Vorjahr aufwendig saniert worden. Engagierte Prensdorfer um Ines Kafert und Doreen Roy machten sich für den Erhalt ihres Gotteshauses stark. Gemeinsam mit Pfarrerin Britta Rostalsky entwickelten sie spannende Ideen, die Menschen in das barocke Kleinod locken. Das Gastspiel des Handglockenchores aus Gotha ist ein Höhepunkt der Saison.

In den USA sind Handglockenchöre in etwa so verbreitet wie hierzulande Posaunenchöre, erklärt der Leiter des Ensembles Matthias Eichhorn. In Deutschland hingegen sei die Glocke als Musikinstrument weithin unbekannt. Knapp 30 Handglockenchöre gibt es. Das Gothaer Ensemble, gegründet 1987, war das erste und einzige in der ehemaligen DDR. Ein Pfarrer aus Dayton im US-Bundesstaat Ohio hatte in den 1980er Jahren die Idee einer kirchlichen Partnerschaft mit der Gothaer Augustinergemeinde. Weil das aber zu jener Zeit mit dem „Klassenfeind“ kaum machbar war, nahm man den Umweg über einen Kulturaustausch. „Zwei Jahre hat es gedauert, bis die ersten gespendeten Handglocken aus Amerika eingeführt werden durften“, erzählt Matthias Eichhorn.

In seinem Orchester spielen Mitglieder vom Vorschulkind bis zum Erwachsenen. Der bekannte Choral „Eine feste Burg ist unser Gott“ erfüllt den Kirchenraum. Weitere, für Handglocken neu arrangierte Stücke erklingen, darunter Melodien aus dem Musical „Die Schöne und das Biest“ und volkstümliche Weisen.

Jede der Bronzeglocken hat einen Griff. Indem der Spieler sie bewegt, bewegt sich auch der Klöppel und erzeugt den Ton. Eine spezielle Vorrichtung im Innern verhindert das Zurückschwingen des Klöppels zur gegenüber liegenden Seite. Auf diese Weise gibt es keinen Klingklang-Effekt wie bei den üblichen Kirchenglocken. Die Musiker tragen Handschuhe, damit die Glocken nicht beschlagen. Die kleinsten sind so winzig wie Weihnachtsdekorationen, die größte besteht aus leichtem Aluminium und bringt dennoch fünf Kilo auf die Waage. Nach dem Konzert dürfen die Zuhörer sich selbst als Glockenspieler ausprobieren. Als man sich danach auf dem Kirchplatz zum Grillfest trifft, das die Prensdorfer vorbereitet haben, ist sich die Runde einig: Es war ein ganz besonderer Abend.

Von Carmen Berg, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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