Schwerpunkte

Kulturarbeit
→ zurück

03.06.2008

Frühe Musik aus drei Kulturen
in historischem Ambiente

Konzert in Riedebecker Kirche / 3.000 Euro für Förderkreis
RIEDEBECK. Ein Hörerlebnis besonderer Art haben drei international renommierte Musiker, spezialisiert auf Musik des Mittelalters, dem Publikum in der Kirche von Riedebeck bereitet. Musik aus drei Kulturen – arabische, christliche und sephardische (jüdisch-spanische/d. Red.) Klänge des elften bis 13. Jahrhunderts – brachten sie auf Instrumenten zu Gehör, die zur Bauzeit der romanischen Feldsteinkirche genutzt wurden. Das Konzert stand symbolisch für ein friedliches Zusammenwirken der Menschen verschiedener Kulturen.

Annegret Gehrmann, Vorsitzende des Förderkreises Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz, nahm den Scheck über 3.000 Euro vom Vorstandsvorsitzenden der VR Bank Lausitz, Rolf-Jürgen Lenort, entgegen.
(Foto: Birgit Keilbach)

 

Der Veranstalter der Musikreihe in den Kirchen, der Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz, erhielt während des Konzertes einen Scheck in Höhe von 3000 Euro von der VR Bank Lausitz. Der Förderkreis engagiere sich seit Jahren für die Jahrhunderte alten Gotteshäuser in der Region und leiste damit einen bedeutsamen Beitrag zum Erhalt dieses wertvollen Kulturschatzes, begründete Vorstandsvorsitzender Rolf-Jürgen Lenort die Auswahl dieses Vereins für die finanzielle Zuwendung. Im Rahmen der Aktion „52 Erfolgswochen“ unterstütze die Bank in diesem Jahr 52 gemeinnützige Vereine bei der Verwirklichung sozialer oder kultureller Ziele, ergänzte er. „Ein Teil des Geldes wird auch für die Kirche in Riedebeck verwendet, so wie wir es in der Bewerbung geschrieben haben“, versicherte Annegret Gehrmann, Vorsitzende des Förderkreises.

Das sonntägliche Konzert ist von der Kulturstiftung des Bundes als eines von 30 Projekten im Wettbewerb „Kunst und Kultur in brandenburgischen Dorfkirchen“ sowie vom Landkreis Dahme-Spreewald gefördert worden (die RUNDSCHAU berichtete).

Dass sich diese Investition gelohnt hat, bewies der begeisterte und lang anhaltende Beifall der Zuhörer in der Riedebecker Kirche. Erst nach einer Zugabe entließen sie die drei Musiker nach zwei anrührenden und bewegenden Konzertstunden in der authentischen Atmosphäre des mittelalterlichen Gotteshauses.

„Die Zeit des elften bis 13. Jahrhunderts war eine Blütezeit der Kunst, Kultur, Wissenschaft und Kartografie, denn in dieser Zeit wirkten Juden, Christen und Muslime friedlich zusammen“, erläuterte Judy Kadar. Diese werde daher als die „Zeit der drei Kulturen“ bezeichnet. Als einziger in Europa habe der spanische König Alfonso el Sabio eine von den Kalifen des arabischen Raumes schon länger gepflegte Kultur übernommen. Gelehrte, Wissenschaftler, Musiker und andere Künstler habe er an seinem Hof in Toledo versammelt, sagte die gebürtige Ungarin, die mit dem aus Syrien stammenden Farhan Sabbagh und dem Deutschen Klaus Sonnemann das Musikertrio „Collage – Forum für frühe Musik Berlin“ bildet.

Die drei Spezialisten der frühen Musik brachten Stücke zu Gehör, entnommen dem während dieser kulturellen Blütezeit entstandenen Liederbuch mit über 400 „Cantigas de Santa Maria“. In diesen werde die heilige Maria besungen. Das Buch enthalte zudem Darstellungen der Musiker mit ihren Instrumenten, erläuterte Farhan Sabbagh, der während seiner Solovorträge auf der Rahmentrommel und mit Schellen mit atemberaubender Fingerfertigkeit beeindruckte.

Ihre Virtuosität bewies Judy Kadar sowohl an der Harfe als auch auf dem kleinen und großen Psalterium, auch Saitentrommel genannt. Letzteres habe er nach einer Vorlage komplett aus Holz selbst gebaut, sagte Klaus Sonnemann. „Es ist im Prinzip eine Kiste mit Saiten darauf, die in allen Kulturen existiert, als Zither, Zimbalon oder Hackbrett beispielsweise“, erläuterte der Musiker. Das große Psalterium biete die stimmlich passende Begleitung zur Schalmei, fügte der Spezialist für die frühen Holzblasinstrumente an.

Die Schalmei klinge in der Akustik des Kirchenschiffes besonders gut, gab Evelin Kahlmann aus Schlabendorf ihren Eindruck wieder. „Es ist erstaunlich, welche Vielfalt an Tönen die Musiker auf diesen alten Instrumente hervorbringen können“, sagte die Schlabendorferin. „Damit wir die Musik auch zu Hause hören können, haben wir uns sofort eine CD gekauft“, ergänzte ihr Mann Berno. „Die Musik ist wirklich etwas Besonderes. Sie klingt ungewohnt, passt aber sehr gut zu dieser Kirche“, stellte Irmgard Müller aus Zöllmersdorf fest.

von Birgit Keilbach

→ zurück