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18.07.2006

EinjungerBriteentdecktLuckausDonat-Orgel

Jonathan Clinch aus Oxford gab Konzert in der Nikolaikirche
LUCKAU. Ein Treff der Neugierigen ist das Orgel-Konzert in der Luckauer Nikolaikirche am Sonntag gewesen. Das Publikum war gespannt auf den 21-jährigen Organisten aus Oxford, Jonathan Clinch. Er ist einer der jüngsten Organisten, die seit langem auf der ehrwürdigen Donat-Orgel gespielt haben. Und der Brite Clinch selbst war auf die große Orgel mit dem großen Namen neugierig.

Organist Jonathan Clinch aus Oxford war neugierig auf den Klang
der Luckauer Donat-Orgel aus dem 17. Jahrhundert. Er gastierte am
Sonntag in der Luckauer Nikolaikirche.

 

„In Großbritannien gibt es für Orgeln keinen Denkmalschutz“, erläutert der Assistent des Organisten, Stefan Schwarz. Die Instrumente im Königreich würden immer dem Zweck und dem Zeitgeist angepasst. Die Luckauer Orgel auf der Westempore der Nikolaikirche, von Christoph Donat in den Jahren zwischen 1672 und 1673 erbaut und danach immer wieder nach den Bauplänen des Meisters repariert, habe daher für Kirchenmusiker von der Insel eine große Anziehungskraft, so Schwarz.

Clinch ist ein besonders begabter Musiker. In diesem Jahr hat er nach eigener Aussage sein Studium der Musikwissenschaften an der Universität Oxford mit dem Abschluss „Master“ beendet. Er ist demnach Organist und Chorleiter in etlichen Fakultäten der Oxforder Universität, widmete sich in seiner Master-Arbeit unter anderem der Situation des englischen Orgelbaus. Schon deshalb fasziniere ihn die ehrwürdige Orgel in Luckau, sagt er.

„Wir wollen die vielen Möglichkeiten des herrlichen Instrumentes in der Luckauer Kirche zeigen und auch wissen, wie das Instrument unter den Händen von Clinch klingen kann“, erklärt Stefan Schwarz dem Publikum. Das Programm des Sonntags-Konzertes ist bunt wie die der Partituren. Johann Sebastian Bachs berühmte und kraftvolle Toccata und Fuge in d-Moll spielt Jonathan Clinch so, als würde er sich mit der großen Orgel mit ihren 44 Stimmen nähern wollen. Heiter und in hellen Tönen erklingt die Toccata, die Bach als Vorspiel der Fuge verstanden wissen wollte, und in der Fuge wird deutlich: Der Musiker genießt hörbar die Klangfülle dieses wunderbaren großen Instrumentes.

Der Gast von der Insel lotet alle Feinheiten der Donat-Orgel aus. Bei „Mozart Changes“ des zeitgenössischen Komponisten Zsolt Gárdonyi erklingen sogar der Zimbelstern mit seinen Glöckchen und der Vogelsang – die Hörer sind entzückt. „Das alles kann dieses Instrument“, sagt Roswitha Messner aus Dresden erstaunt. Sie sei froh, dieses Konzert nicht verpasst zu haben. Zuvor hat Clinch seine Hörer mit Werken britischer Komponisten wie William Harris, Hubert Parry und Herbert Howells sowie des Belgiers Joseph Jongen bekannt gemacht und die stimmliche Vielfalt des Orgelspiels in Luckau verdeutlicht. Diese Künstler schufen ihre Werke allesamt im 20. Jahrhundert.

Wolfgang Amadeus Mozart ist in seinem Jubiläumsjahr mit der musikalisch schwer zu interpretierenden f-Moll-Fantasie im Konzert vertreten. Heiter-filigran erklingt auf der Orgel der Eingangssatz, dem das Hauptthema strahlend und kräftig folgt.
„Oxforder Gäste als Chor hatten wir im vergangenen Jahr. Sie freuten sich über unsere Kirche“, sagt Pfarrerin Eva-Maria Wilke gegenüber der RUNDSCHAU. Tonaufnahmen hätten die Briten auf die Kirche aufmerksam gemacht. „Jonathan Clinch hat uns große Freude gebracht“, erklärt die Pfarrerin weiter. Dem Briten scheint es in Luckau auch gefallen zu haben. Er werde gern wieder hierher kommen, sagt er. (-ds)

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